Wenn Brecht noch leben würde....
"Sie sitzen in ihren Wohnzimmern, die Augen starr auf die Bildschirme gerichtet,
Und saugen die Worte der Demagogen ein, als wären sie Honig.
Sie nicken und murmeln, "Endlich spricht jemand die Wahrheit!"
Während draußen die Welt sich dreht und dreht.
Sie marschieren auf Straßen, die ihre Väter und Mütter gebaut haben, Und schreien nach einer Zukunft, die der Vergangenheit gleicht.
Sie träumen von Mauern und Grenzen, von Reinheit und Stärke,
Und vergessen, dass solche Träume schon einmal zu Alpträumen wurden. In Biergärten und an Stammtischen erheben sie ihre Stimmen,
Klagen über Fremde und Verrat, über verlorene Größe.
Sie sehen nicht, dass sie selbst es sind, die das Fundament zersetzen,
Auf dem ihre vermeintliche Heimat steht. Die Angst, sie frisst sich durch die Gesellschaft wie ein Wurm,
Nährt sich von Unsicherheit und wächst im Schatten der Unzufriedenheit.
Und jene, die sich als Retter aufspielen, sind in Wahrheit Totengräber,
Die das Grab schaufeln, in das wir alle fallen werden. Oh, ihr Nachgeborenen, seht ihr denn nicht?
Die Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich nur.
Doch der Reim, den wir heute dichten, könnte morgen
Zum Grabgesang unserer Freiheit werden. Wacht auf, ihr Schlafwandler am Abgrund!
Eure Wut ist berechtigt, doch euer Weg führt ins Verderben.
Nicht jene, die anders sind, sind eure Feinde,
Sondern jene, die euch glauben machen, es wäre so. So sägt weiter an den Ästen, auf denen ihr sitzt,
Und jubelt den falschen Propheten zu.
Doch wenn der Baum fällt, wird er alle unter sich begraben,
Die Säger und die Zuschauer, die Schreier und die Schweiger. Und die Zukunft wird fragen: Warum habt ihr nichts gelernt?
Warum habt ihr zugelassen, dass die Geister der Vergangenheit
Wieder auferstehen und in neuem Gewand
Das alte Lied von Hass und Ausgrenzung singen? Noch ist Zeit, das Sägen einzustellen,
Die Augen zu öffnen und die Hände zu reichen.
Denn nur gemeinsam können wir den Baum pflegen,
Der uns alle trägt und nährt.
Besinnt euch, ihr Verblendeten!
Die Welt ist größer als eure Ängste,
Und die Zukunft gehört denen,
Die Brücken bauen statt Mauern."
»Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen /
/ Und schrien sich zu ihre Erfahrungen /
/ Wie man schneller sägen konnte, und fuhren /
/ Mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen /
/ Schüttelten die Köpfe beim Sägen und /
/ Sägten weiter.«