Wie Sachsen mit seinem kulturellen Erbe umgeht.

Im Jahr 2004 wurde das Dresdner Elbtal aufgrund seiner außergewöhnlichen Schönheit in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen. Die malerische Kulturlandschaft, geprägt von der Elbe, den grünen Elbwiesen und der historischen Altstadtsilhouette, galt als besonders schützenswert.

Doch bereits zwei Jahre später geriet das Elbtal auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten. Der Grund dafür war die geplante Waldschlösschenbrücke, deren Bau 1994 konkretisiert wurde, um das Verkehrsproblem in der sächsischen Landeshauptstadt zu lösen. Die Entscheidung, die Brücke zu bauen, spaltete die Stadtgesellschaft. Kritiker argumentierten, dass die Brücke das Weltkulturerbe gefährde und das Elbtal verschandele. Trotz dieser Bedenken und der Warnungen der UNESCO, die einen Brückenbaustopp forderte, wurde die Brücke weitergebaut.

Am 25. Juni 2009 entschied das UNESCO-Welterbe-Komitee in Sevilla, dem Dresdner Elbtal den Welterbetitel abzuerkennen. Diese Entscheidung war eine internationale Sensation und eine politische Blamage für Deutschland, da es das erste Mal war, dass einer europäischen Kulturerbestätte dieser Status entzogen wurde. Die Waldschlösschenbrücke, eine vierspurige Autobrücke, wurde schließlich 2013 eröffnet. Sie zerschneidet die Kulturlandschaft des Elbtals an einem sensiblen Punkt und verursachte irreversible Schäden, was die UNESCO zu ihrer drastischen Entscheidung veranlasste.

Die Freude ist groß, aber hält sie an?

Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Ostsachsen wurden kürzlich als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Diese Entscheidung würdigt die einzigartige Geschichte und kulturelle Bedeutung der Gemeinschaft, die für ihre Weltoffenheit und ökumenische Ausrichtung bekannt ist. Die Herrnhuter Brüdergemeine, mit ihrer Tradition der internationalen Zusammenarbeit und ihrem Engagement für soziale Projekte weltweit, verkörpert Werte wie Toleranz und interkulturellen Austausch. Ihre Siedlungen in Deutschland, den USA und Nordirland wurden gemeinsam mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark zu einer transnationalen Welterbestätte zusammengeführt.

Allerdings könnte diese Anerkennung durch eine mögliche AfD-Regierung in Sachsen gefährdet werden. Die AfD, bekannt für ihre fremdenfeindlichen und isolationistischen Tendenzen, steht im direkten Gegensatz zu den Prinzipien der Weltoffenheit und des kulturellen Austauschs, die die Herrnhuter Brüdergemeine vertritt.

So besteht die Befürchtung, dass eine solche Regierung die Bedeutung und den Schutz dieses Weltkulturerbes nicht angemessen würdigen könnte und mit ihrer Politik den Prinzipien der Weltoffenheit entgegenarbeitet. Auch die Finanzierung des Erhaltes einer weltoffenen Welterbestätte ist gefährdet. So besteht auch die Sorge, dass eine weltverschlossene AfD-Regierung die Siedlungen in Sachsen finanziell ausbluten lassen wird, sodass mit dem Zerfall das Welterbe wieder aberkannt wird.

Paradoxerweise könnte der neu erworbene Welterbestatus der Herrnhuter Siedlungen somit schon bald wieder zur Disposition stehen. Die potenzielle Vernachlässigung oder gar aktive Untergrabung der Werte, die zur Anerkennung geführt haben, durch eine AfD-geführte Landesregierung könnte die UNESCO dazu veranlassen, den Status zu überdenken. Dies wäre ein schwerer Schlag für das kulturelle Erbe Sachsens und Deutschlands insgesamt.

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