Das ist Sparta: Fünf Fakten zur Griechenland-Krise

Die Griechen waren immer schon ein störrisches Völkchen. Wer mir nicht glaubt, der lese bitte Frank Millers „300“ oder sehe sich zumindest die Verfilmung von Zack Snyder an. Unterschätzen sollte man die Töchter und Söhne Spartas sowieso nicht. Man denke nur an die hellenische Fußball-Nationalmannschaft, die trotz ausgeprägter Grobmotorik und kaum zu kaschierender Talentferne einst sogar den Europameistertitel nach Hause rackerte. Auch sonst hält Griechenland seit Monaten die Europäische Union auf Trapp. Unzählige Leitartikler beziehen tagtäglich Position. Entweder für oder gegen Athen. Und auf den einschlägigen Social Media-Kanälen wird die griechische Regierung entweder als nationaler und sozialistischer Sargnagel für Europa verdammt oder als marxistischer Heilsbringer wider die globale Hegemonie der neoliberalen Dunkelmänner gefeiert. Eine handelsübliche Schwarz-Weiß-Malerei ist im Vergleich dazu das reinste Farbenspiel. Darum will ich dem ganzen Meinungs-Elend auch kein weiteres Schleifchen hinzufügen. Denn erstens ist die Sache viel zu kompliziert, um damit ein launiges Buchstabenfeuerwerk abzubrennen. Und zweitens steht jedes Meinungsteil, das die ökonomische Misere thematisiert, im Generalverdacht, gefährliches Halbwissen aufzutischen. Also: Finger weg! Was ich aber bieten kann sind fünf erstaunliche Fakten. Diese streue ich einfach mal so hin. Die Leserschaft kann sie aufheben und damit machen, was sie will. Mein Tipp:  Zum Nachdenken verwenden.

1. Yacht reimt sich auf Macht.In Griechenland hat das auch einen Grund. Dort sind die großen Reedereien  seit Menschengedenken nahezu steuerbefreit. Im Jahr 1967 wurde die Steuerbefreiung der bootsbauenden Zunft sogar in die Verfassung aufgenommen. Und zwar von der faschistischen Junta, die damals in Griechenland an der Macht war. Das Regime wurde zwar 1974 gestürzt, die Steuerbefreiung blieb. Sie wurde einfach in die neue demokratischen Verfassung überführt.

2. Griechenland hat einen sicheren Hafen.Und der heißt Schweiz. Auf helvetischen Konten finden sich nämlich  laut Expertenschätzungen viele hunderte Milliarden an Geldern von griechischen Reedern und Politikern. Wie viel davon tatsächlich versteuert wurde, weiß niemand. Dass ein Teil davon am griechischen Fiskus vorbeigeschifft wurde, bezweifelt niemand ernsthaft.

3. Ein Schlaraffenland für Bürokraten.Jeder vierte Beschäftigte arbeitet aktuell für den Staat. Zum Vergleich: In Deutschland ist jeder zwölfte Werkstätige ein Staatsangestellter. Wie in Beamtenstaaten so üblich, wird auch Griechenland seit jeher von einem Netz aus Korruption überzogen. So haben etwa griechische Haushaltsprüfer in staatlichen Institutionen in nur zwölf Monaten mehr als 19.000 fragwürdige Finanztransaktionen gefunden. Das sind 52 krumme Dinger pro Tag. Die Dunkelziffer dürfte sogar um ein vielfaches höher sein.

4. Die griechischen Streitkräfte sparen sich die Krise.Das Militärbudget des NATO-Mitglieds Griechenland betrug im Vorjahr laut Wikipedia 2,75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. 2013 waren es noch 1,68 Prozent gewesen. Griechenland ist der größte Rüstungsimporteur Europas. Davon profitieren vor allem deutsche Unternehmen. Sie liefern etwa 31 Prozent des importierten Rüstungsmaterials. Außerdem ist  Griechenland der zweitgrößte Abnehmer von Waffen aus Beständen der deutschen Bundeswehr. Und es kommt noch besser: Im vergangenen Jahrzehnt hat Griechenland Rüstungsgüter für elf Milliarden Dollar importiert. Damit lag das Land zum Beispiel in den Jahren 2005 bis 2009 auf Platz fünf der Liste der größten Rüstungsimporteure weltweit. Mit 130.000 Soldaten bei elf Millionen Einwohnern unterhalten die Griechen in Relation zudem die mit Abstand größte Armee Europas.

5. Rinks ist das neue Lechts.

Das nationalistische Linksbündnis Syriza koaliert in Griechenland mit der rechtspopulistischen Partei „Anexartiti Ellines“. Übersetzt heißt das „Unabhängige Griechen“. Deren Anführer ist übrigens hauptberuflich Schauspieler und heißt Panos Kammenos. Er gibt sich gerne jovial und betont harmlos. Dann sagt er aber auch Sätze wie diese: „Merkel ist wie Hitler.“ Oder: „Wir haben als Partei weder ein Problem mit Homophobie noch mit Ausländerhass." Syriza hat kein Problem, mit Leuten zusammenzuarbeiten, deren einziges Ziel es offenbar ist, den Olymp der Einfalt zu erklimmen. Und sei es mit Hilfe von verbalen Zeuslichkeiten.

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