Wir leben in unruhigen Zeiten, in denen die westliche Welt, vorrangig die "Achse der Guten rund um die USA", mehr Kriege begonnen hat, als sie bewältigen kann. Wir leben in unruhigen Zeiten, in denen die westliche Welt durch kapitalistische Ausbeutung mehr Umweltschäden angerichtet hat, als der Planet ertragen kann. Und wir leben in unruhigen Zeiten, weil uns in der westlichen Welt die Probleme wie ein Bumerang aus der Geschichte einholen.
So sitzen wir nun auf unseren Konsumgütern, Reichtümern und auf dem Wertekodex dieser schönen westlichen Welt und fürchten uns wie der Zauberlehrling, dass uns unser eigenes Tun einholt und es wirklich unbequem wird.
Wirklich eine gute Fügung ist es für uns, dass wir in Form des IS etwas benennen können, das nicht von uns ist und noch böser und abstoßender agiert als wir. Nun, so behaupten wir das zumindest, obwohl es eigentlich nicht stimmt. Die menschenverachtende Art und Weise der Agitationen, Folterungen, Hinrichtungen und exzessive Präsentation von vollstreckten Todesstrafen des IS sind natürlich widerlich und erbärmlich. Es ist diese Truppe an Gesellschaftsverlierern, der IS, der sich in einem Machtvakuum eine Welt erschaffen hat, in der er sich austoben kann wie das die westliche Welt bzw. deren Gewinner mit anderen Mitteln seit Jahrhunderten pflegt. Macht, Einfluss, Reichtum und Ausbeutung sind in beiden Fällen das Ziel der langfristigen Strategie und jedes Mittel ist dabei recht!
Soweit die Ausgangslage in einem europäischen Umfeld, das nun durch ungezügelte Einwanderung und Radikalisierung von bildungsfernen Schichten mit Migrationshintergrund ein erbärmliches Schauspiel abgibt. Das Schauspiel der Überforderung zeigt Facetten von Hass, Ablehnung, übertriebener Wahrheitsverweigerung bis zur Selbstaufgabe und macht deutlich, dass die Einigkeit Europas nach dem Abspielen der 9. von Beethoven bereits auch wieder zu Ende zu sein scheint. Wir wollen uns waschen, möchten dabei aber auch nicht nass werden. Es scheint, dass die europäische Einigkeit an dem Umstand zerbricht, dass wir eigentlich unmittelbar an den europäischen Grenzen klar zu definieren haben, wem wir Schutz bieten wollen und wer hier unerwünscht ist. Unerwünscht, weil er möglicherweise aus wirtschaftlichen Gründen bei uns nicht aufgenommen werden soll oder weil er mit einem Wertegerüst kommt, der in unsere Welt nicht passt.
Aus Gründen der Unfähigkeit lassen wir aber alle rein, unterscheiden nicht zwischen den vielen Opfern und den Tätern. Wir besitzen sogar noch die Frechheit, diese - Opfer und Täter - gemeinsam in Quartiere zu stopfen und zu glauben, dass alles irgendwie gut wird.
Es kam wie es kommen musste und wie es informierte Kreise voraussagten. Eine grausige Anschlagserie erschüttert Paris und damit die Europäische heile Welt. Klar ist, dass es radikalisierte Fanatiker waren, die unsere Welt und Lebensweise verachten und deren Ziel es ist, diese zu zerstören.
Und was machen wir? Wir diskutieren, ob künftig die amtsbekannten und potenziellen Terroristen von Morgen sich nur telefonisch melden müssen oder ob wir unsere Werte aufgeben, wenn wir Ihnen in die Computer sehen oder ihnen eine Fussfessel umbinden. Da sind wir natürlich meilenweit davon entfernt, sie mit amerikanischen Methoden wie waterboarding oder Schlafentzug weitere Anschlagsvorhaben zu entlocken, denn das ist nicht das wie wir unsere Gesellschaft umgestalten wollen - was ja gut ist. Unwidersprochen und unter Applaus sowie europäischer Zustimmung gibt der französische Präsident umgehend bekannt, dass es sich um einen Krieg handelt. Nun und der Krieg fordert entschlossenes Handeln. So läuft die französische Armee aus in Richtung Syrien und wird in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten vielfache Todesurteile exekutieren.
Todesstrafe also in einem fremden Land - diesbezüglich haben wir kein Problem ob das denn mit unseren Gesellschaftswerten zusammenpasst. Auf europäischen Boden allerdings ist Güte angesagt und es wird durch falschverstandene Milde und fehlgeleiteter Willkommenskultur ein Klima erzeugt, in dem unter dem Postulat der Freiheit ein Freiraum für Extremisten geschaffen wird, auf deren Güte und Wohlwollen wir am Ende nicht hoffen sollten.
Was meine ich damit und stelle mir dabei die Frage ob das wirklich schlüssig ist? Wenn beispielsweise "Mustafa" in Pariser Vororten, in Berlin oder in Wien ein trostloses Leben führt, sich radikalisieren lässt, in die Klauen des IS gerät, so lebt er weiterhin im Wohlfahrtsparadies und hat Möglichkeiten sich hier auf einen Anschlag vorzubereiten, ohne dass die Exekutive ihm zu nahe treten darf. Wenn aber Mustafa den Fehler begeht, dass er mal was in Syrien erleben möchte, in den Krieg zieht, um am Djihad teilzunehmen, dann läuft er Gefahr, dass er von der westlichen Militärmacht ungefragt und ohne Prozess getötet wird. Ob es dabei noch Kollateralschäden in Form von verletzten und getöteten Zivilisten und Unbeteiligten gibt ist dabei Nebensache und wird ignoriert. Sollte Mustafa in Syrien draufkommen, dass sein Europa bluten muss und er wieder als Terrorist nach Europa reist, so ist er wieder im "Leo" und braucht nichts zu fürchten - kein Militär und keine Exekutive, denn auch wenn er die Gerichtsbarkeit nicht anerkennt, kann er doch von deren Milde profitieren. Denn in Europa wird zwar tausend, ja millionenfach die Todesstrafe verhängt, exekutiert wird diese aber nur exterritorial.
Eine perfide Logik einer nicht ganz ehrlichen Wertegemeinschaft, der es ab und zu an Werten und an Gemeinschaft fehlt. Und das schlimmste zu Schluß - maximal Naturvölker beweisen uns eine ehrlichere und verträgliche Lebensform in Gemeinschaft, aber die haben wir ohnehin bald lückenlos in Slums gedrängt oder bereits ausgerottet. Sogesehen bleiben wir - ganz mit und ohne Todesstrafe - die Guten.