Hier der 2. Teil meines Reiseberichtes, diesmal die Teilstrecke Cap Haitiene - Gonaive.
Wenn man endlich durch das Verkehrschaos in Cap Haitiene durch ist, geht es weiter Richtung Gonaive ueber 150 km schlechteste Strassen, ueber 3 Bergpaesse, wobei ich nach 33 Jahren Autofuehrerschein sagen muss, dass ich hier die bisher gefaehrlichste Strecke in meinem Leben gefahren bin. Die ersten 2 Paesse sind noch gut zu bewaeltigen, aber ein Schlagloch nach dem anderen macht auch meiner Camioneta mit Allradantrieb und Allterrain-Reifen schwer zu schaffen. Es geht maximal mit 30 km/h die Stunde voran. Der letzte Pass, bevor es nach Gonaive ca. 30 km bergab geht ist die reinste Katastrophe. Erdrutsche haben die Strasse nahezu unpassierbar gemacht. Allradzuschaltung ist unbedingt notwendig. An vielen Stellen ist die Strasse weggebrochen, und man hat nur ca. eine LKW-Breite Platz. links geht es steil bergab in die Schlucht, ohne auch nur eine Leitplanke. Ein echtes Abenteuer. Fuer die 150 km habe ich fast 6 Stunden gebraucht.
Nach den 6 Stunden kamen wir dann kurz vor der Daemmerung in Gonaive an. Wir liessen den Hausstand meines haitianischen Mitarbeiters bei seiner Mutter, die in den Slums von Gonaive wohnt; Zustaende, die man sich nicht vorstellen kann. Ich beschreibe es mal so: eine graue, wie durch einen Bombenanschlag zerstoerte Betonwueste mit primitiven, unverputzten Steinhaeusern, ueberall laufen Ziegen und Schweine rum und dazwischen spielen die Kinder im puren Muell. Gonaive ist eine Lagunenstadt und steht regelmaessig bei Unwettern in weiten Stadtteilen unter Wasser. Ich habe mal 2 Fotos bei Google gesucht, die das eindrucksvoll darstellen. Hier hat Vegetation auch so gut wie keine Chance sich zu entwickeln. Die Hauptstrasse die aus dem Ort in Richtung Hauptstadt Porto Principe herausfuehrt, ist stadtnah quasi das Einkaufszentrum von Gonaive. Ein Marktstand neben dem anderen, wo man sich mit dem Auto muehsam durchzwaengen muss. Dann geht es weiter ins Campo, ca. 30 Minuten entlang der Lagune bis zur naechsten Stadt. Hier biegen wir ab in die Reisfelder die sich unendlich in die Weite ziehen. Nach nochmal 20 Minuten Fahrt ueber eine katastrophale Stein- und Schotterpiste kommen wir im Batey (Dorfgemeinschaft), mitten in den Reisfeldern gelegen, an. Ich komme mir vor wie in Afrika, ausschliesslich Lehmhuetten, meist im Kreis angeordnet, teilweise mit einem Kral aus trockenen Holzstoeckern geschlossen. Unzaehlige freilaufende Ziegen, Huehner und Schweine, dazwischen die Kinder. Der Boden eine graue Staubwueste, ausser der umliegenden Reisfelder keine grosse Vegetation. Wir laden den Rest Hausstand bei der Oma ab, die mindestens 20 Kinder in Obhut hat. Ueber den Bergen wurde es schwarz, es zog ein Gewitter auf. Mit einem vorhergehenden Staubsturm, in dem man keine 5 Meter weit mehr sehen konnte und ich mich aus meiner Camioneta nicht mehr herauswagte, ging dann das Gewitter ueber uns nieder, ca. 2 Stunden Starkregen. Ich dachte, hier kommen wir nicht mehr weg. Nachdem sich das Gewitter dann verzogen hat, hatten wir wirklich Schwiergkeiten, trotz bester Reifen, Allrad und Sperre ueberhaupt voranzukommen. Der Pickup schlidderte von einer Richtung in die andere, bis wir nach ca. 500 Metern durch die Schlammwueste die Steinstrasse erreichten. Hier ging es dann im Schritttempo durch knietiefe Riesenpfuetzen, eher Tuempel, zurueck Richtung Gonaive Stadt.
Hier hatte ich ein Hotelzimmer, was eher an eine Gefaengniszelle erinnerte, mit Bett, Klo und Dusche. Und einen Ventilator gab's auch, aber erstmal kein Strom. Ich bin, schmutzig wie ich war ins Bett und wollte nichts mehr. Das Fahrzeug konnte ich hier sicher im Innenhof unter Bewachung stehen lassen, das war mir wichtig, ich hatte Angst, dass sie mir evtl. das Nummernschild klauen, ohne das haette ich Riesenschwierigkeiten wieder ueber die Grenze zu kommen. So, erstmal wieder genug geschrieben. Morgen bringe ich noch meinen 3. Teil mit meiner Bekanntschft mit dem Satan, der atemberaubenden Rueckfahrt und das Abenteuer an der Grenze, die schon geschlossen war, weil wir zu spaet dran waren.
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