Es ist Zeit für ein Geständnis, eine Liebeserklärung sogar. Jetzt habt ihr mich so weit, ich gebe alles zu: Ja, ich liebe die deutsche Sprache! Ich benutze sie, so oft ich kann. Ich formuliere, fabuliere und vergleiche für mein Leben gern. Das geht manchmal soweit, dass meine Satzpyramiden unter der Last, die ich ihnen aufbürde, zusammenbrechen. Es stimmt nämlich leider auch, dass ich dieser meiner Liebe hin und wieder schlimmes antue, wenn ich Fehler mache, die Groß/Klein-Schreibung durcheinanderbringe oder grammatikalische Regeln gröblich missachte. Zu meiner Verteidigung kann ich nur anführen, dass ich dies nie absichtlich tue – was mir beim Deutsch-Diktat in der Schule leider nie mildernd angerechnet wurde.
Ob Dialekt, Fachsprache oder „Isch macht’sch bladd, ey“ – Deutsch wird mit allem fertig. Deutsch bedient sich sogar skrupellos am Wortschatz anderer Sprachen, wenn sich dort praktische Begriffe finden. Unsere Sprache war anpassungsfähig und lebendig – bis eines Tages die Glaubenskrieger der Genderitis ein wehrloses Opfer in ihr fanden!
Es ist schon eine Weile her, dass es genügte, am Ende eines Textes zu vermerken, dass aus stilistischen Gründen und zur besseren Lesbarkeit auf eine vollständige, genderkorrekte Ansprache verzichtet wurde, und der Leser (oder die Leserin) sich das passende bitte dazu denken möge. Es war wohl stets eine zu starke Zumutung für die Leser, immer bis zu der erklärenden Stelle vordringen zu müssen, deshalb kam dann (m/w) in Mode, dann das Binnen-I, später Schreibweisen mit Unterstrichen und so weiter und so fort. Der Kampf ist ein leichter und er findet unter dem wehenden Banner des Feminismus und der Gleichberechtigung statt, unter dem wahrlich schon gute und wichtige Kämpfe ausgefochten wurden. Das Schlachtfeld Sprache freilich leistet keine Gegenwehr, es ist nicht mit ernsthaftem Widerstand zu rechnen, man führt keine Revolution an. Man delektiert sich an Worten, denen man eine innewohnende Diskriminierung zurechnet, die sie nie hatten.
Wenn nun am 13.10.2016 die Ratsfraktion der Linken in Flensburg zur Ratsversammlung erscheint und ihre Beschlussvorlage zur „Gendergerechten Sprache“ einbringen wird, könnte der Anfang vom Ende der Diskriminierung von Büro-Gegenständen beschlossen werden. Wenn alles gut läuft, wird der Fortschritt des Genderismus über die verkomme alte Sprache von Goethe, Kant und Luther siegen und es wird endlich ScannerInnen, ComputerInnen, BleistiftanspitzerInnen, PapierkörbInnen, BriefköpfInnen und AbfalleimerInnen geben. Und nicht zu vergessen, die Lorio‘sche „Heinzelmann-Version“ des Staubsaugers, die StaubsaugerIn.
Bei der ersten deutschen Rechtschreibreform zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand der Kaiser lediglich darauf, das „h“ in Thron unangetastet zu lassen. Er konnte es nicht ertragen, dass sich jemand an diesem exklusiven Möbel zu schaffen machte. Die Linken sind da deutlich weniger zartfühlend, unter einer Revolution macht es die Linke in ihren Kämpfen nicht! Aber wen richtet man hin, gegen wen geht man auf die Barrikaden? Der Marktwirtschaft hat man nichts Wirksames entgegenzusetzen, Freilandversuche mit Sozialismus scheitern von Beginn an mit einer ungeheuren Bandbreite – es passt viel kunterbuntes Versagen zwischen Castro und Pol Pot. In der praktischen Regierungsarbeit und der Verwaltung ist die Linke denselben Zwängen und Realitäten unterworfen, wie andere Parteien auch. Im Grunde bleibt nur die Sprache als Kampffeld, also lässt man seine Gestaltungsswut an ihr aus.
Aber nicht mit mir! Ich verweigere mich nach wie vor dem Genderwahnsinn und einer übertriebenen Geschlechterdebatte, die besonders Linke und Grüne zum Popanz aufgeblasen haben. Ich nehme meinen Bleistift, spitze ihn mit meinem Bleistiftanspitzer, schreibe auf ein Blatt Papier „Sprachvergenderung – nein danke“. Knülle es zusammen und werde es in meinen Papierkorb. Die Anspitz-Sauerei beseitige ich mit meinem Staubsauger. Fahrt zur Hölle mit Eurem Versuch, meine geliebte deutsche Sprache an Euch zu reißen! Nehmt gefälligst Eure gierigen Finger dort weg!
PS: „Kann das sein“, werden Sie sich vielleicht fragen. Ist der Antrag der Linken in Flensburg vielleicht ein Aprilscherz? Wohl kaum! Es befinden sich auf der Webseite noch andere, ähnlich tolle PDF-Dateien. Diese hat der Urheber übrigens alle per Kennwort geschützt – wohl um zu verhindern, dass irgendein Spaßvogel verrückte Dinge hineinzaubert. Tja, zu spät. Für sowas sorgen die Linken schon selbst.
Falls es Probleme mit dem Link geben sollte, habe ich die Datei revolutionssicher auf meinem Server aufbewahrt. Nur für den Fall dass mal in 20 Jahren jemand nicht glauben mag, zu welchem Schwachsinn die Linke im Jahr 2016 fähig war.