An unsere französischen Freunde, an Paris und Frankreich
Diese Anschläge treffen uns wie Euch, treiben uns Tränen in die Augen und Wut in die Fäuste. Paris steht für jeden freien, kultivierten Menschen für Individualität und Lebensfreude. In Paris wurde die Freiheit des Einzelnen in Europa erstmals verwirklicht, wurden die Rechte, die uns heute zusammen halten, erstmals formuliert. Es waren Anschläge auf alles, was uns in der westlich geprägten Welt ausmacht: Menschlichkeit, Kunst, Kultur, Toleranz, Fortschritt. Ich weiß, dass all diese Werte auch weiterhin in Frankreich und Paris in guten Händen sind, dass die Franzosen nicht in Trauer und Angst erstarren werden. Wir sind bei Euch, trauern mit Euch – verlasst Euch auf uns, zählt auf uns.
An unsere Neuankömmlinge aus Syrien
Humanität ist ein Wert, der noch über jeder Religion steht, stehen muss! Ihr seid zu uns gekommen, häufig unter Lebensgefahr, um nun festzustellen, dass die Verbrecher vor denen ihr geflohen seid, auch in Europa ihr Unwesen treiben. Ja, auch hier gibt es islamistischen Terror. Weder Gebete noch Frömmigkeit helfen gegen diesen Terror, nur Offenheit, Säkularismus und leider auch Gewalt. Niemand hier will euch bekehren oder von eurem Glauben abbringen. Aber euer Glaube ist verführbar, wie ihr seht. Wenn der Glaube gegen Menschlichkeit und Vernunft kämpft, ist er das Problem, nicht die Lösung.
Emanzipiert euch! Lernt von uns, lernt besonders auch aus den Fehlern, die wir in dieser Hinsicht in der Vergangenheit gemacht haben. Wir haben euch mit offenen Armen empfangen, helft uns dabei, dass diese Arme ausgebreitet bleiben können.
An Merkel, Hollande, Cameron und Putin
Zwei Szenarien kristallisieren sich als möglich heraus. Entweder waren die Attentäter schon lange in Frankreich, also Franzosen. Oder die derzeitige „grenzenlose“ Situation hat dazu geführt, dass unkontrolliert Terroristen nach Frankreich gelangen konnten. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beiden Möglichkeiten. Sie unterscheiden sich nur auf der Zeitachse. Die maghrebinischen Franzosen, die zweite oder dritte Generation von Einwanderern, stehen aufgrund ihrer Herkunft und Religion immer noch am Rand der Gesellschaft stehen – und das in großer Zahl. Eine Situation, wie sie Deutschland möglicherweise in 10-25 Jahren bevorsteht wenn sich herausstellt, dass eine wirkliche Integration der syrischen Flüchtlinge sowohl an deren Zahl als auch an den ungleichen Vorstellungen auf beiden Seiten gescheitert ist. Auch an Vorurteilen, gewiss. Aber Vorurteile haben sich in der Evolution als durchaus probate Strategie erwiesen, wo es dem einzelnen Individuum an Wissen mangelt. Wenn also zum Beispiel in Europa Menschen muslimischer Herkunft seltener Arbeit bekommen oder wenigere von ihnen studieren liegt das häufig daran, dass eine kooperative, offene Gesellschaft potenzielle Gefahren möglichst ausschließen möchte – und das geht leider oft zu Lasten des Einzelnen, nur weil er oder sie mit den Attentätern Namen oder Religion gemeinsam hat. Die Anschläge von Paris zeigen, dass es sich leider um eine selbsterfüllende Prophezeiung handelt.
Der islamistische Terror hat viele Gesichter und wir haben in der Vergangenheit nicht immer klar erkannt, wann wir es mit ihm zu tun haben. Schlimmer noch, es gibt Konflikte, in denen wir offen Partei für den Islamismus ergreifen. Wir verdammen die Politik Israels, das seit Jahrzehnten und Tag für Tag dem islamistischen Terror ausgesetzt ist und unterstützen nach Kräften die Gegenseite aus Fatah, Hamas und weiteren Gruppen. Dabei sollten wir uns über die Konsequenzen keine Illusionen machen. Heute nimmt die Fatah das Geld, das wir ihr schicken. Schon morgen würde sie ohne zu zögern unsere Helfer vor Ort als Geiseln nehmen, um dieses Geld zu erpressen. Freunde kann man nun mal nicht kaufen oder wie Churchill so treffend sagte „ein Appeaser ist jemand der ein Krokodil in der Hoffnung füttert, es möge ihn zuletzt fressen“.
