Seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten rumort es wieder in einem Lager, das in seiner Etabliertheit schon fast müde zu wirken begann: dem Lager der Politisch Korrekten. Irgendwie hatte sich die gesamte Öffentlichkeit schon nolens volens mit der überbordenden Dominanz dieser moralischen Kaste arrangiert. Kleine Verstöße gegen ihre Grundsätze von außen wirkten nicht selten lausbubenhaft in dem Versuch, fest gezogene Grenzen auszureizen.

Der Umstand, dass diese geistige Festung der Tugendwächter nun Risse bekommt, ist ein längst überfälliger. Auch ich habe immer auf ihren Niedergang gehofft. Dennoch warne ich aber vor dem Fehler, das Pendel ebenso weit wieder zurück in die andere Richtung schlagen zu lassen. Zurück in die verstaubten Jahrzehnte, in denen ein Schwarzer noch ein „Neger“ war und das „Weib“ den heimischen Herd zu hüten hatte. Political Correctness hat zwei Seiten: Einerseits jene, die Sprache ein wenig zügelt, um einen respektvollen Umgang miteinander zu ermöglichen. Wenngleich nicht geleugnet werden kann, dass auch diese Seite den Rahmen des gesunden Menschenverstandes zweitweise auszureizen scheint, ist dies grundsätzlich ein lobenswertes Ansinnen. Dann gibt es aber auch die zutiefst unsympathische, in Zeiten wie diesen auch nicht ungefährliche Seite: Jene, die notwendige gesellschaftliche Debatten zu unterdrücken versucht, weil sie befürchtet, irgendjemand könnte sich auf den Schlips getreten fühlen. Auf beide Seiten soll nun ein wenig genauer eingegangen werden.

Die angenehme Selbstverständlichkeit

Alles hat zwei Seiten. Alles Richtige seine falsche und alles Falsche seine richtige. Vielleicht werden wir als alte Leute einmal sagen: sogar unter der politischen Korrektheit war nicht alles schlecht. Dass man irgendwelche Gruppen in der Gesellschaft, um welche es auch immer gehen mag, nicht mehr mit Namen belegt, die von selbiger als verletzend empfunden werden, ist etwas Anständiges, von dem sich niemand irritiert zu fühlen braucht.

Natürlich wird es immer Leute nah am Stammtisch geben, die an der weiteren Verwendung von Begriffen wie „Zigeuner“, „Neger“ oder „Tschusch“ verbissen festhalten wollen, weil das, gemäß ihrer linguistischen Fachkenntnisse, eben „alte Worte“ sind, die schon ewig zu unserer Sprache gehören und ihren Charakter mitprägen. Komischer Weise erschöpft sich das Interesse dieser Leute am jahrhundertealten Fundus der deutschen Sprache sehr oft schon im Wort „Neger“. Selten höre ich, dass so jemand auf sein Recht beharrt, einen Gehsteig „Trottoir“ zu nennen oder darauf, eine lästige Arbeit zu „prokrastinieren“ anstatt sie aufzuschieben. Nein. Es macht durchaus Sinn, Worte, zumindest aus dem offiziellen Diskurs, herauszuhalten, von denen sich andere – warum auch immer – beleidigt fühlen. Das beraubt uns auch keineswegs unserer österreichischen Identität, denn das Hochhalten von Etikette und Stil im Umgang war schon den Habsburgern ein Anliegen. Diese Sitte haben keine Fremden eingeschleppt.

Die gefährliche Seite

Etwas ganz anderes ist es, wenn man aus Motiven der Höflichkeit, oder noch schlimmer: aus irgendeinem historischen Schuldkomplex heraus, dringend notwendige, zukunftsentscheidende Debatten mit Gewalt unterdrücken möchte, weil man sich vor dem Ergebnis fürchtet, das vielleicht an deren Ende stünde. Das wird vor allem dann mit einem gewissen Eifer versucht, wenn Probleme im Bereich Migration und Integration offensichtlich werden. Wir wissen, dass der Migrationsdruck auf die westliche Welt im Allgemeinen und auf Österreich, Deutschland und Schweden im Besonderen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten massiv zunehmen wird. Wir wissen, dass wir nach wie vor eklatante Probleme mit den Nachkommen der Gastarbeitergeneration haben, die hier schon Jahrzehnte lebt. Bei jedem PISA-Test wird offensichtlich, dass genau jene Schulen besonders schlecht abschneiden, die überproportional von Migranten frequentiert sind. Das ist insbesondere im Hinblick auf die demographische Entwicklung höchst problematisch, weil unser System von immer weniger Menschen wird geschultert werden müssen. Wir können es uns einfach nicht leisten, heranwachsende Generationen aus Nettigkeit verdummen zu lassen. Genauso wissen wir, dass unsere Gefängnisse zur Hälfte von Einwanderern bevölkert sind. Das ist einerseits sehr teuer, denn Gefängnisse kosten viel Geld. Andererseits ist es auch ein Sicherheitsrisiko, denn je voller die Gefängnisse sind, desto mehr Straftäter werden in guter Hoffnung mit Bewährung auf freien Fuß gesetzt. Dass man auch mit einer Fußfessel versehen Priestern die Kehle aufschneiden kann, lehrt uns das traurige Gedenken an Saint-Etienne. Wir wissen auch, dass die massiven Migrationsbewegungen der letzten zwei Jahre von wirklichen Flüchtlingen im eigentlichen Sinne maximal flankiert sind. Wir wissen, dass wir, um unser Recht, unsere Wirtschaft und unsere Sicherheit zu schützen, Massenausweisungen notfalls unter der Anwendung einer gediegenen Dosis staatlichen Zwanges werden durchführen müssen.

Das alles muss gesagt werden. Und vor allem: getan. Aber bitte höflich. Danke.

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Margaretha G

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