Nun zum dritten und letzten Teil meines Reiseberichts.
Nachts kam dann doch irgendwann der Strom und ich konnte den Rest der Nacht mit Ventilatorluft und auf unbequemer, durchgelegener Matratze noch 1-2 Stunden Schlaf finden. Um 7 Uhr ging's wieder weiter, unter die Dusche, die ich dringend noetig hatte, rein in die Klamotten, Camioneta ein bischen aufgeraeumt und dann kam auch schon Chiquito und holte mich ab. Als Fruehstueck 2 Broetchen mit Kaese, die ich mir schon aus Puerto Plata mitgebracht hatte.
Wieder ging es ins Campo zum Batey, um unser Fischernetz, was wir mitgebracht hatten, zu verkaufen, um die Kosten der Reise wieder hereinzubekommen. Hat zwar nicht ganz gereicht, aber wir mussten auch nicht allzuviel drauflegen. Danach wollte ich mir noch das Haus eines Bruchos (Hexers) anschauen. Dieser hatte einen Raum mit einem Loch in der Erde, welches der Eingang zur Hoelle sei. Durch diese Loch kann man mit dem Teufel reden. Ich rief hinein, aber der Teufel hatte wohl anderweitig zu tun, keine Antwort. Daneben stand ein Altar mit nicht definierbaren Utensilien, vielen Bildern von Heiligen an der Wand und ein in der Erde steckendes, umgedrehtes Kreuz, um das Flaschen standen, in denen Sachen von Leuten waren, die durch andere Leute verflucht worden sind. Na ja, Illusionen sind bei armen Leuten leicht zu verkaufen und der Zulauf ist, nach Angaben des Bruchos, recht hoch, und eine Konsultation kann leicht 100 US$ und mehr kosten, und das bei einem Durchschnittslohn von vielleicht 150US$. Glaube, Irrglaube, Illusionen und Versprechen waren schon immer ein gutes Geschaeft. Den Teufel freut's. Wir verabschiedeten uns freundlich vom Brucho, der uns die Fuehrung vollkommen gratis machte.
Es ging zurueck Richtung Passstrasse. Leider war es schon 12 Uhr und ich war mir sicher die Grenze nicht vor ihrem Schliessen um 18 Uhr zu erreichen. Wir machten uns trotzdem unverzueglich auf den Weg. Schon in Gonaive war die Strasse dicht. Eine kurzfristige Baustelle, die die ganze Strassenbreite einnahm, kein Durchkommen moeglich, alles versuchte umzudrehen und das Chaos war perfekt. Irgendwann gelang es auch uns umzudrehen, aber nirgendwo eine Umleitung ausgeschildert. Ich bin dann erstmal irgendwo links ab, naechste Querstrasse wieder links, 1 km und dann wieder links, Richtung Hauptstrasse, jedoch an der Kreuzung wieder gesperrt. Vor uns UN Police, die auch nur mit den Achseln zuckten. Wir suchten uns ein Mototaxi als Lotsen und der fuehrte uns ueber 5 km Umwege raus aus dem Chaos. Das ganze kostete uns 1 Stunde und 100 Gourdes. Dann weiter den Pass hoch, wieder ueber zig Gefahrenstellen. Bei einer Pinkelpause sahen wir dann ein Wrack eines Guaguas in der Schlucht (siehe Fotos). Dem haben bei der Abfahrt wohl die Bremsen versagt. Weiter ging es ueber die katatrophalen Strassen Richtung Cap Haitien, diemal mit ziemlich viel LKW Verkehr, ueberholen war fast nicht moeglich. Sogar eine UNO Patroullie von Koreanern haben wir gesehen, die uns gerne vorbeiwinkten als ich meine Ueberholabsicht per Hupe anzeigte. Leider ist das Foto nix geworden. Als wir Cap Haitien erreichten, wurde es langsam dunkel. Erstmal wieder eine Abzweigung verpasst und ins Nirgendwo gefahren. Es gibt ueberhaupt keine Verkehrs- oder Hinweisschilder auf der kompletten Strecke, ein reines Chaos fuer den, der sich nicht auskennnt.
