Franz-Nemeth-Stadion (oder: der Seitfallrückzieher Deluxe)
Nachdem ich Blogger der Woche wurde, habe ich diesmal ein kleines Geschenk für euch vorbereitet (es trifft sich gut, dass es gerade in die richtige Zeitspanne passt):
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Dieser Abschnitt meiner Biographie ist das mit Abstand längste Kapitel. Warum das so ist?
Nun, es beschäftigte mich Jahre, richtig Fußballspielen zu lernen, noch dazu auf diese Weise – und zwar täglich. Aber lest selbst.
Eines Tages, ich muss so um die 8 Jahre jung gewesen sein, sah ich vom Kinderzimmer in den Nachbarhof hinunter und sah, wie 3 Kinder gerade kickten. Ich kann mich erinnern, dass ich vorher schon ein paarmal runtergeschaut habe, mich hat einfach interessiert, wer diese Kinder im Hof nebenan waren. Ich wollte mit ihnen mitspielen, aber getraut einfach hinzugehen habe ich mich dann doch nicht allein.
Irgendwann ist mein Bruder Robert zu mir gekommen (dem ist das sicher aufgefallen) und hat gemeint, wir 3 gehen jetzt runter und fragen die einmal, ob sie mit uns spielen wollen. So war es dann auch. Auf diese Weise hatte ich Franz, Sonja und Michi (3 Geschwister) kennengelernt, die mittlerweile ebenfalls einen wahnsinnig hohen Stellenwert meiner Karriere eingenommen haben. Meine Brüder spielten allerdings nur beim ersten Mal mit. Ich kann mich auch erinnern, dass sie ein zweites Mal mitspielten, als sie längst ausgezogen waren und eigentlich nur auf Besuch bei uns waren, ich jedoch zu später Abendstunde immer noch mit meinen Freunden kickte. Eigentlich wollten sie mich nur abholen kommen, aber diesmal konnten wir sie – nach Jahren – zum Mitspielen animieren.
An diesem Abend sahen auch meine Eltern vom Fenster im 4. Stock zu. Seitdem habe ich immer wenn es möglich war, nach oben geguckt, ob wir beobachtet werden und meine Brüder nicht doch noch einmal mitspielen wollten. Ich habe sie oft danach gefragt, aber leider hatte keiner der beiden Zeit dazu.
Zuseher hatten wir aber ab und zu. Längsseitig der Wiese stand das Nachbarhaus, dort hatten wir viele Zuseher (mehr oder weniger unfreiwillig), schräg gegenüber auf der anderen Seite stand der „Sternbau“, also das Haus, in dem wir wohnten. Von dort hatte man ebenfalls einen schönen Blick auf die Wiese erhaschen können. Ab und zu sahen auch von dort oben Nachbarn zu.
Ich weiß auch noch ganz genau, dass mich Michi anfangs nie mitspielen lassen wollte, weil ich seiner Meinung nach viel zu hart an die Sache ranging und er sich nicht verletzen wollte. Ich habe ihm versprochen, dass ich immer aufpassen werde und dass ich das niemals machen würde. Keiner von uns hat sich je mehr zugezogen als Schürfwunden und im schlimmsten Fall eine Prellung.
Ich habe in meiner gesamten Karriere bisher noch nie jemanden verletzt, geschweige denn eine Karte zu sehen bekommen, worauf ich sehr stolz bin. Andere sollten sich an meiner Fairness am Platz wirklich ein Beispiel nehmen. Willst du dich abreagieren, geh zuschauen. Mitspielen ist nichts für dich. Brutalität hat auf dem Spielfeld absolut nichts verloren und wenn ich mir so manche Spieler (wie Totti bzw. Rijkaard mit Spuckaffären, oder in krasseren Fällen Zidane und Suarez) oder Fans ansehe (allen voran die Westtribüne des ehemaligen St. Hanappis, das sage ich als Rapidfan), denke ich mir, wozu das Ganze eigentlich? Außer saftigen Strafen gibt es hier nichts zu holen.
