Bewaffnete erschossen 10 Mitarbeiter der französischen Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und zwei Polizisten in Paris. Die Täter schrien in perfektem Französisch "wir haben den Propheten gerächt" - Islamisten. Brennende Moscheen als Antwort. Marine Le Pen von der Front National nutzt die Gelegenheit und will die Todesstrafe einführen. Die Todesstrafe - das macht Angst. Ein erschreckender Hashtag macht sich über die sozialen Netzwerke breit #killallmuslims.
Nicht verstummen. Keinesfalls sollte sich jemand von Attentaten wie zB im Jahr 2011 auf die erwähnte Satirezeitung, einschüchtern und sich den Mund verbieten lassen sondern dagegen ankämpfen. Allerdings sollte es zu denken geben. Ist es sinnvoll weiterhin Öl ins Feuer zu gießen? Wäre es nicht besser mit der zur Verfügung stehenden Macht gezielt etwas gegen den Terrorismus zu unternehmen statt weiterhin einen Propheten an den knapp 1,6 Milliarden Nicht-Extremisten glauben, ins Lächerliche zu ziehen? Meine Meinung. Unbegreiflichen und heiklen Themen kann man bis zu einem gewissen Grad nur mit Humor begegnen. Provokation in Maßen.
So möchte und sollte niemand behandelt werden. Selbst das kritisch beäugelte nordkoreanische Oberhaupt sollte in einer Hollywoodkomödie nicht ermordet werden. Oder Putin als größenwahnsinniger Idiot dargestellt werden, selbst wenn er einer sein sollte. Das ist kein Kindergeburtstag, sondern erstzunehmende Themen, denen man sich vernünftig annehmen sollte. Politiker und Medien schaukeln bewusst oder unbewusst ganze Nationen gegeneinander auf. Wissentlich dass ihnen Millionen Menschen Glauben schenken. Wofür? Ein normaler Erwachsener, dem die Kleinsten vertrauen, wird sich nicht über einen von zwei streitenden Kindern unangebracht äußern und damit die Situation noch mehr anheizen, sondern versuchen verantwortungsbewusst zu schlichten. Und Verantwortung trägt man für seine Leser und Zuhörer, das ist jedem Politiker und Journalisten klar.
Wir nehmen Meinungen anderer an, statt sie uns selbst zu bilden. Ist unsere Gesellschaft zu faul geworden? Verlassen uns auf die Berichterstattung von Massenmedien die gerne schreiben worauf der heutige Leser anspringt. In den kommunikationswissenschaftlichen Studien wird gelehrt, dass eine schockierende Schlagzeile interessierte und aufgebrachte Konsumenten garantiert. Nichts erschüttert mehr als der mögliche bevorstehende Untergang verursacht durch Unbekanntes, die Angst vor Mord und Totschlag. Ein (er-) gefundenes Fressen für alle Rechtsextremen und Islamhasser. Über Facebook und Twitter wird den verunsicherten Menschen eine scheinbar perfekte Lösung geboten: Halt der Islamisierung und Einwanderung! Wenn die Probleme nicht hier sind, dann existieren sie quasi nicht. Pegida.
Alle Welt blickt erwartungsvoll auf Muslime, achtet auf deren Reaktionen und Aktionen. Die muslimische Gemeinschaft soll Verantwortung übernehmen. Die muslimische Gemeinschaft kann nicht mehr und nicht weniger machen als sich von den Handlungen Einzelner zu distanzieren und sich gegen diese Taten aussprechen! Ganz ehrlich, welche Mittel stehen ihnen zur Verfügung? Genau dieselben wie allen anderen Europäern! Oder sollen sie losziehen und alle potentiellen Terroristen mit der gleichen Religion aufsuchen und einbuchten oder zu Le Pen befördern? Was genau wird verlangt? Dafür ist das europäische bzw nationale Justizsystem zuständig und alle sollten gleichermaßen Verantwortung für die verwirrten und irren Individuen tragen.
Pauschalisierung. Dies verursacht durch unnötiges Zusammenschweißen von Worten wie Terrorismus und Islam, welche uns über tägliche Schlagzeilen erreichen. Wäre es richtig Deutschland und Österreich immerfort mit einer kranken Weltanschauung in Verbindung zu bringen? Nein. Es war ein fanatischer Adolf Hitler und seine Anhänger die versuchten Menschen einer anderen Religion angehörig, auszurotten. Manch einer schnauft nun, immer wieder dieses Zurückblicken in die Vergangenheit. Aber die Vergangenheit ist allgegenwärtig. Sie ist der Grund wieso wir heute sind und morgen sein werden. Sie sollte nicht vergessen oder ignoriert werden. Kein Opfer und kein Täter, jemals. Auf keinen Fall die 12 Opfer des Anschlages von vor drei Tagen in Paris, die 6 Millionen Juden in Europa aber auch nicht die 37 Toten in Jemen gestern von denen hier kaum einer weiß. Ruhen sie alle in Frieden. Man darf Muslime nicht mit Terroristen gleich stellen. Man darf nicht zulassen, dass sich dieser Gedanke in den Köpfen der Menschen verankert, denn Muslime sind keine Terroristen. Menschen sind es jedoch sehr wohl.
Heute leben ungefähr 6% Muslime in Europa (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/globale-studie-wo-der-islam-sich-ausbreitet-a-741905.html). 6%.