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Im Alltag wird bald jemand als „depressiv“ bezeichnet, nur weil er einmal nicht gut „drauf“ ist. Auch gelegentliche Lustlosigkeit oder Traurigkeit, wenn einem das Leben wieder einmal so richtig übel mitgespielt hat, sollten mit dem klinischen Krankheitsbild der Depression nicht verwechselt werden. Im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen verändern Depressionen die gesamte Persönlichkeit. Sie wirken sich auf das Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen aus.

Im Bereich der Emotionalität rufen Depressionen Gefühle der Traurigkeit, Leere, Leblosigkeit, aber auch der existenziellen Auslöschung hervor. Angstzustände, allen voran Zukunftsängste bzw. Existenzängste gehören ebenfalls zum Bild der Depression. Was ihren Antrieb anbelangt, so fühlen sich Depressive oft völlig kraftlos, passiv, lustlos, desinteressiert und zu keiner Entscheidung fähig.

In schweren Fällen wird der Selbstmord als einzige Lösung fantasiert. Zu den klassischen depressiven Symptomen gehören die Neigung zu erhöhter Selbstkritik, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, die Neigung zum Grübeln sowie Denk- und Konzentrationsstörungen. Im vegetativen Bereich führen Depressionen zu Schlafstörungen (vor allem zu Durchschlafstörungen) und Appetitlosigkeit. Vor allem bei endogenen Depressionen leiden Patienten am Morgen oft unter Mundtrockenheit. Die Stimmung ist am Morgen am schlechtesten und bessert sich im Laufe des Tages. Viele Patienten berichten, dass es ihnen nach Einbruch der Dunkelheit besser geht. In besonders schweren Fällen kann es auch zu depressiven Wahnvorstellungen kommen.

– 27,4 % der Befragten geben an, unter Depressionen zu leiden. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Begriff „Depression“ oft missbräuchlich für depressiv gefärbte Missstimmungen verwendet wird, ist der Prozentsatz dennoch beachtlich.

– Von Depressionen sind Männer und Frauen in gleicher Weise betroffen.

– Mit dem Alter nehmen auch die Depressionen zu. In der Pension leiden bereits 36 % der Menschen daran.

– Erschreckend hoch ist der Anteil der Menschen, die sich als depressiv bezeichnen, unter den Pflichtschulabsolventen (42,1 %).

– Depressive geben signifikant häufiger an, antriebslos zu sein und Lustlosigkeit und Langeweile zu verspüren. Sie leiden häufiger unter diffusen körperlichen Beschwerden und Durchschlafstörungen.

– In der Sexualität leiden Depressive oft unter chronischer Unlust.

Es gibt unterschiedliche Einteilungen der Depressionen. Am verbreitetsten ist noch immer die, die zwischen endogener und neurotischer Depression unterscheidet. Lange Zeit galt die endogene Depression als angeboren, die neurotische als erworben. Allerdings konnte die Ursache für die Entstehung einer Depression bis heute nicht genau geklärt werden. Vermutlich handelt es sich dabei um ein multikausales Geschehen, bei dem genetische und lebensgeschichtliche Faktoren zu einer Störung des Gehirnstoffwechseln führen, an der hauptsächlich die Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin beteiligt sind.

Endogene (unipolare) Depressionen unterscheiden sich von neurotischen vor allem durch ihren phasenhaften Verlauf. Die depressiven Phasen sind zeitlich begrenzt und gehen manchmal in manische Phasen über. In diesem Fall spricht man von einem bipolaren Verlauf. Weiters kommt es bei endogenen Depressionen zu Verschiebungen des Tagesrhythmus (Schlafen am Tag und Wachzustände in der Nacht), zu morgendlichen Stimmungseinbrüchen, schwacher oder fehlender emotionaler Resonanz auf andere, Hemmungszuständen und vegetativen Symptomen: Mundtrockenheit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen.

Bei der neurotischen Depression steht eine neurotische Persönlichkeitsstruktur im Vordergrund, Gefühle der Traurigkeit, Ängstlichkeit (hypochondrische Tendenzen), Lustlosigkeit. Heute gilt diese Unterscheidung allerdings als überholt. Unterschieden wird nur mehr zwischen primären Depressionen und sekundären Depressionen. Die sekundäre Depression ist ein Folgesymptom auf eine schwere körperliche oder psychische Erkrankung. Primäre Depressionen entstehen unabhängig von psychischen oder somatischen Erkrankungen.

Als Ursache der Depression werden Traumatisierungen (fehlende Zuwendung, Lieblosigkeit, Gewalt, Verwahrlosung) in den ersten Lebensjahren angenommen. Die Welt, in die das Kind hineingeboren wurde, ist reizarm, düster und leer, mitunter sogar ablehnend und feindselig. Die Menschen in ihr verhalten sich so, dass das Kind keine stabile Liebesbeziehung zu ihnen aufbauen kann. Vielmehr beginnt es sie auch zu hassen. Über den Prozess der Verinnerlichung wird der Hass zum Selbsthass, die Aggression zur Depression.

Depressionen können in jedem Alter entstehen. Der Vererbungsfaktor spielt eine erhebliche Rolle. Frauen sind doppelt so oft betroffen wie Männer. Manche Studien sprechen auch von einem Geschlechterverhältnis von 3:1. Möglicherweise hat das damit zu tun, dass Frauen einfach offener über ihre seelischen Probleme sprechen. Es können aber auch hormonelle Faktoren dafür verantwortlich sein. Sehr wahrscheinlich verbergen sich bei Männern Depressionen auch hinter hohem Alkoholkonsum.

Alleinstehende und Menschen ohne soziale Unterstützung erkranken ebenfalls öfter an Depressionen. Darüber hinaus erscheinen aber auch bestimmte Lebensereignisse (Tod einer geliebten Person) oder Lebensphasen (Midlife-Crisis) geeignet, eine Depression hervorzurufen. Man geht davon aus, dass insgesamt 10 bis 15 % der Gesamtbevölkerung an depressiven Symptomen leiden. Von Depressionen im engeren Sinn sind ca. 4 % der Männer und 8 % der Frauen betroffen.

Depressionen können unipolar oder bipolar verlaufen. Unter bipolar versteht man einen Wechsel von depressiven und manischen Phasen, deren Dauer meist zeitlich beschränkt ist. Depressive Phasen können in regelmäßigen Abständen immer wieder auftreten. Neurotische Depressionen haben meist keinen phasenhaften Verlauf. Sie bestehen so lange, als der ihnen zugrunde liegende psychische Konflikt ungelöst bleibt.

Was die Behandlung anbelangt, so hat eine besonders umfangreiche Studie des amerikanischen National Institute of Mental Health (NIMH) gezeigt, dass depressive Symptome am besten auf eine medikamentöse Behandlung ansprechen. Was die psychotherapeutische Behandlung anbelangt, so schnitt die psychoanalytische Therapie besser ab als die kognitive Therapie.

Sollte die Lebensqualität unter der depressiven Symptomatik leiden, ist professionelle Hilfe angezeigt. Vor allem dann, wenn Selbstgefährdung besteht, ist dringend eine medikamentöse Behandlung angeraten. (Achtung: Antidepressiva, die zuerst antriebssteigernd und erst danach antidepressiv wirken, können die Selbstmordgefahr erhöhen.) Eine Kombination von psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung hat sich am wirkungsvollsten erwiesen.

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Watzlawick

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