Zurück zum eigentlichen Kapitel. Über diese Zeit kann ich eigentlich ein eigenes Buch schreiben, soviel habe ich dort erlebt. Es war eine Zeit, wo man nach der Schule heimkam zum Essen, Hausübung machen (wenn es heiß war, legte ich sogar manchmal Protest ein) und im Anschluss sofort runter zum Kicken. Sonntag war vormittags Kirche angesagt (ich war 4 Jahre lang ministrieren – freiwillig), dann Essen und danach sofort Fußball. Es verging in diesen 10 Jahren nicht eine Woche, wo wir nicht mindestens 3-mal kicken waren, egal ob es 38 Grad im Schatten hatte oder ein Meter Schnee lag (im Tiefschnee kicken macht übrigens wahnsinnig Spaß). Ja, sogar am Elternsprechtag gingen Franz und ich mit dem Ball auf die Europahauptschulwiese (das war unsere Schule, 5 Minuten zu Fuß entfernt von uns), um weite zu Pässe üben. Seit diesem Tag, wo ich mir übrigens einiges an Kritik gefallen lassen musste, kann ich den Querpass wirklich präzise. Noch heute schwärmen Trainer und Mitspieler von dieser Präzision.
Was sich meine Gegner in der Schule gedacht haben müssen, als der kleine Werner (der kleinste in der Klasse von der Volksschule bis zur Berufsschule hindurch) eine 1 zu 1 Kopie des Hand – Tors von Diego Maradona zum Sieg der Schüler: Lehrer – Partie erzielte, erstaunt mich heute noch und es macht mich unheimlich stolz, wenn ein Alexander B. Jahre später immer noch zu mir sagt „gell Werner, die Flanke von mir war scho gut, aber des Tor war eigentlich Hands“.
Heute weiß ich auch, dass genau diese Einstellung mir die Robustheit, den eisernen Willen, besser zu werden als alle anderen, wahre Freunde und viel mehr als das geschenkt hat.
Wichtig ist: nicht viele Fußballer kennen diese Mentalität und die richtige Einstellung. Die meisten heutzutage in den Städten spielen alle nur mehr in Betonkäfigen, wo zwar technische Feinheiten ein Muss sind, aber das war auch bei uns schon der Fall am Rasen, wenn wir gespielt hatten. Meine Theorie: erst wenn man den Gegner wirklich auswendig kennt, lernt man eigene, technische Schmankerln dazu.
In meinem Fall war das eine zusätzliche Herausforderung, da Michi ebenfalls in der Jugend des SV Schwechat spielte, allerdings war er ein verdammt gutes Talent und wenn ich ehrlich bin, war er der Beste unter uns Kindern. Leider hat er zu früh aufgehört zu spielen. Was der SV Schwechat aus ihm gemacht hat, durften wir dann beim Spiel untereinander spüren. Ich kann euch versichern, wir waren alle 3 gut im Kicken. Aber der Michael hatte das Talent eines Lionel Messi. Das sage ich, ohne zu übertreiben, denn ich habe in meiner gesamten Karriere (mit Ausnahme vom Alban, auf den ich später eingehen werde) noch keinen so guten Spieler gesehen. Einmal habe ich ihm bei einem Match gegen eine Wiener Auswahl zugesehen. Als er (er war Verteidiger, warum auch immer er das wollte) sich den Ball vor dem eigenem Tor geschnappt hat und über die Außenlinie bis zum gegnerischen Strafraum gestürmt ist, nur um danach eine Flanke reinzuhauen, die dann von einem seiner Mitspieler per Kopf im Tor versenkt wurde, erhielt er meinen allerletzten größten Respekt, den ich an wirklich wenige Fußballer vergebe. Ich bin mir sicher, hätte man ihn ausreichend gefördert, er würde heute irgendwo im Ausland spielen – und das mit einer Menge Erfolg.
Auch sein Bruder Franz war und kickt immer noch wirklich gut, zwar nicht so gut wie der Michi, aber er war mir ehrlich ebenbürtig, wenn nicht sogar etwas besser und ist nach wie vor mein ganz persönlicher Mentor in Sachen Fußball, ebenfalls einer meiner besten Freunde, auch wenn wir uns selten sehen.
Franz ist ein Kicker, der eigentlich eine Kapitänsschleife verdient. Wahnsinnig gute Menschenkenntnisse, ein völlig korrekter Typ, der mit einer gehörigen Portion Spielübersicht glänzt und den Schuss aus der 2. Reihe (der beliebte Tausendguldenschuss) perfekt beherrscht. Wenn ich etwas nicht verstehe oder dringenden Rat brauche bezüglich der Kickerei, ist er auch heute noch meine erste Ansprechperson, wie man etwas besser machen könnte. Verblüffend ist, dass er dabei immer, aber wirklich immer, Recht behält.
