Die Erdogan-Propaganda schlägt zurück.

Muslime und Hunde: ein schwieriges Thema. Zum einen ist da die Überlieferung, dass jeder Hund ins Paradies kommt und dass der Prophet Mohammed eigenhändig einen durstigen Hund mit Wasser versorgt hat. Zum anderen haben wir den instruktiven Begriff "Höllenhund" und manchmal sogar die Ansage, dass Hunde ganz generell unrein seien und vernichtet werden müssten. Je nach Rechtsschule sind Hunde OK, oder eben partiell oder ganz unrein.

Arbeitshunde sind generell erlaubt, aber die im Westen verbreitete innige Liebe zum Hund - 'bester Freund des Menschen' - ist in der islamischen Welt eine Randerscheinung. Wobei es mittlerweile auch eine pro-Hundebewegung gibt, die um Aufklärung bemüht ist.

Wie auch immer: Mittlerweile gibt es auch in Riad, also einer Stadt im Herzen eines Islam, der kaum konservativer sein könnte, Schnüffelhunde. Denn die Kinder des Salafismus' zünden gerne Bomben, auch in Saudi-Arabien, und da ist es doch ganz praktisch, wenn der Hund das durch seine Schnüffelei den Sprengstoff aufspürt. Auch in der Türkei gibt es Schnüffelhunde, wie die Retourkutsche, die noch Thema sein wird, beweist.

Der generellen Ablehnung von Schnüffelhunden verdankt sich die derzeitige Aufregung von Seiten der Türkei unter AKP-Fuchtel also nicht. Sie verdankt sich vielmehr der äußerst angespannten Beziehung zwischen der Türkei und der EU im Allgemeinen und Österreich im Besonderen. Österreich, weil es die weitere Annäherung der AKP-Türkei an die EU blockiert. Mit guten Gründen angesichts tausender politischer Gefangener, einer unterdrückten Medienlandschaft und ähnlich unschönen Vorgängen.

Angespannte Lage heißt: Man sucht von Seiten der AKP und türkischer Medien, die mittlerweile vollständig dem Diktat derselben Partei unterliegen, nach noch jeder Kleinigkeit, die sich als Skandal inszenieren lässt. Die EU und Österreich anprangern, lautet das Motto. Die Merkel kriegt regelmäßig ihren Hitler-Vergleich, Österreich seinen Rassismus-Vorwurf wegen schnüffelnder Hunde.

Parallel dazu werden die österreichischen Bürger türkischer Herkunft aufgehusst: Über SAT-TV genauso wie über Online-Zeitungen, Facebook und Twitter wird ihnen von AKP-Seite mitgeteilt, dass sie in Österreich tagtäglich zu Opfern eines unerträglichen antimuslimischen Rassismus gemacht würden. Und sei es nur ein freundlich wedelnder Hund am Flughafen.

Die Ziel und die Folgen sind klar: Die austrotürkischen Bürger sollen sich, weil "Opfer", von den österreichischen Medien ab- und der AKP-Propaganda zuwenden. Und das tun sie auch, immer öfter.

Im eigenen Bekanntenkreis erlebe ich es: Bekannte, die sich abwenden. Weil ihnen die AKP-Propaganda einflüstert, dass Österreicher rassistische Bösewichte seien - also auch ich. Kein einzig wüstes Wort ist zwischen uns gefallen. Aber ich gehöre zu den Österreichern, und die sind Rassisten, sagt die AKP-Propaganda, also kann man mir nicht mehr vertrauen. So läuft das. Das Vertrauen ist weg, und das nicht von meiner Seite. Trotz all meiner Kritik am Islamismus habe ich immer offen und freundlich mit allen verkehrt, no na auch mit Muslimen. Damit ist jetzt Schluss, und es liegt nicht an mir.

Natürlich tut auch das Wahlergebnis seines. Ja, viele Muslime, auch manche liberale, haben derzeit Angst. Weil - auch das muss man mal festhalten - jenseits berechtigter Islamismus-Kritik mittlerweile manchmal ein Ton angeschlagen wird, der jenseitig ist. Gestern las ich z.B. einen Kommentar auf der Seite eines österreichischen Rechtspolitikers von einem User, der zum Inhalt hatte, dass es ihm leider verboten sei, Kopftuchträgerinnen das Kopftuch mit der Axt runterzuschlagen - noch. Kritik am Kopftuch? Ja, ich bin vorne mit dabei. Aber das sind Äußerungen, die sollten nicht toleriert werden. Und sie machen Angst. Auch die pauschale Gleichsetzung von Islam mit Islamismus macht vielen Angst. Dass diese Gleichsetzung auch von islamistischer Seite betrieben wird, macht es nicht besser, sondern schlimmer. Beides mal Propaganda, und beides mal kommen Muslime unter Druck, die liberal eingestellt sind.

Viele kapseln sich also ab. Zur Freude der AKP: die kann so die abtrünnigen Türken im Ausland unter ihre (geistige) Kontrolle bringen. Natürlich dient auch die so aufgehusste austrotürkische Bevölkerung als Druckmittel im diplomatischen Kampf.

Jetzt zur Retourkutsche: Der AKP-Staat ist sich nicht zu lächerlich, seine Hunde zurückschnüffeln zu lassen. Was beweist, dass in der Türkei Schnüffelhunde Gang und Gäbe sind. Denn man wird sie wohl nicht binnen ein oder zwei Tagen ausgebildet haben.

Vergeltung ist das Stichwort, unter dem die APK-Regime-Presse von diesem Erfolg stolz berichtet: Nicht-türkische Passagiere, die von Istanbul nach Wien flogen, mussten sich von Hunden ausführlich beschnüffeln lassen.

Jetzt der Witz: wen interessiert's? Die Erdogan-Anhänger in der Türkei wie Österreich natürlich. Und das war's auch schon. Aber das bissl Propaganda zum Zwecke der weiteren Aufhetzung der Austrotürken, ja, das musste sein.

https://pixabay.com/de/welpe-golden-retriever-hund-1207816/

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