Integrationsunwilligkeit + kleine Liebeserklärung an Frau Susanne Scholl

Die Frau Scholl mag ich gerne. Nicht nur, weil wir meistens die selbe Meinung vertreten, sondern weil sie mir sympathisch ist. Eine starke Frau, der ich gerne zuhöre und deren Texte ich verschlinge. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte sie damals zum Beispiel als Klassenvorstand gehabt, dann wäre ich vielleicht früher mit interessanteren und ernst zu nehmenden Themen in Berührung gekommen.

Vor einigen Tagen hat sie hier auf fischundfleisch.at ihre Meinung zum Thema Integrationsunwilligkeit kundgetan (Das neue Unwort des Jahres). Herzlichen Dank Frau Scholl. :)

Jedes Mal, wenn ich etwas über Integrationsunwilligkeit in Zusammenhang mit "die Sprache nicht lernen wollen" lese, denke ich an meine liebe Mama. Die Arme hat in den vergangenen 20 Jahren etliche Deutschkurse belegt und sich wirklich bemüht, sie wollte tatsächlich Deutsch lernen. Ich habe versucht, ihr gewisse Dinge bzgl der deutschen Sprache zu erklären, aber es macht einfach keinen Sinn für sie, bzw wusste ich nicht, wie ich ihr diese Dinge, die ich zwar beherrsche, aber nicht wirklich begründen kann, erklären soll. Deutsch ist übertrieben schwer zu lernen. Vor allem wenn man dies mit Anfang 30 muss, sich gleichzeitig um alltägliche Probleme, Haushalt, Kinder, Ehemann und die überlebenden Familienmitglieder im vom Krieg zerstörten Heimatland kümmert. Physisch und vor allem psychisch stieß sie dabei oft an ihre Grenzen und hatte, was mir am meisten leid tut, keine Möglichkeiten sich persönlich weiter zu entwickeln und zu tun was ihr Spaß macht.

Sie suchte sich bald eine x-beliebige (schlecht bezahlte) Arbeitsstelle, um Geld zu verdienen. Dort arbeiteten überwiegend Ausländer, meist Leute aus dem Balkan, so wurde sie nicht wirklich in Gespräche verwickelt, die ihre Sprachkenntnisse förderten. Weiters hat Deutsch überhaupt nichts mit ihrer Muttersprache zu tun! Alleine die Artikel - sie verstand einfach nicht wieso zB DER Tisch männlich ist um nur ein Beispiel zu nennen. Im Bosnischen gibt es keine männlichen Tische oder weiblichen Lampen, es sind halt einfach Gegenstände. Verwirrend war die Geschlechtszuweisung auch, weil man zwar DIE Frau sagt, aber es ist DAS Mädchen usw. Mit der Zeit hat sie viele zum Nomen passenden Begleiter auswendig gelernt, klingt wahnsinnig lustig wenn sie versucht die dazugehörigen Fälle zu erraten. Manchmal, wenn sie raten muss, lässt sie die Artikel einfach weg und das klingt ebenfalls unglaublich witzig! Aber das war es auch schon, es klingt witzig, sinngemäß kann sie sich wunderbar verständigen und dennoch wurde sie oft nicht ernst genommen oder sogar, bitte um Verzeihung, verarscht. Mit Integrationsunwilligkeit hat das absolut nichts zu tun - viel mehr mit der individuellen Situation für die man Verständnis aufbringen kann und sollte.

Die vermeintlich einzige Lösung: "Sprich deitsch oder schau dasst weida kimmst. Wie, is mia egal!"

Selbstverständlich gibt es welche die sich weigern die geforderte Sprache zu erlernen. Aber ganz ehrlich, wenn ich mir Blogs und Kommentare im Web ansehe muss ich mir oft aufs Hirn greifen. Viele Österreicher beherrschen die Grammatik und/oder Rechtschreibung nicht bzw vergewaltigen diese nahezu! Besonders grob greif ich mir aufs Hirn, wenn es heißt, Ausländer (Asylanten, Wirtschaftsflüchtlinge odgl.) müssen Deutsch sprechen oder zurück in die Heimat gehen. Zeige nicht mit dem nackten Finger auf andere Leute, oder so ähnlich?Ach ja, beiläufig noch: mein persönliches Unwort des Jahres bzw des Jahrzehnts ist definitiv GUTMENSCH!

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Flo P Schmidt

Flo P Schmidt bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

umiihoney

umiihoney bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

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