Auch er hatte manchmal Angebote von Jugendtrainern des SV Schwechat bekommen, welche er aber immer ablehnte (ich stand einmal neben ihn, als ein Jugendtrainer des SV Schwechat ihn darauf ansprach). Das hat mich persönlich damals wirklich vom Hocker gerissen, wenn man schon ein Angebot bekommt, dass man es noch ablehnt. Das ist mir sehr selten passiert, ich verstand ihn nicht. Jahre später, als wir wieder mal gemeinsam kickten (ohne Michi, zu ihm habe ich leider seit damals in der Kindheit keinen Kontakt mehr) fragte ich ihn, warum er in Gottes Namen nicht zum Verein ging. Er sagte mir, dass es ihn nicht wirklich gereizt hatte für den Verein zu spielen, denn er spielt lieber mit Freunden und mit den Jungen, die nach und nach mit uns mitspielten, davon aber etwas später in diesem Kapitel. Auch er hätte meiner Meinung nach eine wirklich steile Karriere als Verteidiger starten können.
Einmal fragte ich ihn, warum er denn unbedingt immer als Verteidiger spielen will. Er sagte, es reize ihn, wenn so ein Dribblanski auf ihn zustürmt und er versucht, ihm den Ball abzunehmen. Es gefällt ihm, wenn er den Gegner dann alt aussehen lässt. Ich bin hier das genaue Gegenteil. Als offensiver Mittelfeldspieler (oder manchmal auch Stürmer) liebe ich es, Lochpasses zu geben oder die Verteidiger schwindlig zu spielen. Diese Vorliebe, denke ich, macht einen Weltklasse-Offensivspieler aus und ohne dieser Qualität und Einstellung kommt man im heutigen Fußballsport nicht mehr weit. Wie auch immer, Franz war für einen Kicker, wie ich es bin, der ideale Trainingspartner.
Ich liebe es, einen Messi, Ronaldinho, Kormkaz oder dergleichen beim Dribbeln zuzusehen und schaue mir manche Tricks auch ab. Manche beherrsche ich bis heute nicht, aber dafür habe ich Tricks drauf, die man von sonst niemanden eigentlich sieht und ich kann stolz behaupten: bei 80% der Duelle gewinne ich diese Zweikämpfe, auch wenn sie noch so oft wiederholt werden. Die Individualität des Einsetzens der Tricks (das beginnt bei der Körpertäuschung und gleichzeitigem Blickkontakt), abgestimmt auf die momentane Situation, die sogenannte Überraschung des Gegners macht den Unterschied aus. Das habe ich vom Franz gelernt, denn man lernt es bei niemandem besser, Offensivspektakel loszulassen, als bei einem Gegner, der es liebt der Dribblerei ein Ende zu setzen.
Wir haben im Hof bei den Nemeths wirklich alle Variationen vom Kicken probiert. 1 gegen 1, 2 gegen 2, 3 gegen 3 usw. dann einfach zu zweit gegen den Goalie, 2 gegen den Goalie und einem Verteidiger, Flanken üben, Freistoß üben, Elfer üben, Passen üben, Schmeißen üben, Schwalben vortäuschen üben etc. und mein persönlicher Favorit: Seitfallrückzieher üben.
Die Seitfallrückzieher – Aktion entstand aus einem Zufall heraus. Eigentlich wollte Franz nur einen Eckball zu mir flanken, der aber irgendwie zu niedrig für einen Kopfball (was ich hasse) und zu hoch für einen Volleyschuss war. Also sprang ich instinktiv hoch und erwischte den Ball seitlich im Flug mit dem Fuß und zwar volle Kanne. Michi war im Tor, er hatte die Augen weit aufgerissen, aber abgewehrt hat er den Schuss nicht. Das Garagentor hinter dem imaginären Fußballtor (auch hier galt: Leiberl am Boden, 5 Schritte Abstand, anderes Leiberl am Boden) schepperte nur so dahin. Franz ist im Corner stehengeblieben und hatte laut applaudiert. So entstand die Idee, dass wir auch das ab sofort üben werden.
