Über die Entstehung des Islam, Teil 1

Was mir schon bei der Lektüre über das Märchen von Al Andalus dämmerte, vertieft sich nun: Der Westen scheint einfach ungeprüft die islamische Geschichtsschreibung übernommen zu haben, die vor Legenden und Märchen nur so strotzt, auch wenn das natürlich kein islamisches Alleinstelungsmerkmal ist, sondern sich durch den Monotheismus sowieso durchzieht, auch für Moses oder den Auszug aus Ägypten finden sich keine wissenschaftlich haltbaren Nachweise. Jede Religion, zumal die monotheistischen in erster Linke Gesetzgebung waren und auf psychischer Ebene etwas brauchten, um ihre Schäfchen schön unter Kontrolle zu halten - inzwischen durch staatliche Gerichtsbarkeit und Gefängnis ersetzt, zumindest in den halbwegs zivilisierten Ländern - braucht einen Gründungsmythos, irgendeinen strahlenden Helden, möglichst einen, der einen direkten Draht zum Herrn hatte.

Kaum einer der Gläubigen indes stolpert über Fakten, wie dass die Geschichten der Religionsgründer, ist ja bei Jesus auch nicht anders, erst geraume Zeit nach deren Leben entstanden, und das bei Völkern der Schrift, wie es auch die alten Araber waren. Sollte sich wirklich 150 oder 200 Jahre lang niemand die Mühe gemacht haben, so ein immens wichtiges Ereignis wie das Erscheinen eines göttlichen Propheten und die Gründung einer neuen Religion schriftlich fest gehalten zu haben?

Die Frühzeit der Islamwissenschaften

Es war in Europa nicht immer so, dass man einfach eins zu eins die islamische Legendenschreibung übernommen hat. Um 1900 z.b. schrieb der herausragende Historiker Ignaz Goldziher: "Niemand, der seriös Islam-Studien betreibt, würde es wagen, die Mohammed und seinen Gefährten zugeschriebenen Aussprüche als Quellen zu nutzen, um ein Bild vom frühen Zustand und den unrsprünglichen Lehren des Islam zu entwerfen. Die moderne historische Kritik lässt uns gegen eine slche vorsintflutliche Betrachtungsweise auf der Hut sein."

Der protestantische Theologe und Islamwissenschaftler Adolf von Harnack vertrat die These, dass der gesamte Koran ursprünglich nicht auf Hocharabisch, sondern in einem altarabischen (syrisch-aramäisch) Dialekt verfasst wurde.

Diese Forschungen wurden nach dem 1. Weltkrieg etwas in den Hintergrund gedrängt, aber, ein äußerst pikantes Detail am Rande: das heute übliche Kritikverbot des Islam in Europa hat seine Wurzeln nicht etwa in linker Buntheitsideologie, sondern in jenem Regime, das die Linken heute noch als ärgsten Feind betrachten: Es kommt aus der NAZIZEIT!

Warum das? Wie wir heute wissen, besteht in einigen Fragen, besonders in Sachen Juden, eine enge geistige Verwandtschaft zwischen Nazis und Islam, der Islam/islamische Staaten wurde von den Nazis als Bündnispartner sowohl gegen Juden als auch gegen die Sowjetunion und die westlichen Alliierten betrachtet. Man bewunderte sich gegenseitig, die Muslime die Nazis vor allem wegen ihrer effektiven Judenvernichtung. Ab nun war eine kritische Islamwissenschaft nicht mehr erwünscht. Viele der damaligen Islamgelehrten behielten auch nach dem Krieg ihre Lehrstühle und pflanzten die so gut wie kritiklose Verteidigung oder gar Bewunderung des Islam in die Köpfe vieler, vieler Studenten.

