Ich bin mir nicht sicher, ob das hier einfach nur eine Meinung ist oder doch ein Aufruf. In dem, was jetzt folgt, sehe ich eine unserer letzten Chancen, die Krater zu füllen, die sich zwischen uns aufgetan haben.
Menschen, die Jahre und Jahrzehnte lang weitgehend problemlos koexistiert haben, wollen nichts mehr miteinander zu tun haben, beleidigen sich, prügeln sich metaphorisch oder tatsächlich die Köpfe ein. Wir interessieren uns in letzter Zeit ungemein dafür, was in den Köpfen "der Anderen" vorgeht. Wenn der Gegenüber Stellung zu einem Bestimmten Thema nimmt, glauben wir, ihn durchschaut zu haben. Egal, wie sehr man sich um Differenzierung bemüht, man stößt doch stets auf die selben Mauern, die wir in unseren Köpfen meterweit hochgezogen haben. Warum wollen wir Feinde haben? Warum wollen wir immer jemandem die Schuld an etwas geben, warum hinterfragen wir unser eigenes Weltbild nicht mehr?
Ich bin noch nicht lange auf FuF, aber mir ist etwas aufgefallen. Eine Hochdisziplin in vielen Blogs ist die Schuldzuweisung. Völlig fernab von konventionellen Diskursgrundlagen, sprich Zahlen, Daten, Fakten, entscheiden wir scheinbar nach Bauchgefühl, wer Freund ist und wer Feind. Vielleicht behaupten manche, das sei natürlich, dennoch gelingt es mir unter großer Anstrengung oft, das zu vermeiden. Wenn jemand sich für territoriale Abschottung und Nationalismus ausspricht, teile ich diese Ansicht absolut nicht. Auch konnten die meisten Argumente dafür mich nicht überzeugen. Welche Möglichkeiten gibt es nun im Umgang mit meinem Gegenüber? Ich kann nun ebenfalls versuchen, meine Sicht der Dinge rational zu begründen, obwohl ich ehrlich gesagt glaube, dass zu jeder Meinung ein wenig Bauchgefühl gehört. Ich kann entscheiden, dass seine Einstellung falsch ist und meine richtig, dass seine unvernünftig ist und meine nicht. Hier geht es nicht um die Frage, ob das Gras grün, Zwei plus Zwei gleich Vier oder Dieter Bohlen gesangstechnisch begabt ist. Es geht meist um hochkomplexe Themen wie Politik, Wirtschaft oder sozilogische Gesichtspunkte. Themen also, die die meisten von uns nicht studiert haben, aber dennoch eine Meinung dazu. Ich kann nun also sagen, er ist der Dumme, ich der Schlaue. Nichts davon führt irgendwo hin. Ich habe es ausprobiert, es fällt garnicht so schwer, mit unterschiedlichen Meinungen auseinander zu gehen, ohne noch einen Stich in Form einer beliebigen Diffamierung (wahlweise Gutmensch, Nazi, Moslemversteher, Hetzer, Linksgrünversiffter, Rechtspopulist) nachzusetzen. Das trifft natürlich nur zu, solange wir uns auf einem gewissen Niveau befinden. Wenn jemand behauptet, "Neger seien unterentwickelt", wird er zurecht als Rassist beschimpft. Wenn jemand darauf besteht, dass auch Kriegsverbrecher ein Recht auf Asyl haben, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, ein Gutmensch zu sein. Jemand, der der Ansicht ist, dass ein Kriegsverbrecher, Mörder, Terrorist nicht in den Knast gehört, hat in meinen Augen nicht alle Latten am Zaun. Ich bin aber der Meinung, dass diese Ansicht, auch unter "den Linken" nur eine Minderheit vertritt, leider eben eine sehr laute Minderheit.
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Nun aber zu der Variante, die ich fast jedes mal mühsamerweise wähle, wenn mir jemand seine Meinung zivilisiert vorträgt.
1. Filtern: Spielt die Meinung meines Gegenübers überhaupt eine Rolle für mich? Wenn mir jemand erklärt, warum Deutz-Traktoren besser sind als die von Lamborghini, dann finde ich das gänzlich uninteressant, also beschäftige ich mich nicht weiter damit. Wenn es aber um ein Thema geht, das mich interessiert, wie zum Beispiel Arbeitsrecht (ich bin Gewerkschafter), dann beschließe ich, dass ich mich auf dieses Thema einlasse.
2. Zuhören, verdammt nochmal: Ich gehe nicht beim ersten negativen Impuls in eine aggressive Verteidigungshaltung und unterbreche meinen Gesprächspartner nicht voller Empörung, solange er mich nicht persönlich angreift. Warum auch? Es ist viel wertvoller, sich die Argumente des Kontrahenten anzuhören, und ich denke, es ist dabei völlig okay, nicht alles sofort widerlegen zu können, denn niemand ist allwissend. Vielleicht hat man den Sachverhalt am Ende nicht abschließend geklärt, doch auch dann kann man sich die Hand geben und damit klarkommen, dass man nicht jedes Gespräch "gewinnt".
3. Recherchieren: Es kommt hin und wieder vor, man hat in einem Gespräch etwas neues erfahren. Das ist oftmals im ersten Moment lediglich eine Behauptung, die nicht akkut belegt wurde. Was spricht denn dagegen, dazu ein bisschen die Weiten des Internets zu durchsuchen, in Quellen mit verschiedener Ausrichtung zu forschen, anstatt alles sofort als Bullshit abzustempeln.
4. Hinterfragen statt betonieren: Die Wahrheit pachten, das ist auch eine Königsdisziplin. Genau wissen, dass die Linken schuld an Allem sind. Genau wissen, dass jeder, der Zäune für keine adäquate Lösung hält die Absicht hat, "Europa mit Migranten zu fluten." Genau wissen, dass alle, die nicht so denken wie ich, verblendet sind. Dann gehe ich ins Internet und teile den Anderen die Wahrheit mit. Wird diese angezweifelt, ist man der, der die soeben offenbarte Realität nicht erkennen will, dann soll man nur abwarten, denn "dich erwischt es auch noch!" Ist es nicht kreativer, sich zuallererst mit seinem eigenen Weltbild zu beschäftigen und dieses zu variieren, um sich auf diesem Wege selbst weiterzuentwickeln?
Es wäre ein feiner Schachzug, es wenigstens einmal zu versuchen. Ja, es funktioniert nicht mit jedem Einzelnen, klar. Es wäre lediglich schön, wenn die erste Reaktion auf Gesprächsangebote nicht die folgende bleiben würde: "Solange die Linken/Rechten nicht aufhören/kapieren/diesundjenes tun..." In einem Gespräch redest du weder mit DEN Linken noch DEN Rechten, du redest mit deinem Gegenüber.
Wie immer, Kritik erwünscht. ;)
Cheers, Leute.