Diese Disziplin haben wir jahrelang täglich geübt (für den einen war es ein Volleyschusstraining, für den anderen ein Flankentraining) und heute vergeht kaum ein Turnier, wo ich ihn nicht mindestens einmal versuche und die Zuschauer immer wieder damit begeistere. Danke für dieses Training, es hat mir damals wie heute extrem viel bedeutet. Manchmal erwische ich den Ball nicht, dann gibt es allgemeines Gelächter. Manchmal treffe ich den Ball aber, dann gibt es immer Beifall unter den Zuschauern, das gefällt mir an dieser Sache.
Auch hatten wir eigene Weltmeisterschaften gespielt. Wir haben uns sogar einmal die Mühe gemacht alle Nationen dieser Welt in einem K.O.-System zur WM-Quali spielen zu lassen, wobei sich jeder seine Mannschaften ausgesucht hat und wenn er ein Tor oder einen Freistoß oder so etwas schoss, durfte er einen prominenten Namen aussuchen (da wir alle verrückt nach den Panini – Pickerln waren, kannten wir sehr viele Stars wie zum Beispiel: Gascoigne, Cantona, Gullit, Mazinho, Batistuta, Valderrama etc.) Diese WM-Quali und die WM selbst spielten wir in einem Sommer durch und zwar jeden Tag bei egal welchem Wetter. 3 Tore mussten fallen, wenn einer 2-0 vorne war, war die Partie also ebenfalls gelaufen. Man denkt, dass so ein Match nach ca. 5 Minuten zu Ende war, aber dem war nicht so. Das hat es glaube ich nur 2 Mal gegeben, wo einer wirklich über seinen Zenit rausgewachsen ist. Mexiko wurde auf diese Weise von den Fidschi – Inseln (welche bei der Auslosung des Gegners noch herzlich belächelt wurden – Michi hat sogar noch gefragt, ob es die wirklich gibt und wo zum Teufel die Inseln überhaupt liegen) rausgekickt. Nein, normalerweise dauerte eine Partie ca. eine halbe Stunde, weil wir wirklich alles gaben, um Weltmeister zu werden. Das Schöne an der Sache war, dass auch der Torwart (welcher unparteiischer Schiedsrichter gleichzeitig war) ebenfalls eigene Ansichten hatte, gegen welchen Gegner er als nächstes spielen wollte.
Unsere österreichische Nationalmannschaft kann sich hier von unserer Grundeinstellung, jedes Match gewinnen zu wollen ein wahnsinnig großes Stück abschauen.
Weltmeister selbst wurde natürlich England (mit dem überragenden Michi – Gascoigne hat fast alles im Alleingang zerlegt – nie werde ich vergessen, wie der Lausbub, sobald er den Ball gehabt hat schrie „Gascoigne, Gascoigne, immer noch Gasgoigne, und Schuss und Gasgooooooiiiiignnnne Tooooooor, wir mussten immer lachen, wenn er so spielte). Ich glaube sie haben im Finale dann Italien (oder war es Schweden? Franz müsste die Notizen noch irgendwo haben, er hat sich jahrelang alle Spielergebnisse von uns aufgeschrieben, auch heute tut er das noch) geschlagen, bin mir aber nicht mehr ganz sicher, wer der Finalgegner war. Was ich ebenfalls noch weiß ist, dass ich damals im Finale im Tor gestanden bin und nach einem üblen Foul an Gascoigne sich die beiden Brüder gerauft hatten und der Michi danach zu einem Freistoß antrat. Der Ball war wirklich nicht leicht zu halten, aber warum ich mich vor allem daran erinnere: ich hatte zum ersten Mal einen Ball im Hechtsprung gefangen. Nicht bloß weggefaustet oder so, wie sonst auch immer, sondern wirklich im Flug gefangen. Seitdem weiß ich, dass ich es auch als Torhüter drauf haben könnte, würde ich mich dafür interessieren.
Zu guter Letzt noch die Antwort auf die Frage, warum denn Franz-Nemeth-Stadion: der Vater der beiden Jungs (Franz Nemeth Senior), die beiden selbst sowie deren Schwester waren begeisterte Stadiongänger (das Rudolf-Tonn-Stadion konnte ich von meinem Kinderzimmer aus sehen, es befindet sich gleich hinter der Wiese der Nemeths und dem Kalten Gang (so heißt der Bach, der hier fließt, wo wir mal einen Ball verloren hatten) und ist ein ziemlich nettes Stadion) vom SV Schwechat (wo wir natürlich öfters waren, wir hatten sogar einen eigenen Fanclub gestartet und Schlachten gebummelt, wenn auch ohne Erfolg. Franz Senior hatte gesagt, dass wir lauter sein müssen, uns hört man gar nicht. Das kann nicht stimmen, denn immer wenn wir gesungen haben „Goalie, wink amoi“ hat er uns tatsächlich gewunken. Und das Tor ist weitaus entfernter als der Sitzplatz vom Franz Senior).