Nachdem wir uns noch ein zweites mal verfahren haben, erreichten wir endlich gegen 20.30 Uhr die Grenze, die natuerlich geschlossen war. Am Polizeiposten fragten wir an, ob wir evtl. noch auf das Zollgelaende duerfen, da ist es fuer uns in der Nacht sicherer. Fuer 250 Gourdes hat das dann auch geklappt, wobei wir auf den Schluesselwart aber noch 45 Minuten warten mussten. Dann die Camioneta direkt vor dem Zollgebaeude abgestellt. Schnell machte ich die Bekanntschaft von einigen dominikanischen, ebenfalls gestrandeten Fernfahrern. Es wurde eine lustige Nacht, wo wir in 5er Runde 3 Flaschen haitianischen Rum fuer jeweils 250 Gourdes die Flasche koepften. Habe sehr gute Infos von den Domis bekommen, auch was ich bei meiner naechsten Reise beruecksichtigen sollte. Hat einige nette Freundschaften gebracht und gute Beziehungen. Um 12 Uhr nachts habe ich mich dann verabschiedet zu einer umbequemen Nacht im Pickup. Mein Ruecken tut heute noch weh. Dem Alkohol sei Dank, habe ich sogar 3-4 Stunden schlafen koennen.
Mit der Ersten Daemmerung bin ich mit Kopfschmerzen hoch, erstmal einen Rundgang gemacht, eine Waschgelegenheit gesucht, aber nichts gefunden. Auf haitianischer Seite wurde rund um das Zollgebaeude schon alles fuer den binationalen Markt ,der jeden Freitag stattfindet, aufgebaut. Die Truckfahrer postierten Ihre LKW's schon mal vor dem Grenzztor. Um 8 ging ich zur Migration, bezahlte meine 10 US$ Ausreisegebuehr und dann versuchte ich mich in die Schlange einzureihen. Vorher ging es noch zum Geldwechseln, ich musste ja meine haitianischen Gourdes irgendwie wieder in Pesos tauschen. Wir fanden dann auch einen Geldwechsler. Ich bekam 9500 Pesos fuer 11000 Gourdes, die ich noch uebrig hatte. Dies geschah schon ausserhalb des Tors, auf der Grenzbruecke. Als wir zurueck zum Fahrzeug wollten, kam das naechste A..loch welches geschmiert werden wollte. Weitere 1000 Pesos, dass wir wieder zurueck zum Fahrzeug durften. Dafuer hat er uns aber soweit vorgewinkt, dass wir fast ganz vorn standen. Dann endlich gingen die Tore auf, aber weiterhin kein Fortkommen. Tausende Fussgaenger, Mopeds, Schubkarren, vollbeladen mit Waren machten sich erstmal auf den Weg in beide Richtungen. Um 10 Uhr war es endlich soweit, dass wir auch losfahren konnten. 1. und 2. Kontrolle durchgewinkt, dann Zollparkplatz, bei der Migration 10 US$ fuer die Einreise gezahlt, obwohl ich die Residencia habe, hatte aber keinen Bock mehr zum diskutieren und streiten. Wieder in die Camioneta, ueber die naechste Militaerkontrolle. Dort fragte mich ein junger Soldat nach meiner Durchfahrtsgenehmigung. Diesmal machte ich auf bloed, grinste nur und zuckte mit dem Schultern und sagte auf deutsch: Ich hab die Faxen dicke, lass mich jetzt endlich durch. Und oh Wunder, er winkte mich durch, ohne einen weiteren Peso zu verlangen.
Nachdem ich wieder auf heimatlichen Boden stand, viel mir ein Stein vom Herzen und ich wurde ein ganzes Stueck ruhiger. Ich wartete noch auf Chiquito und seine Cousine, die ich zu Fuss ueber die Grenze schickte, dass, falls es Probleme gibt, ich nicht mit reingerissen werde. Alles ist gutgegangen. Sie haben beide gueltige Papiere fuer den legalen Aufenthalt in der Domrep. Weiter ging es ueber Montecristi und Navarete, nochmal durch 5 weitere Militaerkontrollen, an denen unsere Papiere jedesmal genau geprueft wurden. Ab Navarete dann freie Fahrt nach Puerto Plata. Ich lies die Camioneta mit Hoechstgeschwindigkeit, 120 km laufen, ich wollte nur noch zu Hause ankommen, was uns dann auch gegen 14.30 Uhr, mitten in einem schweren Gewitter, was ueber Puerto Plata niederging gelang. Was fuer ein schoenes Geschenk nach fast 4 Monaten durchgehender Trockenheit. Zu Hause angekommen eine kurze aber intensive Begruessung der Familie und sofort ab ins Bett. Ich war fix und fertig. Nach 4 Stunden wirklichem Schlaf ging es dann endlich unter die Dusche und ab heute morgen bin ich auch wieder fit im Einsatz. Die Finca duldet keinen weiteren Tag Pause. Nur der Ruecken tut noch immer weh.
http://www.rialtogroup.info/2015/10/22/reisebericht-haiti-17-19-09-2015-teil-3/