Im Film „Divergent“ gibt es eine klare Lebensplanung, denn die “Stadtbewohner sind nach Persönlichkeitsmerkmalen auf fünf Fraktionen aufgeteilt. Heranwachsende müssen sich im Alter von 16 Jahren einem Test unterziehen und sich anschließend bei einer Zeremonie für eine der Fraktionen entscheiden. Die Entscheidung kann nur einmal im Leben getroffen und dann nicht mehr rückgängig gemacht werden”.

Noch effizienter wird das Zusammenleben in der Serie „Futurama“ organisiert; Dort wird jedem ein „Karriere Chip“ implantiert der entscheidet welcher Arbeit man nachgehen muss.

So oder so ähnlich könnte es auch bald in Österreich aussehen, wenn es nach dem Willen der neuen Regierung geht. Vorgesehen ist eine „durchgehende Bildungs- und Leistungsdokumentation“: Mit digitalen Systemen soll der Fortschritt jedes Schülers erfasst werden – „beginnend mit dem verpflichtenden Kindergartenbesuch bis zum Abschluss der schulischen Laufbahn“.

Die Digitalisierung ist unaufhaltbar, Transparenz etwas Positives und man kann aufgrund einer solchen Datenbasis natürlich auch wichtige Erkenntnisse über verschiedene Bildungsmaßnahmen gewinnen, um Ausbildungen insgesamt zu verbessern. Genauso kann man aber Anti-Terror-Gesetze zur Schaffung eines Überwachungsstaates verwenden. Ist erst einmal eine Datenbasis geschaffen, ist es schwierig deren Qualität zu hinterfragen oder die Methodik zu ändern.

Man muss sich also die Frage stellen, was denn alles möglich wäre.

Naheliegend ist die Berechnung einer Art Leistungsindex, der dann von Bildungsträgern, Behörden oder zukünftigen Arbeitgeber*innen genutzt werden kann. Dass diese Daten auch zur Beurteilung der “Linientreue” einer staatlich festgelegten Ausbildungsdoktrin benutzt und Aktivitäten in der Schüler-/Student*innenvertretung ebenfalls erfasst werden könnten, sollte nicht unerwähnt bleiben. Betrachtet man den Leistungsindex von einem ökonomischen Gesichtspunkt, kann Ausbildung personalisierter — oder mit anderen Worten — günstiger gestaltet werden.

Wenn jemand beispielsweise schon „immer“ bewiesen hat, dass er oder sie nicht zu den vielzitierten Fleißigen sondern zu den Faulen gehört, warum sollte man in diese Person dann noch Nachhilfestunden, weiterführende Kurse oder einen Uni-Abschluss investieren? Dass die Jobsuche für diese Menschen noch schwieriger wird ist logisch, daher ist es auch vom AMS nur konsequent, dem schlechten Geld nicht noch mehr gutes Geld hinterher zu werfen. Um die Steuerlast auf die Fleißigen zu senken, sollten diese Menschen am besten erst gar nicht aus dem Sozialsystem versorgt werden. Wenn jemand einen schlechten Leistungsschnitt hat, muss er oder sie eben länger einzahlen bevor ein Anspruch auf Leistungen aus dem Sozialtopf besteht. Das ist auch nur fair, weil diese Personen haben sich ja eigentlich schon während Ausbildung nur ausgeruht. Alle anderen müssen sich eben anstrengen, d.h. schon während der Schullaufbahn Selbstausbeutung betreiben und hoffen, sie ohne Burn-Out zu überleben. Man mag sich kaum vorstellen, welchen Methoden zukünftige Arbeitnehmer*innen ausgeliefert wären, würde neben dem Zugriff auf Leistungs- auch noch jener auf Gesundheitsdaten (ELGA) möglich werden.

Dass faul und fleißig wenig mit Noten, Noten nichts mit Leistung und alles zusammen nichts mit dem Wert oder Potential einer Person zu tun haben geht aus dem Leistungsindex nicht hervor. Über Gesundheit, Wohlbefinden und ob bessere Noten zu einem glücklicheren Leben führen wird nicht gesprochen. Der Leistungsindex quantifiziert Menschen und macht diese damit (vermeintlich) vergleich- und bewertbar macht. Täglich rücken Heerscharren an Beratern in den Finanzhochburgen dieser Welt an um alles Mögliche und Unmögliche auf Basis teils absurder Verfahren zu Bewerten und damit Managern, Investoren, u.a. das Gefühl einer sachlichen Entscheidung mit höchstem Optimierungsgrad zu vermitteln. Finanzblasen, Welthunger, Krieg und Klimawandel haben es nicht geschafft uns von diesem Vorgehen abzubringen; Es ist daher naheliegend, das Bewerten, Vergleichen und Optimieren auf alle Lebensbereich auszuweiten. Wir sind dank neuester Technologie im Bereich der künstlichen Intelligenz sogar in der Lage die Entscheidung einem Computer zu überlassen. Wie beim Trading kann der Algorithmus selbständig Signale erkennen und Verlierer mit der emotionslosen Kälte des Marktes abstoßen – seien es Aktien, Futures, Bonds oder Schüler*innen. Der neue O-Ton: Das heimische Sozialportfolio braucht keine Verlierer, denn die "Fleißigen" können sich das nicht leisten.

CC-BY Mindaugas Danys

Bild: CC-BY Mindaugas Danys

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hagerhard

hagerhard bewertete diesen Eintrag 28.11.2017 10:56:10

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