Liebe Linke, schreibt euch das ganz dick und fett hinter die Ohren: wenn ihr heute meint, den Islam gegen jegliche Kritik verteidigen zu müssen, folgt ihr damit der nationalsozialistischen Tradition, ihr habt das Denken und Kalkül der Nazis übernommen! Man kann aber natürlich nicht außer Acht lassen, dass der Westen nicht nur der Feind der Nazis, sondern auch der traditionellen Linken war und ist, das ist einer der zentralen Berührungspunkte mit dem Islam, aber auch mit vielen rechtsextremen Strömungen. Auch heute wird der Islam quasi als Bündnispartner gegen den bösen Westen betrachtet, abgesehen davon, dass er von den meisten als Opfer desselben wahrgenommen wird. Und so werden sie dann alle traut vereint, die Nazis, die Islamisten und die Linken, wobei erstere, die man heute so nennt, und die in der Regel mit den Nazis so viel zu tun haben wie eine Schnecke mit einem Adler, dem Islam inzwischen die Freundschaft gekündigt haben, aber von den Linken genau deswegen als Rechte in die Ecke gestellt werden. Nur eine der zahlreichen Verdrehungen, mit der wir es in dieser Sache zu tun haben.

Aber wie verhält es sich nun wirklich mit der Entstehung des Islam, wenn wir mal die islamischen Gschichtln außer Acht lassen?

Arabien/der nahe und mittlere Osten zu Mohammeds Lebzeiten

Den wenigsten Menschen im Westen ist heute bewusst, dass der gesamte nahe bis mittlere Osten zu Mohammeds Lebzeiten und auch geraume Zeit danach christlich und teilweise jüdisch dominiert war, das ging bis nach Persien. Es handelte sich um ein spezifisches arabisches Christentum, das in einigem von dem abweicht, was sich in Europa entwickelt hatte, und die europäische Kirchengeschichte hat es weitgehend links liegen lassen.

Die realen politischen Mächte zu Zeiten Mohammeds waren die Byzantiner und Perser. In Konstantinopel herrschte Kaiser Heraklius seit dem Jahr 610, in Persien Chosrau II. aus der Dynastie der Sassaniden.

Die Perser eroberten und verwüsteten 614 Jerusalem, das im byzantinischen Herrschaftsbereich lag, und deportieren zahlreiche Christen nach Persien, so kam das Christentum bis dort hin.

Die Byzantiner holten 622 zum Gegenschlag aus und bereiteten den zoroastrischen Persern eine vernichtende Niederlage. Durch den danach geschlossenen Friedensvertrag gerieten weite Gebiete unter byzantinische Herrschaft: Armenien, Mesoptamien, Syrien, Paslästina und Ägypten.

Heraklius hingegen war eigentlich kein echter Imperator und hatte kein Bestreben, sein Reich in den Osten auszudehnen. Nach der Rückeroberung Jerusalems gab er seinen Titel Imperator auf und nannte sich Basileus, Herrscher im göttlichen Auftrag, was auch eine Aufwertung der religiösen Komponente seiner Herrschaft bedeutete.

In dieses herrschaftspolitische Machtvakuum stießen die Araber vor, ohne diese als Verbündete man die Perser nicht hätte schlagen können. Sie übernahmen zB. die Sicherung der Grenzen Syriens für das byzantische Reich.

Im persischen Herrschaftsbereich lebten ebenfalls Araber, die aus einem Reich namens Arabya mit der Hauptstadt Hatra im Zwiestromland stammten und von den Sassaniden nach Persien verschleppt wurden, ebenso wurden im Jahr 549 fast die gesamten Einwohner Antiochiens im heutigen Syrien deportiert und entfalteten in Persien eine rege Missionstätigkeit.

Ihr heiliges Buch war das "Diatessaron", eine Evangelienharmonie, die die vier Evangelien zusammen fasste. Der Autor, ein gewisser Tatian, wurde von der römischen Kirche als Herätiker verurteilt und dessen Schriften vernichtet, von denen nur noch einige Überreste übrig sind.