Die Wiese im Hof meiner Nachbarkids war sozusagen unser Kinderzimmer und wir benannten es bei der WM-Quali nach deren Vater „Franz-Nemeth-Stadion“. Wir hätten es auch „Herr-Grill-Stadion“ taufen können, denn Herr Grill verfluchte unsere Rasenkünste zutiefst (weil der Rasen vor seinem Küchenfenster nie wieder so schön wurde, wie er mal war – und ist es bis heute immer noch nicht, was ist das für eine Genugtuung für uns Jungs nach all den Jahren, wo wir dort nicht mehr spielen, der Rasen ist für mich heilig). Wir mussten nicht nur einmal zum „Finger“ bei der Rotmühle oder ins „Rudolf-Tonn-Stadion“ zum Trainingsplatz (wo ich die Nemetz-Brüder kennenlernte, heute ebenfalls ausgezeichnete Kicker und gute Freunde von uns) ausweichen, weil Herr Grill uns eben wieder eine unnötige Standpauke vorhielt.
In dieser Zeit haben auch meine Nachbarn Rene sowie der Cousin der Nemethbrüder Andi und die beiden Hausmeisterbuben Hubert und Christian bei uns angefangen zu kicken. Von daher verstehe ich heute den Franz, wenn er sagt, er mag lieber mit den Kids spielen, denn wir alle waren eigentlich stolz darauf, den Nachzüglern Tricks beibringen zu dürfen. Die meisten der Jungs spielen heute in Vereinen.
Hubert war erst 5 oder so, als er bei uns angefangen hatte, als Verteidiger zu fungieren, damit Franz und ich Seitfallrückzieher inklusive Tormann und Verteidiger üben konnten. Als er etwas größer wurde, spielte auch sein kleiner Bruder Christian schon mit, der war noch kleiner als Hubert und übrigens vorlauter als wir alle zusammen. Manchmal spielten wir auch 1 gegen 1 gegeneinander, nur dass der Goalie nun zusätzlich 2 kleine, unparteiische Verteidiger extra für sich hatte. Somit hatten wir schon 2 Verteidiger und zusätzlich einen Gegenspieler, der auf dasselbe Tor zielte, zu bewältigen, die Jahr für Jahr immer größer wurden und letzten Endes uns alle überwuchsen. Die beiden sind heute beide jeweils 2 Meter groß.
Die Jungs waren dann wirklich nicht mehr einfach zu umspielen, aber es war die Mühe wert, denn die Tore, die fielen waren wirklich wunderschön anzusehen.
Ich kann mich noch an einen Moment erinnern, als Robert mal aus dem Fenster sah und ich gerade einen Rückzieher ins Tor versenkte. Als ich wieder nachhause kam sagte er mir „Werner, das kannst wirklich gut“. Somit wusste ich, dass ich etwas beherrschte was wirklich selten im Fußball vorkommt.
Warum ich mich eigentlich so sehr auf diese Spezialität konzentrierte, entstand bei der EM 1992 als Papin eine Flanke von Deschamps (glaube ich war das) mit ebendieser Aktion ins Tor schleuderte. Mein Kommentar damals dazu: „der Papin ist der beste Französer“. Noch heute denke ich nicht an Franzosen sondern an Französer mit dem grandiosen Papin und seinen Fallrückzieher, wenn ich die Aktion mal starte oder wenn Frankreich im TV gezeigt wird. Überhaupt wenn das Wort Frankreich fällt, denke ich nicht zuerst an die WM 1998, wo auch Österreich dabei war, sondern an Jean-Pierre Papin, dem Französer und Eric Cantona, dem Karatefußballer mit seiner erfolgreichen Internetserie „Joga Bonito“. Und dann kam noch der zufällige, halbhohe Ball auf mich zu. Der Rest ist Geschichte. Ein wunderschönes Tor auf ähnliche Weise ist mir bei einem Turnier gelungen, das Video dazu gibt es bei Teil 2 meiner Biographie zu bewundern.