Sie interessieren sich für den Hintergrund von Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen, Sucht, narzisstische Persönlichkeiten oder die Borderlinestörung?
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Die Furcht vor sozialen Situationen
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Zu Unrecht hat sich in der psychologischen Fachwelt die Überzeugung breitgemacht, Sozialphobien entstünden als Folge übertriebener Unsicherheit, der Angst sich vor anderen zu blamieren oder lächerlich zu machen. Das ist genau so, würde man Menschen mit Höhenangst unterstellen, sie würden tatsächlich fürchten, der Balkon auf dem sie stehen, der Aufzug mit dem sie fahren, könne einstürzen. Tatsächlich unterscheidet sich die Sozialphobie nicht von den anderen Phobien. Auch bei ihr bildet die Angst vor dem Kontrollverlust in Verbindung mit dem Wegfall einer Fluchtmöglichkeit den Kern der Störung.
– Unter sozialen Ängsten leiden 16,4 % der Befragten.
– Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ist ausgewogen.
– Menschen mit geringer Bildung (22,4 %) leiden häufiger darunter.
– Soziale Ängste treten oft in Verbindung mit Depressionen auf. Verständlicherweise ist die Kommunikationsfähigkeit der Betroffenen stark herabgesetzt.
– Sie haben häufiger Schweißausbrüche und nervöse Unruhezustände. Im Leben verhalten sie sich eher passiv.
In der Regel fürchten sozialphobische Personen die Spannung, die naturgemäß in sozialen Interaktionen entsteht. Vor allem dann, wenn es sich um fremde Menschen handelt. In Gesprächs- oder Gruppensituation, in denen Schweigepausen entstehen, wird der Spannungszuwachs als besonders belastend empfunden. Bei einigen führt das zum Zwang, irgendetwas von sich geben zu müssen, nur um den Redefluss wieder in Gang zu bringen. Denn ab einem gewissen Punkt droht die Spannung außer Kontrolle zu geraten – was in weiterer Konsequenz zu einer panischen und verständlicherweise auch peinlichen Fluchtreaktion führen würde. Betroffene erleben diesen Zustand höchster innerer Panik als eine Art Ich-Auflösung.
Sozialphobien liegen verdrängte Aggressionen oder sadistische Impulse zugrunde, die im Zuge der sozialen Interaktion auf das Umfeld projiziert werden. Krankhafte Schüchternheit ist daher die Folge einer Agressionshemmung in Verbindung mit der Projektion aggressiv feindseliger Impulse auf die soziale Situation, die dadurch Furcht einflößend wirkt.
Sozialphobische Menschen mit aktiven Bewältigungsstrategien verfallen meist in einen ungehemmten Redefluss. Dieser „Rededurchfall“ hat mit normaler Kommunikation nicht viel zu tun. Der Wortschwall und die vielen Fragen, mit denen Phobiker ihr Gegenüber eindecken, dienen nur dazu, die bedrohliche Situation und den Gesprächsverlauf unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig wird durch die „Wortwand“ auch die Distanz zum Gesprächspartner gewahrt.
Die passive Bewältigungsstrategie besteht darin, soziale Situationen zu meiden. Ein solches Verhalten führt zwangsläufig zur Vereinsamung. Wird die soziale Isolation einmal durch einen zufälligen zwischenmenschlichen Kontakt durchbrochen, reagieren Betroffene schüchtern, gehemmt und büßen so einen Gutteil ihrer Attraktivität ein.