Angst ist das Signal einer biologisch verankerten Alarmanlage. Wann immer sie schrillt, besteht Handlungsbedarf. Angst ohne reale Bedrohung kann ein Hinweis auf psychische Konflikte und innere Spannungen sein. Wer das alarmierende Angstsignal zu lange ignoriert oder mit Alkohol, Beruhigungsmitteln oder Drogen betäubt, ebnet damit den Weg in die Krankheit.
Ängste entstehen nie ohne Grund. Sie haben immer eine Botschaft. Eine Botschaft, die auf den ersten Blick oft nicht verständlich ist. Vor allem dann nicht, wenn der manifeste (erkennbare) Inhalt der Angst mit ihrer latenten (nicht bewussten) Verursachung verwechselt wird. Wen beim Überqueren einer Brücke Panik befällt, fürchtet doch nicht ernsthaft, dass die Brücke einstürzt. Die Brücke ist lediglich ein Symbol, das auf einen verborgenen psychischen Hintergrund deutet. Jedoch ist es nicht immer leicht, die verschlüsselten Botschaften zu verstehen.
Ängste sind nicht nur für den Einzelnen von größter Bedeutung. Ohne Übertreibung kann man Angst als einen wichtigen Antrieb der kulturellen Entwicklung bezeichnen. Ohne Angst gäbe es vermutlich weder Religion noch Wissenschaft. Es ist das existenzielle Dilemma des Menschen, dass er als einziges Lebewesen um seine Sterblichkeit weiß, sich nach Unsterblichkeit sehnt, seinem sterblichen Schicksal aber trotzdem nicht entrinnen kann. Da es keine reale Möglichkeit gibt, diesen menschlichen Urkonflikt zu lösen, bleibt zunächst nur der Weg in die Verdrängung, die Betäubung oder die Flucht ins Wunschdenken. Gleich wie Drogen betäuben auf Wunschdenken beruhende religiöse oder esoterische Weltbilder die existenzielle Angst des Menschen nur, bringen ihn aber um die einzigartige Chance, an seinen Ängsten über sich hinauszuwachsen.
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Wer unter Angstzuständen leidet, ist auf der Suche nach schneller Hilfe. Der Markt hat diese Sehnsucht längst entdeckt und die Buchläden sind voll mit trivialen psychologischen Ratgebern. So empfiehlt ein verhaltenstherapeutisches Therapieprogramm* Menschen mit Prüfungsängsten, sich auf dem Weg zur Prüfung vorzusagen: „Ich brauche keine Angst zu haben, ich habe genug gelernt.“ Als ob das die Betroffenen nicht selbst am besten wüssten. An der Existenz ihrer Prüfungsängste ändert dieses Wissen aber gar nichts. Natürlich ist es sinnvoller, den Ängsten auf den Grund zu gehen und ihre verborgenen Botschaften verstehen zu lernen. Nur dass dieser Weg nicht unbedingt im Trend der Zeit liegt. Wer heute Erfolg haben will, muss auf das Wunschdenken setzen. Nicht ohne Grund heißt es in Verkaufsseminaren: „Verkaufe den Menschen niemals die Realität, sondern immer nur ihre Sehnsüchte, wenn du Erfolg haben willst.“
Viele hoffen auf eine Lösung ihrer Probleme, ohne sich selbst verändern zu müssen. „Irgendetwas muss es doch geben ...“ Doch es gibt nichts. Nichts, was reale Veränderungen im Leben ersparen könnte, sobald die Ursachen der Ängste offen liegen. Eine Frau, die herausfindet, dass ihre Angstzustände von einem unbewussten Trennungswunsch als Folge fehlender sexueller Erfüllung hervorgerufen werden, muss sich entscheiden. Entweder verzichtet sie im künftigen Leben auf die Befriedigung, die ihr der gegenwärtige Partner nicht bieten kann, oder sie trennt sich. Diese Entscheidung wird ihr niemand abnehmen. Sie wird auch immer gleich schwer sein. Wer unter Ängsten leidet, muss sich mutig der Bedrohung stellen, was immer sie auch beinhalten mag. Niemand anderer, nur wir selbst können uns „heilen“.
Wenn Sie Interesse haben können Sie in den nächsten Wochen auf dieser Seite bei einem Streifzug durch die menschlichen Seelenlandschaft den Hintergrund von unbegründeten Ängsten, Zwängen, Depressionen, Süchten, etc. besser verstehen lernen. Sie werden entdecken, dass das Dämonische genauso ein Teil von Ihnen ist wie das Erhabene. Sie können der Begrenztheit Ihres Daseins zwar nicht entkommen, aber Sie können Ihr Schicksal mutig annehmen. Wenigstens diese Freiheit haben Sie.
*In Zimbardo, P. (1995)
Fortsetzung am 21. 6. 2019. Sie erfahren mehr über das Thema "Hemmungen