Bei den rebellischen Galliern musste man, um spezielle Kräfte und ein dickfelliges Gemüt zu erlangen, als Kind in den Zaubertrank-Kessel fallen. Unsere Regierungschefin beweist, dass es auch genügt, in der Teflon-Pfanne ein paar Runden zu drehen, um das Adenauer-Bonmot „Was schert mich mein Geschwätz von gestern“ noch zu steigern. Ihr kategorischer Imperativ der „gesteuerten Immigration“ und dem „Zuzug von Fachkräften“ hielt von 2003 bis 2015, dann kam die Volte. Nun, kaum ein halbes Jahr später, dreht sie sich erneut und erklärt, dass „die meisten Flüchtlinge selbstverständlich in ihre Heimat zurückkehren müssen, sobald der Krieg dort vorbei ist“ und viele Demonstranten reiben sich verwundert Augen und Ohren. Man fragt sich, warum solche Worte erst jetzt fallen, ganz beiläufig noch dazu, nachdem mehr als eine Million Menschen sich auf den Weg nach Deutschland gemacht hatten und Frau Merkel von ihnen als „neuen Mitbürgern“ und von den integrativen Fähigkeiten der Altbürger (wir schaffen das) sprach. Was? Nur Gäste? Wieder zurück? Uns wurde Zukunft versprochen! Das stand nicht in der Einladung – und auf der arabischen Plattform des Bundestages steht auch nicht dergleichen!
Wie enttäuscht muss Frau Göring-Eckhardt von den Grünen sein wenn sie erfährt, dass die meisten der „geschenkten Menschen“ nur Geborgte sind. Wie frustriert müssen die Apologeten sein, die in dem jugendlichen, starken Zuwandererstrom die Rettung unseres Rentensystems und des deutschen Gesundheits- und Ingenieurwesens sahen. Wir bringen den Syrern was bei, dann gehen die (fast) alle wieder nach Hause, sagt die Kanzlerin! Zum Beispiel lernen unsere Gäste, dass Wahlen auch in einer Demokratie immer wieder dasselbe Ergebnis haben können, egal wo man das Kreuzchen macht – kennen die ja so nicht aus ihrem Heimatland, da sollten sie also gut aufpassen, unsere Gäste. Nun mutiert der Krieg in Syrien für Merkel zu einer riesigen Fortbildungsinitiative – kurdische Kämpfer an der Milan-Rakete, syrische Flüchtlinge an Drehbank und Leitz-Ordner. Sprachkenntnisse, Emanzipation, unseren Alltag kennen lernen oder sich mit der Kultur des Gastlandes auseinander zu setzten, alles unnötig. Das verlangen wir schon kaum von den Biodeutschen oder anderen Einwanderern die kamen, als wir und Europa noch echte Grenzen hatten und harte Bedingungen für den Zuzug erfüllt sein mussten. So hatten sich die aktuellen Migranten das aber nicht vorgestellt! Zumindest nur wenige von ihnen. Keine Familie, kein Haus, kein Auto, keine Arbeit, kein Pass – nur Gast! Nur, wer will es ihnen sagen?
Bombe für die Willkommenskultur, und die AfD – einmal werfen, zweimal treffen
Nach Merkels neuestem Rückkehr-Axiom steht jeder Integrations-Experte als Scharlatan und Kaffeesatzleser da. All die Kosten-Nutzen-Rechnungen…nichts als Makulatur. Tausende Todesopfer auf dem Post-Darwinistischen Elendstreck über Mittelmeer und Balkan…nur zynisches Zeitgewinnen. Merkel erklärt en Passant, dass Ihre Einladung nur eine auf Zeit war. ‚Niemand hat die Absicht, …sie für immer bei uns aufzunehmen‘. Die Demonstranten stehen nun wie Deppen da, weil sie wie Don Quichote gegen Windmühlen gekämpft haben, die Willkommenskulturschaffenden dürfen sich wie freiwillige Gastgeber einer Facebook-Party fühlen. Bürgerkriegsflüchtlingen Schutz und Obdach zu geben, hätten wir viel früher, viel billiger und viel näher an den Opfern von Krieg und Vertreibung haben können. Viele Flüchtende wären Schlepperbanden, Beutelschneidern und dem Tod nicht zum Opfer gefallen, Familien wären heute noch zusammen, anstatt auf großzügigen Familiennachzug zu hoffen, der so nie kommen wird.
Obwohl wir uns an die Bilder der Grenzsicherungsanlagen im spanischen Ceuta und Melilla längst gewöhnt hatten, verurteilten wir die Zäune in Ungarn, und bezahlen der Türkei den Bau neuer Zäune, während uns bewiesen werden sollte, dass wir selbst keine Grenze mehr haben dürfen. Alles gleichzeitig, damit wir so richtig der kognitiven Dissonanz anheimfallen und unserer Meinung zukünftig nicht mehr ungefragt – also ohne Wahlzettel – Ausdruck verleihen.
Empört schlagen sich schon die ersten Protestierer auf Merkels Seite, klopfen ihr halb tadelnd, halb anerkennend auf die Schulter und sagen „Das hätten Sie aber auch mal früher sagen können. Derselben Meinung sind wir doch auch!“ – aber Vorsicht! Die nächste Volte steht schon bevor, am 14. März, dann sind die aktuellen Landtagswahlen vorbei und die „Flüchtlinge raus“ Partei AfD hat Stimmen an die „Das wollen wir auch, wir sind aber netter“ Partei CDUSPD verloren. Dann Gnade Gott denen, die direkt hinter der Kanzlerin stehen, wenn diese sich wieder umdreht.
Es irren aber nicht nur die Anderen, Frau Bundeskanzlerin. Gut wäre, wenn man die Größe hätte, sich und der Öffentlichkeit dies einzugestehen.
Irrtümer haben ihren Wert,
jedoch nur hie und da.
Nicht jeder, der nach Indien fährt,
entdeckt Amerika. (Erich Kästner)
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