Über die Motive für die schreckliche Mordtat in Kronshagen bei Kiel kann man derzeit nur spekulieren. Angesichts der afrikanischen Herkunft des Täters sind wir da schnell mit Vermutungen wie "Frauenverachtung im Islam" bei der Hand. Mag ja sein...
Ich bin selber geschiedener Vater einer inzwischen erwachsenen Tochter, deren Psychologiestudium ich noch bis vor wenigen Jahren finanzierte, die ich aber im Alter von 7 Jahren zum letzten Mal persönlich gesehen habe. Franziska war mehr mein Wunschkind als das ihrer Mutter.
Mir gingen bei der Beschreibung der Opferkonstellation (getrennte Ehefrau und Mutter zweier Kinder, unter deutschem Familien"recht" ) ganz andere Assoziationen durch den Kopf. Mehr als einmal habe ich selber bei dem, was mir als getrennter und geschiedener Vater so alles widerfuhr, Mordfantasien entwickelt: sowohl gegenüber der Ex als auch gegenüber ihren juristischen Helfern, die unser eh schon windschiefes Familien"recht" auch noch fleißig im Sinne meiner Ex beugten. Und ich bin damit kein Einzelfall; im Vergleich zu vielen der Leidensgenossen, die ich seither kennengelernt habe, hatte ich sogar noch Glück.
So weit die verbindende Assoziation mit dem Fall. Die trennende Assoziation ist für mich, dass ich als deutscher Mann anders sozialisiert bin: bei mir blieb es bei Mordfantasien. Und diejenigen meiner mir persönlich bekannten, deutschen Leidensgenossen, bei denen es nicht bei Fantasien blieb, haben die Gewalt dann gegen sich selbst gerichtet: Suizid. Einer hat dabei sein Kind mitgenommen.
Es gibt keine Rechtfertigung für einen Mord - eine Erklärung aber wohl: die könnte auch darin liegen, dass islamisch sozialisierte Väter auf die Zumutungen unseres Familien"rechts" anders reagieren als Einheimische. Ich fürchte, wir werden in Zukunft öfter mit solchen Verbrechen konfrontiert werden; und nicht jeder davon wird sich dann noch als "Ehrenmord" verkaufen lassen. Es hat nicht nur mit dem Islam zu tun.