Wir haben hier auch ein Kleiderlager im Ute-Bock-Haus. Einmal pro Woche geben wir das Essensgeld aus und dann schicken wir die Menschen auch ins Kleiderlager, wenn sie gar zu zusammengefetzt daherkommen. Die meisten kommen aber eh zu uns und fragen, ob sie sich ein Gewand aussuchen dürfen. „Wenn du höflich bist, darfst dir etwas aussuchen“, sage ich dann. Denn das sind sie nicht immer, höflich. Manchmal muss man die Menschen auch erziehen.
Erzieherin war ja mein Beruf, den werde ich auch nicht los. Da passieren die witzigsten Sachen. Einmal kommt der Nachtdienst von oben zu mir ins Erdgeschoß. Er war bis ganz oben im 4. Stock, alles wäre in Ordnung. Nur im 1. Stock hätte noch einer Besuch, der nicht weg wolle – und die Kinder, die hätten noch ziemlichen Spaß. Ich habe dann von der 3. Stufe raufgeplärrt. Sie haben ja keine Ahnung, wie schnell es ruhig war. Wie die Ameisen sind sie in ihren Zimmern verschwunden.
Ein andermal kommen zwei – drei Buben zu mir und fragen, ob sie mir etwas holen sollen, ob ich etwas brauche. Nein, ich brauche nichts, aber gefragt habe ich sie, wer da draußen denn so schreit. Sie wissen es nicht. Und keine fünf Minuten später höre ich sie sagen: „Pst, ruhig sein, Mama schimpft!“
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Danke!
Ich habe meine Arbeit immer gern gemacht und vermutlich mache ich sie, bis ich nicht mehr kann. Bis ich meinen zweiten Schlaganfall habe. Die Menschen suchen noch immer das Gespräch mit mir. Wie viele es sind, kann ich nicht sagen, aber es sind furchtbar viele. Wenn ich zweimal pro Woche in die Therapie fahre und mit der Rettung geholt werde, dann stehen die Leute schon vor meiner Wohnungstür. Ich bitte sie daraufhin morgen wieder zu kommen. Am nächsten Tag geht die Beratung für mich dann auch leichter, weil der Mensch schon so lange gewartet hat und unbedingt will, dass es funktioniert, dass etwas passiert, dass ihm geholfen wird.
Ich versuche Menschen so lange zu unterstützen, solange ich das Gefühl habe, dass jemand eine Chance hat. Wenn er sie nutzt, dann ist es gut. Wenn nicht, dann ist er selbst schuld. Wer mir dann auf die Nerven geht, zu dem sag´ ich: Verschwinde, sonst kracht´s. Das funktioniert! Ich bin so ein grausliches Weib. Ich werde mit jedem fertig.