Bei Tatian finden wir die ersten Ansätze einer strengen asketischen Religiösität, von der dann offenbar einiges in den späteren Islam eingeflossen ist. Er geißelte nicht nur den Alkohol, sondern verurteilte auch Bildung, Naturwissenschaft, Medizin und Theater der alten Hellenen als gottlos. Ebenso gab es ein drakoniches Strafrecht und eingeschränkte Rechte für Frauen. In diesen Punkten ist der Islam vermutlich konserviertes altsyrisches Christentum.

Nach der vernichtenden Niederlage der Perser und wurden aus den arabischen Vasallen kleine Herrscher unter der Vorherrschaft des byzantinischen Reiches. Mit dem politischen und militärischen Niedergang der Perser und dem Desinteresse von Byzanz, sich diese Gebiete einzuverleiben, fiel den Arabern die Macht geradezu in die Hände.

Mit dem Herrscher Muawiya entstand 642 erstmals ein großes christlich-arabisches Reich mit dem Zentrum Damaskus, das das heutige Syrien, den Irak und den Iran umfasste. Muawiya war ein christlicher Herrscher, sein Heiligtum die Basilika von Damaskus, in der das Haupt von Johannes dem Täufer als Reliquie verehrt wurde.

Das arabische Christentum unterscheidet sich vom lateinischen oder byzantinischen hauptsächlich in der Deutung von Jesus, sie standen in der Tradition der Judenchristen und waren dem alten Testament näher als die romanisierten und hellenisierten Christen des Abendlandes. Dieses Christentum stellt die älteste Tradition der christlichen Geschichte dar und war aufgrund seiner gegographischen Lage nicht in die theologischen Kontroversen der Westkirche involviert. Die ersten Anhänger Jesu, die als Christen bezeichnet wurden, lebten im westsyrischen Antiochien.

Um es kurz zu sagen: für die Ostchristen war Jesus ein Mensch, in dem der göttliche Geist wirkte und nicht ein zweigeteiltes Wesen mit einer göttlichen und menschlichen Natur. Diese Ansicht von Jesus wurde auf dem Konzil in Ephesos 431 als Häresie verurteilt.

Damit kam es zur inhaltlichen Spaltung des westlichen und östlichen Christentums.

Nach Muawya betritt 682 ein weiterer christlicher Herrscher die Bühne, Abd al Malik aus der ostpersischen Provinz, wo die Araber nach dem Zusammenbruch des Sassanidenreiches die Macht übernehmen konnten. Er begründet die Herrschaft der Marwaniden, in der Tradition der Omyaden, die bis ca. 750 bestand.

Das waren jene, die auch Al Andalus eroberten.

Ein wesentlicher Aspekt seiner Kirche war der Glaube an die baldige Wiederkehr Jesu, der im von ihm erbauten Felsendom zu Jerusalem das jüngste Gericht abhalten würde.

Historische Hinweise auf diese Zeit werden oft falsch gedeutet, so gab es etwa Münzen mit der Aufschrift "Muhamad", was aber nichts mit dem Propheten zu tun hat, sondern mit Jesus, es bedeutet einfach "Der Gepriesene". Das ist jetzt nur sehr grob zusammen gefasst.

Von Mohammed indes weiß zu dieser Zeit niemand etwas, es findet sich in der umfangreichen jüdischen und christlichen Literatur jener Zeit nicht der geringste Hinweis auf einen Propheten Mohammed, der eine neue Religion begründet hat, nicht in Syrien, nicht im Irak, nicht in Ägypten, nicht in Persien, nirgendwo.

Deshalb wurde, wie ich schon im letzten Blog ausführte, auch Al Andalus zwar von Arabern, aber nicht von Muslimen erobert, es gab damals keine Muslime.

Quelle: Dr. Michael Ley, Der Selbstmord des Abendlandes

Dr. Michael Ley studierte Soziologie und war bis 2005 Direktor des Boltzmann Instituts für Politik, Religion und Anthropologie. Er beschäftigt sich intensiv mit Totalitarismus, auch mit dem 3. Reich.

Fortsetzung folgt demnächst.

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