In diesem Blog von Sabine Altmann wurde ja bereits über das Thema Integrationswilligkeit und die jünsten Blüten darüber diskutiert.
Vielleicht wird bei dem Thema etwas überdramatisiert. Von mir.
Aber dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass scheinbar bei Wahlen alles gesagt werden darf. Immer. Grenzenlos. Und sei es, dass man eigene Prinzipien dabei über den Haufen schmeißt. Hauptsache die Rechnung in Form von (mitunter zeitlich sehr flüchtigen) Wählerstimmen stimmt.
Da kommt von zwei Landeshauptleuten (sozialdemokratische – hört, hört!) der Vorschlag, man möge doch Integrationsunwilligen die Staatsbürgerschaft aberkennen. Ein weiterer sozialdemokratischer Landeschef versucht zu kalmieren und stellt sich vor seine Parteifreunde, relativierend. Nein, nein…nicht gleich eine Aberkennung der Staatsbürgerschaftsrechte – aber so ein bissl Zwangsarbeit, das geht schon. Damit sie wissen, was es heißt für die Gemeinschaft da zu sein und sich einzubringen. Und dann am folgenden Tag: Nein, so war es doch nicht gemeint. Überreagiert. So (Zwangsarbeit) darf man in einer freien, demokratischen Gesellschaft nicht mit Menschen umgehen.
Sehe ich auch so.
Was mich an der Diskussion stört ist nicht nur die Keule mit Staatsbürgerschaftsrechtenentzug und, noch schlimmer, Zwangsarbeit nach dem Motto: „Wennst net parierst, dann gemma…!“. Und damit wird dann Integration vermittelt.
Aha.
Aber noch bemerkenswerter finde ich, dass eine Diskussion und mögliche drastische Folgen an „Integrationsunwilligkeit“ medial diskutiert werden, ohne eine Definition gefunden zu haben, was diese „Integrationsunwilligkeit“ denn überhaupt sein soll. Wenn sich jemand nicht kleidet wie die Mehrheit? Welche Mehrheit? Im Umfeld, im Bezirk, im Wohnbau,…? Wenn er eine andere Religion hat und dieser nachgeht? Wenn er andere gesellschaftliche Feierlichkeiten hat, mehr Familie, weniger Familie? Seltsame Freunde? Eine Sprache unter seinen Verwandten und Freunden spricht, die wir nicht verstehen?
Wohin sowas führen kann, ist wohl nur zu evident. Hatten wir schon. Ich möchte wünschen und gehe davon aus, dass wir derartige Vorgehensweisen hinter uns gelassen haben. Weit hinter uns.
Aber darf nun jeder tun und lassen was er will?
Nein. Natürlich nicht.
Eine Gemeinschaft besteht aus Werten. Und zu diesen Werten muss man sich bekennen. Sonst kann man nicht Teil der Gemeinschaft sein. Simpel, so scheint es. Aber natürlich ist das leichter gesagt als auch tatsächlich gelebt. Denn dazu müsste man wissen, über welche Werte wir hier sprechen. Und wie sollen diese gelten? Alle uneingeschränkt? Manche absolut, manche relativ?
Vielleicht würde es auch den Politikern, die diese Diskussion angefacht haben und andere, die diese (aus anderen als sozialdemokratischen Lagern) mit Freude führen gut tun darüber nachzudenken, worüber wir hier sprechen. Welche Werte sind es, zu die wir uns ja mitunter mit immenser Inbrunst gezwungen sehen, diese zu verteidigen? Gegen wen auch immer.
Wo in der (politischen) Diskussion dabei Herz und Hirn bleiben, ist leider nicht immer einfach auszumachen.