Orthodoxer Politiker aus der Ukraine erklärt den wahren Patriotismus der Kirche

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (kurz UOK) wird in der Ukraine unter dem Vorwand diskriminiert, sie sei die „fünfte Kolonne“ Moskaus. Viele Politiker aus dem sogenannten national-patriotischen Lager nennen Priester dieser zahlenmäßig größten Kirche des Landes deshalb „Moskauer Popen“. Unter anderem wird ihnen zum Vorwurf gemacht, dass sie Regierungstruppen im regionalen Bürgerkrieg im Donbass im Osten des Landes nicht ausreichend unterstützten, was nicht „patriotisch“ sei. Gleichzeitig wird den Geistlichen der UOK jedoch der Zugang zur Militärseelsorge vom Amts wegen verwehrt. Diese Funktion füllen Vertreter anderer kirchlich-religiöser Organisationen aus, wie etwa jene der kanonisch umstrittenen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), der Griechisch-Katholischen Kirche oder evangelischer Freikirchen. Im Gespräch mit dem YouTube-Kanal Perschi Kosazki erklärte der ukrainische Politiker Wadim Nowinski jüngst, was er unter Patriotismus der Kirche versteht.

Nowinski, der oft auch „orthodoxer Oligarch“ genannt wird, gehört mit einem geschätzten Vermögen von 1,3 Mrd. US-Dollar zu den reichsten Männern des Landes. Der gebürtige Russe ist seit vielen Jahren Abgeordneter im ukrainischen Parlament Werchowna Rada, derzeit ist er Politiker der Partei „Oppositionsplattform fürs Leben“, die den Frieden in Donbass durch Umsetzung des Minsker Abkommens als zentralen Punkt im Programm hat. Nowinski ist auch als Philanthrop bekannt. Im April dieses Jahres wurde er auch vom Metropoliten der UOK, dem Seligen Onofrios, zum Diakon geweiht.

Sputnik Wadim Nowinski

„Es ist eine Kirche des ukrainischen Volkes, sie wird von ukrainischen Priestern bedient und die Kirchen sind mit Ukrainern gefüllt“, sagte Nowinski zum Vorwurf des angeblich fehlenden Patriotismus – und wies auf interessierte Kräfte hin, die diesen Vorwurf erheben. Die Regierung, die auf der Welle des Staatsstreichs im Jahre 2014 zur Macht gekommen war, „erfüllt den Auftrag der (westlichen) Kuratoren, das Schisma zu vertiefen und unsere Kirche als staatsfeindlich anzuerkennen, weil sie verstehen, dass die Kirche ein Bindeglied zum russischen Brudervolk ist“.

Nach Ansicht des Abgeordneten sei die OKU nur eine politische Struktur mit einem religiösen Namen, die keine Zukunft habe. Die Orthodoxe Kirche der Ukraine wurde Ende 2018 auf Drängen des damaligen Präsidenten Petro Poroschenko gegründet. Auch US-Diplomaten und Gesandte des Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus, nahmen daran teil. In darauffolgenden Januar hatte Bartholomäus die OKU durch einen Kirchenerlass, den sogenannten Tomos, ohne Einberufung eines Panorthodoxen Konzils legitimiert. Seine Kirchengemeinde mit hunderttausenden griechisch- und ukrainischstämmigen Gläubigen befindet sich in den USA.

„Wäre der Druck des US-Außenministeriums nicht gewesen, hätte niemand die OKU anerkannt“, meint der Abgeordnete. „Jeder versteht die nichtkanonische Natur der Entscheidung des Konstantinopeler Patriarchen. Aber man kann nichts Solides auf Täuschung aufbauen, man kann nur auf Wahrheit und Glauben bauen, auf einem soliden Fundament, und das, was um die OKU herum passiert, ist Sand und wird zerbröseln.“

Nowinski zufolge spielt die Ukrainische Orthodoxe Kirche bei der Lösung des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine eine friedenserhaltende Rolle.

„Als der Krieg im Osten der Ukraine ausbrach, verließ keiner der Priester seine Gemeinde“, fügte der Angeordnete hinzu. „Trotz des Krieges, des Verlusts von geliebten Menschen und Häusern dienen sie und werden auch weiterhin dienen. Die Kirche ist ein Bindeglied zwischen den von der Ukraine kontrollierten und den nicht von ihr kontrollierten Gebieten im Donbass. Die Kirche verbindet Menschen, sie trennt sie nicht, und darin drückt sich ihr Patriotismus aus.“

СПЖ Der Selige Mitropolit Onufrios

Über die Rolle des Präsidenten Selenski im Kirchenkonflikt sagte der Abgeordnete, dass seine Neutralität ursprünglich dafür gesorgt hatte, dass die Ukrainische Orthodoxe Kirche nun weniger Druck verspüre und aufatme. Zwei aufeinanderfolgende hochrangige Besuche, darunter einer des Präsidenten und einer des Premierministers beim Patriarch Bartholomäus in den letzten zwei Monaten, ließen jedoch an diesem Optimismus zweifeln.

Vor wenigen Wochen sagte Bartholomäus, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche sei inexistent und ihre Geistlichen würden von ihm nur „geduldet“. Nach Meinung ukrainischer Politanalysten erhob er damit einerseits seinen Anspruch auf die gesamte ukrainische Orthodoxie und gab den ukrainischen Behörden andererseits zusätzliche Gründe, um die kanonische Ukrainisch-Orthodoxe Kirche zu verfolgen. Die UOK zählte in den vergangenen fünf Jahren 122 gewaltsame und unrechtmäßige Beschlagnahmungen ihrer Kirchen sowie 220 unrechtmäßige Umregistrierungen von Pfarreien.

2
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 07.12.2020 17:38:33

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 07.12.2020 12:53:34

9 Kommentare

Mehr von WBernau