Immer wenn es irgendwo in der Welt einen Terroranschlag gab, den nachweislich islamistische Terroristen zu verantworten haben, schlägt die Stunde der Differenzierer. Man dürfe jetzt nicht pauschal verurteilen, es handele sich nur um wenige verblendete Menschen, die Mehrheit der Muslime sei friedlich. Dabei handelt es sich bei dieser Aussage eigentlich um eine Binsenweisheit. Warum wird das immer so stark betont, wenn es doch selbstverständlich ist? Es kommt doch auch niemand auf die Idee, alle Norweger mit Argwohn zu betrachten, weil der Naziterrorist Breivik Norweger war und nachweislich für einen der schlimmsten Terrorakte nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich ist. Niemand musste hier zur Differenzierung aufrufen, weil der Norweger Breivik eine absolute Ausnahme war – solches von islamistischen Terroristen zu behaupten, wäre selbst für Cicero eine rhetorische Herausforderung gewesen. An anderer Stelle versagt der Differenzierer leider kläglich. Am Beispiel des Umgangs mit AfD und Pegida wird deutlich, wie dünn hierzulande die Kenntnis von Demokratie, wie undifferenziert der Umgang mit anderen Meinungen geworden ist. Ursprünglich organisierten sich dort nämlich gerade die politisch weder links noch rechts verorteten Menschen, um gegen gewisse extreme Entscheidungen der deutschen Regierung zu protestieren. Sicher waren da auch Typen dabei, denen man zu Recht eine üble Gesinnung vorwerfen konnte. Aber wenn die SPD Sigmar Gabriel verkraftet und Mama Merkel immer noch vorgeben darf, konservativ zu sein, hätte man das auch aushalten müssen. Es ist nämlich nicht nur einfach ein Grundrecht mit Verfassungsrang, frei zu demonstrieren. Es ist Bürgern hoch anzurechnen, wenn sie friedlich für ihre Überzeugungen auf die Straße gehen anstatt am Stammtisch mit hängenden Schultern und resigniert „die da oben machen doch eh was sie wollen“ zu murmeln. Dieses außerparlamentarische Regulativ hatte einst die Grünen hervorgebracht und die Atomkraft überwinden geholfen und an anderer Stelle durch friedliche Proteste dazu geführt, dass die DDR 1989 ohne einen Schuss unterging.
Was war passiert? Die sonst so eifrigen Differenzierer waren mit dem Islam und der Flüchtlingskrise beschäftigt und Presse und Soziale Medien stellten AfD und Pegida pauschal in die Nazi-Ecke, andere Kritiker gleich dazu. Nach und nach räumten nun die frustrierten Pegida-Anhänger das Feld, weil sie sich in dieser Ecke verständlicherweise nicht wohl fühlten. Ausgerechnet die, denen es gerade nicht um Nazi-Ziele ging. Die Extremisten blieben und nun ist Pegida genau das, was die undifferenzierte Berichterstattung immer in ihr sehen wollte. Dem Protest der bürgerlichen Mitte hat es das Rückgrat gebrochen, von dem droht Merkel keine Gefahr mehr. Es kann wieder „durchregiert“ werden, die rechten Spinner können weiter auf der Straße und in Talkshows Pirouetten drehen. Die Differenzierer blieben stumm, als besorgte und engagierte Bewohner dieses Landes auf die Straße gingen und von der undifferenzierten Kritik auseinander genommen wurden, bis nur noch ein extremer Rest übrig war.
Wie wollen wir mit den Hunderttausenden Menschen zusammen leben, die komplett andere Wertesysteme, Religionen und Sprachen mitbringen, wenn wir nicht mal ein paar Tausend besorgte deutschen Demonstranten ertragen können, Frau Merkel? Ertragen, nicht deren Meinung teilen. Das nämlich ist der Wortsinn von Toleranz: Ertragen!
Wenn die Differenzierer nicht weiter wissen und betreten schweigen, treten die Selbsthasservor und verkünden mehr oder weniger deutlich, die Opfer, der Westen allgemein hätten es ja auch nicht anders verdient. All das Elend, das der Westen in die Welt trage, die Kriege, die Waffen, die Ausbeutung, das Öl, besonders das Öl! Provozierende Karikaturen, beleidigte Propheten, getötete Menschen überall und der Westen leide nur mit, wenn seine eigenen Bürger sterben – da müssten wir uns ja nicht wundern, dass die Geknechteten dieser Welt zu Bomben und Kalaschnikows greifen! Dabei merkt der Selbsthasser nicht, dass er sich gerade als üblen Rassisten geoutet hat. Gern sagt er, dass er selbst unsäglich unter dem kapitalistischen System leidet und das Elend der Welt kaum ertragen kann.
Warum versagt er sich selbst dieses „legitime Ventil“ der Gewalt, welches er dem „edlen Wilden“ so bereitwillig zugesteht? Warum unterstellt er dem Terroristen per se eine geradezu minderwertige moralische Konstitution, die ihn zu solchen Taten führen darf oder muss, wo er doch gleichzeitig die Taten als solche verurteilt? Wäre es nicht zumindest im „sportlichen Sinne“ fair, dem Westen denselben Zorn, dasselbe Beleidigt und Missverstanden-Sein zuzugestehen?
Die mangelhafte Chancengleichheit für Muslime ist Selbsthassers Leitmotiv. Schaut man sich aber mal die Geschichte an, so stellt man fest, dass es leider immer wieder Gruppen von Menschen gab, die benachteiligt waren oder es noch sind. Mir ist kein Fall bekannt, in dem irische Einwanderer in den USA ein Theater stürmten um die Besucher als Geiseln zu nehmen oder eine Gruppe Roma die Besucher eines Restaurants in Wien exekutiert hätten, weil auf der Karte „Zigeunerschnitzel“ steht. Weil der Wolf die Stelle als Schäfer nicht bekommt, reißt er die Lämmer? Ein sehr schwaches Argument, denke ich!