Der Bürgerkrieg in Syrien wird nicht einfach aufhören oder sich durch ein paar russische und amerikanische Bomben pulverisieren lassen. Der IS ebenso wenig. Der 13.11.2015 hat Europa klar gezeigt, dass wir Konfliktpartei sind, nicht Beobachter. Wir werden mehr nach Syrien schicken müssen als nur Appelle und Forderungen, um dem Terror dort und hier ein Ende zu bereiten und wir müssen es gemeinsam tun. Noch nie in der gesamten Geschichte hat es Europa geschafft, sich geeint gegen einen erklärten Feind zu stellen. Jetzt ist es so weit.
An unsere muslimischen Mitbürger
Sagt nicht, diese Anschläge hätten nichts mit dem Islam zu tun. Glaubt denen nicht die behaupten, die Attentäter hätten den Islam missbraucht. Das ist Wunschdenken und Schönfärberei! Viele von euch haben längst erkannt, dass sich all diese barbarischen Handlungen exakt aus bestimmten Suren des Koran ableiten lassen, nur lasst ihr diese bittere Erkenntnis nur ungern an euch heran, ich kann das gut verstehen. Mit dem Koran ist kein Staat zu machen, kein moderner jedenfalls. Keine Silbe der Sharia taugt dazu, das Zusammenleben in einen Land zu regeln, in keinem islamischen Land und erst recht nicht in einem Land, in dem Menschen unterschiedlicher Religionen leben. Ihr müsst die Vorkämpfer des Laizismus im Islam sein, ja ihr Muslime hier in Europa! Erwartet solches nicht von den Gelehrten in Kairo, Islamabad, Teheran, Mekka oder Ankara. Ihr habt die Freiheit in Europa kennengelernt – auch die der Religion oder von Religion. Rettet die eure und hievt sie endlich auf die Höhe des Zeitalters der Aufklärung und des Humanismus.
An FN, Afd & Co
Wir werden nicht zulassen, dass ihr ausgerechnet auf einer Welle islamistischen Terrors an die Macht gespült werdet! Denkt nicht mal dran!
An die Terroristen
Eure Grausamkeit erschreckt uns, aber sie überrascht uns nicht. Eure unmenschlichen Werte, Ziele und Methoden sind es, die uns dazu brachten, in Syrien einzugreifen. Euer Terror in Paris wird es sein der dazu führt, dass wir noch enger zusammenstehen, unsere kleinlichen Differenzen hintanstellen um euch noch entschlossener zu bekämpfen. Ihr glaubt, euer Heil liegt in der Wiederbelebung einer vor über tausend Jahre gescheiterten Gemeinschaft. Auf eurem Weg zurück durch die Vergangenheit hättet ihr sehen müssen, dass es Terror noch nie geschafft hat, uns in die Knie zu zwingen, egal, woher er kam oder wie schrecklich er war. Die Nazis haben es nicht geschafft, die Stalinisten haben es nicht geschafft, die RAF hat es nicht geschafft, die IRA und die ETA nicht und auch Al Quaida ist gescheitert. Ihr werdet es auch nicht schaffen. Auch ihr werdet scheitern. Ihr verwechselt unsere alltäglichen Streitigkeiten mit Zerstrittenheit und Schwäche, ihr glaubt, wir seien uneinig. Ihr seid oberflächlich und habt euch angewöhnt, auf Oberflächlichkeiten zu achten. Ihr verwechselt unsere demokratischen, streitbaren Prozesse mit unserer freiheitlichen Grundeinstellung. Wir stellen Angst nicht länger als einen Augenblick über die Vernunft. Euer Hang zur Vereinfachung, scheinheiligen religiösen Bekenntnissen und Grausamkeit ist eine Sackgasse. Ihr vermögt, Schlachten zu gewinnen, Zeit zu gewinnen, aber diese Zeit ist gestohlene Zeit, den Krieg gewinnt ihr nicht! Ihr habt die Zukunft eurer Familien, euren Völkern und eurer Gemeinschaft geraubt und aufs Spiel gesetzt, ihr seid nichts als Diebe und Mörder, die sich außerhalb der Zeit, außerhalb der Menschheit positioniert haben. Wir werden euch kriegen. Wir haben Penizillin entdeckt, sind zum Mond geflogen, haben Hitler überwunden und Bader/Meinhof zur Strecke gebracht. Wir haben Ausdauer und ein gutes Gedächtnis. Sadam Hussein verkroch sich in einem Loch, Gaddafi in einem Abwasserrohr und Bin Laden tauchte in der pakistanischen Provinz unter – ihr könnt das auch tun, aber es wird euch nichts nützen! Wir lieben das Leben, ihr liebt den Tod. Ihr habt eure Wahl getroffen.
Wir ebenfalls.