Gestern Abend habe ich eine der tollsten Facebook-Seiten überhaupt entdeckt. HUNDE RAUS AUS ÖSTERREICH! Ich habe mich köstlich amüsiert über die fantastischen Beiträge und die tollen Kommentare dazu. Sogleich habe ich meine gesamte Freundesliste eingeladen dieser Seite zu folgen und prompt trudelten die ersten entsetzten Nachrichten ein. "Hast du mich ernsthaft eingeladen dieses Vorhaben zu unterstützen? Ich dachte du liebst Hunde, du hast doch selbst einen." Ja, das stimmt, ich besitze einen Pinschermix, Sir Henry ist sein Name. Ich teile mir meine Wohnung mit ihm, besorge ihm regelmäßig Futter und wir unternehmen viel zusammen. Wir spielen und kuscheln gemeinsam und dank mir kann er auch einige Kunststücke für die uns viele beneiden. Henry ist mir ein guter Freund, bringt mich auf seine tollpatschige Art zum Lachen - ich bin wirklich dankbar ihn zu haben. Und in seinen großen Knopfaugen kann ich immer wieder sehen, dass er mir ebenfalls dankbar ist.

Aber nicht immer war es so harmonisch. Henry war als Welpe und Monate danach unglaublich anstrengend. Er kam mir wie ein aufziehbares Spielzeug auf Speed vor. Wir gingen gefühlte 39845 Mal am Tag raus, er kaute an allem herum und wollte ständig spielen. Um dies und vieles mehr in den Griff zu bekommen, brachte ich viel Kraft, Zeit, Konsequenz und vorallem Geduld auf. Aber ich habe uns nicht aufgegeben, habe daran gearbeitet ruhiger und nachsichtiger zu werden, ihn zu verstehen, dass er außer mir niemanden hat, nirgends hin kann, sich seine Situation nicht ausgesucht hat und jetzt, fast vier Jahre später bin ich stolz sagen zu können, dass wir das perfekte Mensch-Hund-Team sind. Jetzt wünschen sich viele meiner Freunde und Bekannten (m)einen Henry was vor einigen Jahren nicht der Fall war.

Und dennoch bin ich der Meinung dass "HRAÖ" eine grandiose Idee ist. Im FPÖ-Stil kämpft die vor wenigen Wochen gegründete Partei gegen die Überhundung Österreichs. Mit Slogans wie: "Heimatliebe statt Würschtldiebe" oder "Rot-Weiß-Rot statt Hundekot" versuchen die Admins und überzeugte Anhänger der "HRAÖ", die Guthundemenschen wach zu rütteln und den Facebook-Usern vor Augen zu halten, welche katastrophale Bedrohung von den Vierbeinern ausgeht.

Du verstehst immer noch nicht wieso mir die Seite so gut gefällt?

Zugegeben, bislang habe ich noch keine starken Argumente vorgewiesen die meine Entscheidung bei den nächsten Wahlen "HRAÖ" anzukreuzen, untermauern, aber vielleicht schafft es das folgende Zitat einer aufgebrachten Contra-"HRAÖ"-Leserin, welche by the way, zur Leserin des Tages gewählt wurde: "Ihr seid nicht nur feig sondern auch unlustig.... Abscheinend habt ihr den Intelligenzquotienten einer leeren Mülltonne.... Und ich gehöre nunmal der Arischen Rasse an, bin gerne Blond" "(...) Ihr seid also dafür das unsere Rasse austirbt bis nur mehr Ali´s, Mohammed´s usw Übrig sind? Ich hab ja nicht gegen alle Ausländer was, nur gegen die, die dem Staat auf der Tasche liegen, nicht arbeiten oder unsere Sprache nicht lernen wollen... Wir hatten im Poly einen Schüler der kein Wort Deutsch Verstand.... Und der hat dann eine Lehrstelle bekommen.... Sehr lustig für seine Arbeitskollegen da bin ich sicher"

Abgesehen von den Grammatik- und Rechtschreibfehlern, die ich genüsslich übernommen habe, liest du die doppelte Ironie heraus und verstehst mich jetzt vielleicht besser?

Ehrlich gesagt finde ich es traurig und unnatürlich auf diesem Weg dieses Problem in Österreich anzusprechen, Menschen mit Tieren zu vergleichen, aber da ich es als Flüchtlingskind in den vergangenen Jahren oft natürlich, also mit Worten und konstruktiven Kritiken an unserer Regierung, versucht habe und unzählige Male an Vorurteilen gescheitert bin, sehe ich mich praktisch gezwungen sarkastisch meinen Frust über teils hirnlose Aussagen und Meinungen kundzutun. Denn nur Wenige setzen sich mit Themen wie Asyl, Asylantenheim, Flüchtling, Arbeitsgenehmigung, Ausländerquote usw auseinander und noch weniger können nachempfinden wie es den meisten Menschen geht die ihre Heimat und ihre Familien verlassen müssen aus wirtschaftlichen Gründen, wegen Kriegen oder religiöser Verfolgung usw - und dennoch urteilen viele ohne dieses Hintergrundwissen. Und statt diesen Menschen, wie ich damals Henry, eine ernst zu nehmende Chance zu geben ihr Leben zu ordnen, sich zu integrieren, Verständnis aufzubringen und selbstverständlich Geduld, empfangen sie potenzielle "Neu-Österreicher" mit einer für mich nicht nachvollziehbaren Angst vor Neuem - nach dem Motto: lieber zwei Schritte zurück als einen nach vorne.

Und so werde ich auch in Zukunft dafür kämpfen dass Hunde unsere Sprache lernen, sich integrieren und arbeiten aber den stolzen, steuerzahlenden, fleißigen Österreichern die Arbeitsplätze nicht wegnehmen, nicht auf deren Kosten leben und abgeschoben werden falls sie sich nicht menschenkomfort verhalten um gewissen Menschen zu beweisen wie lächerlich und engstirnig sich diese benehmen.

so und hier der Link zur besagten Seite: https://www.facebook.com/pages/Hunde-raus-aus-%C3%96sterreich/344105355770368?fref=ts

und einer zu einem Artikel von VICE zu dem Thema: http://www.vice.com/alps/read/diese-plattform-will-verhindern-dass-oesterreich-vor-die-hunde-geht-184?