Niemand suchte in Aders Breiviks Terroranschlag nach Motiven, die auf irgendeine krude Art seine Tat rechtfertigen könnten – weil es für Morde und Terroranschläge schlicht keine Rechtfertigung gibt! Weder für Breivik, noch für die Terroristen in Paris! Derselben Maßstab, an dem sich Breivik messen lassen musste, gilt auch für jeden islamistischen Terroristen.
Und dann ist da noch er dabei im Triumvirat der Appeaser. Er, der die Wellen glättet, kein Öl ins Feuer gießen will und besonders gern „Eskalationen vermeidet“ um „Konflikte nicht anzuheizen“: Der Beschwichtiger. Viel zu tun hat er, das kann ich Ihnen sagen! Schon ohne Tod und Terror ist das ein Vollzeitjob. Im Fernsehen spricht er von „negativem Wachstum“, Normalität, konstruktiven Gesprächen und notwendiger Deeskalation, bei jedem Iran-Besuch eines Ministers macht er Überstunden. Im Alarmmodus der Terror-Berichterstattung muss der Beschwichtiger nun auch noch Worte einfangen, die unbedacht den Politikermündern entschlüpfen. Krieg ist so ein Wort, da wird er richtig wuschig! „Das könne man so nicht verwenden, das wäre ja genau das, was die Extremisten wollen, nein, weil wir moralisch über den Terroristen stehen, müssen wir besonnen handeln und Ruhe bewahren.“ (Solche Reden gefallen seinem Kollegen Selbsthasser gar nicht, weil dem jetzt auffällt, dass der Beschwichtiger die edlen Motive des edlen Wilden in Zweifel zieht und statt unserer Erbschuld unsere überlege Hormondämpfungsfähigkeit angeführt wird. Das gibt dann schon mal Streit unter Appeaser-Kollegen.)
Die Behauptung, die Islamisten und speziell der IS würden es darauf abgesehen haben, dass wir uns in einen Krieg mit ihnen stürzen, ist eine gefährliche Selbsttäuschung. Fragen Sie doch mal einen vermummten Dschihadisten bei ausgeschalteter Kamera*, was ihm lieber ist. Eine unbewaffnete jüdische Familie in einem Café zu exekutieren oder sich mit einem Trupp Navy-Seals einen Häuserkampf zu liefern? Die Terroristen wollen nicht, dass wir ihnen den Krieg erklären! Sie können auch ohne ‚Krieg‘ prima gegen uns kämpfen und wenn wir uns nicht wehren – umso besser für sie!
Nach dem abgesagten Fußball-Länderspiel gegen die Niederlande wurde wieder mal klar, dass es nicht viel braucht, um unseren friedlichen Alltag zu stören. Ein vergessenes Paket im Zug, ein Rucksack im Stadion…Kleinigkeiten eigentlich. Aber unser Sicherheitsbedürfnis und die Tatsache, dass der Staat zumindest in der Exekutive noch funktioniert, zeigt den Aufwand an, den der weltweite Terror uns aufzwingt, um uns den Anschein von Normalität zu bewahren. Kaum jemand beklagt sich heute noch über die erniedrigenden Kontrollen, die man seit 9/11 an jedem Flughafen über sich ergehen lassen muss, die Einschränkungen in der Privatsphäre, Kameras an Plätzen und Bahnhöfen und vieles mehr. Die Verwendung von Zivilflugzeugen als Waffe war die Erfindung islamistischer Terroristen, das Kidnapping und die Ermordung von Olympiamannschaften oder das Enthaupten von Geiseln vor laufender Kamera ebenfalls. Der islamische Terrorismus hat in den letzten 40 Jahren Unmengen an Geld und Ressourcen buchstäblich verbrannt, die Summe dessen hätte sicher locker gereicht, jene Chancengleichheit herzustellen, der die Islamisten und Terrorversteher gern so tränenreich entgegenfiebern. Die Mittel für die aberwitzigen Sicherheitsmaßnahmen, zu denen der Westen sich nach und nach gezwungen sah, hätte man sicher gern anderen Zwecken zugeführt. Vielleicht ist es höchste Zeit, dass wir erkennen, dass es den Islamisten nicht um Chancengleichheit geht. Sie wollen nichts weniger als unsere Vernichtung, sie wollen uns zu Dhimmis machen, zu Schutzgeldzahlern von ihren Gnaden, oder uns in „unseren Urzustand“ zurück versetzen, denn in ihren Augen sind alle Menschen Muslime. Manche sind nur vom Weg abgekommen. Ich verzichte, danke!
Wir befinden uns längst im Krieg, auch wenn die Bilder gänzlich andere sind als die von den Schlachtfeldern der Weltkriege. Unsere Feinde kaufen unsere Waffen, fahren unsere Autos und surfen gemeinsam mit uns bei Facebook und Instagram. Sie rekrutieren unsere Kinder, um gegen uns zu kämpfen, verschaffen sich unser Geld und vernebeln Journalisten und Politikern den Verstand, so dass sich diese gegen unsere Interessen wenden. Bevor wir in Ruhe überlegen, was zu tun ist, müssen wir wohl erst einmal aufwachen. Ein Facebook-Profilbild in den französischen Farben wird leider nicht ausreichen.
* Wir könnten Jürgen Todenhöfer schicken, der drückt auch noch aus dem schlimmsten IS-Kämpfer eine rührende Träne heraus.