Fairness ist ein schwer zu fassender Begriff. Es gibt keine allgemein gültige Definition oder gesetzliche Regelung was genau „fair“ bedeutet. Kinder hingegen haben oft ganz konkrete Vorstellungen davon, was gerecht ist: Es ist unfair, wenn sie selbst mehr Süßigkeiten bekommen als die kleine Schwester — dann werden die Gummibärchen oftmals auch penibel gezählt und verteilt.

Mit dem Erwachsenwerden verändert sich dieser Gerechtigkeitssinn oft und es entwickeln sich die unterschiedlichsten Interpretationen von Fairness. Trotzdem, eines würde kaum jemand bestreiten, und zwar, dass alle Kinder einen guten Start ins Leben verdienen.

Kann man Kindergerechtigkeit messen?

Ein guter Maßstab für faire Lebensbedingungen in einem Land könnte sein, wie gut es sich um das Wohlbefinden der am stärksten benachteiligten Kinder kümmert. Genau das hat UNICEF in der Studie „Fairness for Children“ untersucht. Die sogenannte Report Card 13 gibt einen Überblick über Ungleichheiten in 41 Ländern der EU und der OECD und untersucht dafür neben der materiellen Situation die Gesundheit und Sicherheit der Kinder, ihren Bildungserfolg und wie die Kinder selbst ihr Wohlbefinden einschätzen. Das ist so besonders, weil UNICEF eher selten Missstände in reichen Ländern aufzeigen muss, da sie im Vergleich zu Entwicklungsländern eigentlich über ausreichende Mittel, Wissen und Institutionen verfügen, um allen Kindern ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen.

Doch die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd:

· Einkommen: In 19 Ländern verfügen die zehn Prozent der Kinder am unteren Ende der Gesellschaft über weniger als die Hälfte des Einkommens ihrer Altersgenossen in der Mitte. Die Einkommensschere ist besonders groß in Griechenland, Italien, Portugal und Spanien, sowie auch in Israel, Japan und Mexiko.

· Bildung: Die Unterschiede bei der Lesefähigkeit zwischen den untersten zehn Prozent und dem Durchschnitt hat sich in den meisten Industrieländern leicht verringert: Trotzdem liegen in den OECD Ländern die am meisten benachteiligten Kinder beim Leseverständnis drei Schuljahre hinter dem Durchschnitt zurück. In Österreich konnten 2012 rund 11 Prozent der 15- Jährigen keine ausreichenden Kenntnisse in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften erzielen.

· Gesundheit: Auch hier bleiben in den meisten Industrieländern die Kinder am unteren Rand der Gesellschaft weiter zurück. In 25 Ländern klagt mehr als eines von fünf Kindern täglich über ein oder mehrere Gesundheitssymptome wie Kopfschmerzen, Bauchweh, Rückenschmerzen, Nervosität, Schlafprobleme, Schwindel oder fühlt sich allgemein schlecht.

Lebenszufriedenheit: In den Industrieländern schätzen die meisten Mädchen und Buben ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von 10 möglichen Punkten bei 8 ein. In der großen Mehrheit der Industrieländer schätzt mehr als eines von 20 Kindern seine Lebenszufriedenheit auf nur 4 oder weniger von 10 Punkten ein. Insbesondere Kinder der ersten und der zweiten Generation aus Einwandererfamilien haben eine niedrigere Lebenszufriedenheit.

Österreich ist Spitzenreiter bei Gesundheit!

Österreich liegt bei der Gesamtplatzierung auf Platz 5 und ist somit einer der Spitzenreiter bezüglich Kindergerechtigkeit. Knapp vor Österreich rangieren Dänemark, Finnland, Norwegen und die Schweiz. In Bezug auf Gesundheit von Kindern erreicht Österreich sogar Platz 1 von 35 EU/OECD-Ländern.

Dominoeffekt bei Ungleichheiten

Das ist ein erfreuliches Ergebnis für Österreich, trotzdem gibt es noch viel zu tun um Dominoeffekte bei Ungleichheiten zu vermeiden. Denn Ungleichheiten überlappen und verstärken sich oft gegenseitig. Zum Beispiel haben Kinder aus den ärmsten Haushalten generell eher eine niedrige Lebenszufriedenheit sowie eine schlechtere Bildung. Sie treiben auch seltener Sport und essen ungesünder als der Durchschnitt.

Jedes Kind hat eine faire Chance verdient

Die Studie zeigt, dass kein Land allen Kindern denselben Start ins Leben bereitstellt. Doch das darf so nicht bleiben! Deshalb muss das Wohlbefinden aller Kinder gefördert werden. Die Politik muss das Einkommen der ärmsten Kinder schützen und ihre Bildungschancen verbessern. Zusätzlich muss eine gesunde Lebensweise unterstützt und das subjektive Wohlbefinden der Kinder ernstgenommen werden. Denn eine gerechte Gesellschaft ist unmöglich, wenn einigen Kindern ein guter Start ins Leben vorenthalten bleibt.

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