Ökonomische Regentänzer

Kabarett im öffentlich-rechtlichen TV. Ein Kleinkünstler erklärt dem Publikum die Welt: Es gibt immer mehr arme Leute bei uns und das Geld dieser armen Menschen haben jetzt die Reichen. Das ist kein Scherz oder eigentlich doch. Aber so hat es der gute Mann mit Witz und Verstand gesagt. Dem anwesenden Publikum gefällt’s, es klatscht begeistert. Für ökonomisch Ahnungslose ist die Wirtschaft offenbar ein Nullsummenspiel. Reichtum entsteht nur, wenn man den Armen Geld wegnimmt, sprich sie ausbeutet. Reichtum ist also immer etwas Verwerfliches, etwas Unmoralisches, Böses und hat nichts mit Leistung, Innovation, Risikobereitschaft, Wissen, Kreativität. etc. zu tun. Diese Sichtweise und dieses intellektuelle Niveau findet man nicht nur im deutschsprachigen Kabarett und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern im ganzen Land. In den Schulen, bei linken Stammtischen, Universitäten, in der Literatur und in der Politik.

Dieses Unwissen  ist in der  Regel mit einigen ranzigen sozialistischen Binsenweisheiten angereichert. Wer Kinder hat, sollte mal einen Blick in deren Schulbücher werfen, um zu sehen, welchen Stellenwert und welches Image dort Wirtschaft hat.  Wer sein Wissen primär aus heimischen Schulen, geisteswissenschaftlichen Studienrichtungen und den  Mainstreammedien  beizieht/bezogen hat und sein Leben lang nur in staatlich  geschützten Bereichen tätig war, für den sind Wirtschaft und Marktmechanismen nicht mehr als ein spanisches Dorf.  Allerdings ist fast jeder, so wie im Fußball, auch in Ökonomie ein Fachmann. Aber wie hat es Dieter Bohlen so trefflich ausgedrückt: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er ein Bekloppter ist.“

In unseren Breiten ist die Ansicht weit verbreitet, dass der Staat so wie Dagobert Duck einen gigantischen Geldspeicher besitzt, gefüllt mit  mehreren Fantasilliarden Euro. Allenthalben hört man deshalb von Künstlern, von NGOs, von Pensionistenvertretern, von Theaterdirektoren, von Sportverbänden, vom Verband der …logen, von Umweltschützern, von Integrationsvereinen, von den Kämpfern gegen rechts,  kurz, von allen, die (noch mehr) Geld vom „Staat“  wollen, das Argument: Österreich gehört schließlich zu den reichsten Länder der Welt und für dies und jenes müsse doch schließlich genügend Geld da sein. Ja, Geld ist in dieser Denke quasi unbegrenzt vorhanden, man muss es nur „sozial gerecht“ verteilen. Politiker und Parteien die das nicht tun, sind einfach  böswillig, neoliberal und überhaupt.

Es herrscht noch immer die Vorstellung, Reichtum und Wohlstand seien in unseren Breiten einfach da, einfach so. Das Bewusstsein, dass man Wohlstand nicht konservieren kann, dass man ihn sich Jahr für Jahr und Tag für Tag erarbeiten muss, fehlt in weiten Teilen der Bevölkerung völlig. Das ist kein Wunder und auch so gewollt. In Österreich etwa lebt rund die Hälfte der Bevölkerung vom Staat, nicht einmal 50 Prozent der Österreicher sind in der Privatwirtschaft tätig und auch von Ihnen beziehen rund die Hälfte mehr Transferleistungen als sie Steuern zahlen.

Der Sozialstaat hat sich ein Heer von Abhängigen geschaffen, das dank der staatlich gesteuerten Bildung und dank der von ihm abhängigen Künstler, Wissenschaftler, Medien, Lehrer und Intellektuellen extrem staatsgläubig, wirtschafts- und  unternehmerfeindlich eingestellt ist und sich nichts mehr, als einen möglichst gut ausgebauten Nanny-State wünscht. Diese ökonomisch Ahnungslosen sind eine ideale politische Verschubmasse. Weil sie selbst die einfachsten Marktmechanismen nicht verstehen (wollen), kann man ihnen fast alles einreden, selbst den haarsträubendsten Unsinn. Etwa, dass man mit Notenpresse und Umverteilung Wohlstand, Fortschritt  und sozialen Frieden schaffen kann.

Leider ist dieses Denken nicht nur in der Bevölkerung, sondern  bis in die höchsten Politikerkreise verbreitet.  So hat etwa Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek vor kurzem einen Mindestlohn von 1.500 Euro gefordert. Tolle Idee. Dann haben auch Putzfrauen und Tellerwäscher endlich mehr Geld, das geben sie wieder aus und kurbeln damit die Wirtschaft an, der Staat  nimmt dadurch mehr Steuern ein und alle sind glücklich. Ja Frau Heinisch Hosek hat den Durchblick.

Fragt sich nur, warum fordert sie  nicht gleich 3.000 Euro Mindestlohn?  Dann wird alles gleich doppelt so gut. Und warum haben Länder wie Haiti, Burundi oder  Bangladesch diese bahnbrechende Idee noch nicht umgesetzt? Gäbe es mehr Heinisch Hoseks auf dieser Welt, sie wäre ein besserer und gerechterer Ort. Garantiert.

Nun ja,  die Frauenministerin  ist eben genau wie so eine ökonomisch Ahnungslose, die solche Forderungen ohne  jegliche Grundkenntnisse in dieser Materie einfach so daher sagt. Die gelernte Hauptschullehrerin kennt Privatwirtschaft in Theorie und Praxis nur vom Hörensagen. Trotzdem bekommt sie für solche Forderungen viel Applaus.

Das alles erinnert an das magische Weltbild indigener Völker. Da die Jäger- und Sammler keinen Tau von Naturgesetzen, Astronomie und den großen Zusammenhängen hatten,  waren sie der festen Überzeugung, mit Magie und Ritualen den Lauf der Dinge steuern zu können. Mit allerlei Hokus Pokus versuchte man etwa Wetter, Jahreszeiten  oder Tierwanderungen zu  beeinflussen. Man wusste es eben nicht besser.

Unsere heutigen sozialistischen Politiker in allen Parteien und die  Mainstreamjournalisten  könnten oder vielmehr müssten es aber besser wissen. Und es hält auch niemand die Bürger davon ab, sich mit Ökonomie auseinanderzusetzen. Aber mit einem simplen Weltbild, ohne jede Eigenverantwortung und  den immer gleichen Sündenböcken, lebt es sich einfach bequemer. Noch.

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Herbert Erregger

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