In 2011 hat die ETH-Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule) eine Studie über die Machtverhältnisse im globalen Kapitalismus veröffentlicht. Die Studie von Stefania Vitali, James B. Glattfelder und Stefano Battiston trägt den Namen "The Network of Global Corporate Control". Sie liefert ein Beispiel für den Stellenwert von staatlichen Regulierungen. Und da in den USA mit Präsident Donald Trump und Euro- sowie EU-kritischen Parteien in Europa die Globalisierung kritisch betrachtet wird soll die Studie erneut betrachtet werden.
Die drei Systemtheoretiker der ETH-Zürich haben haben 43.060 transnationale Unternehmen analysiert. Hierfür wurde die Datenbank Orbis mit 37 Millionen Unternehmen und Investoren untersucht. Aus dieser Datenbank wurde ein Modell erstellt, dass Auskunft über die Besitzverhältnisse gibt. Und aus diesem Modell ergibt sich dann ein Netz aus wechselseitigen Aktienbesitz beziehungsweise wem welche Anteile und Gewinne gehören. [1,p.3]
Die Definition transnationaler Unternehmen stammt dabei von der OECD (Organization for Economic Co-operation and Development). Hiernach handelt es sich Unternehmen die in mehr als einem Staat operieren, einen wesentlichen Einfluss ausüben, untereinander verbunden sind und dass sie gelegentlich ihre Aktivitäten untereinander koordinieren. Nach der Definition der OECD können umfassen transnationale Unternehmen sowohl private und staatlich Eigentümer. [1,p.3]
Aus der Studie geht hervor dass es ineinander liegende Gruppen von zunehmend miteinander vernetzten und transnationalen Unternehmen gibt. Das Ergebnis ist dass es eine Gruppe von 1.318 transnationalen Unternehmen gibt die dank Aktienbesitz den Großteil der Wirtschaft kontrollieren. In der Gruppe von 1.318 transnationalen Unternehmen ist ein Kern von 286 transnationalen Unternehmen enthalten die noch stärker vernetzt sind und große Teile der Wirtschaft kontrollieren. [1,p.15]
Auffallend ist dass transnationale Unternehmen aus dem Finanzsektor überrepräsentiert sind. Ganz oben stehen unter anderem Barclays, JP Morgan Chase, UBS, die Deutsche Bank und Credit Suisse. a href="https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0025995">[1,p.15] Dazu kommt dass transnationale Unternehmen aus dem Finanzsektor nur 46.632 sind und damit anderen Branchen gegenüber zahlenmäßig unterlegen sind. Trotzdem habe dieser Bereich den größten Einfluss. [1,p.13]
Wirtschaftliche Strukturen in denen Eigentum und Einfluss über die Ländergrenzen hinausgehen können schwere wirtschaftliche und politische Folgen haben. Durch die wechselseitigen Eigentumsverhältnisse können sich wirtschaftliche Krisen zunehmend auf andere Staaten ausweiten. Dazu kommt dass durch die die wechselseitigen Eigentumsverhältnisse politischer Druck durch entsprechende Des- oder Investitionen auf andere Staaten ausgeübt werden kann. Eine andere Möglichkeit wäre es dass transnationale Unternehmen vorher in informellen Gesprächen Druck ausüben. [1,p.15]
Es sollte jedoch beachtet werden dass Investitionen im Ausland unter bestimmten Bedingungen hilfreich bis notwendig sind. Rohstoffexporteierende Staaten haben die Wahl die Einnahmen direkt zu verwenden oder im Ausland zu investieren. Je mehr Einnahmen direkt zu verwendet werden desto mehr erhöht sich der Wechselkurs der eigenen Währung. Dies führt dazu dass Importe günstiger werden und die hiesige Produktion verdrängen und dass Exporte teurer werden. Als alternative zu diesem als Holländische Krankheit bekannten Phänomen können Rohstoffexporteierende Staaten eigene Staatsfonds haben.
Die Studie "The Network of Global Corporate Control" zeigt damit den Stellenwert von staatlichen Regulierungen. Außerdem sollte berücksichtigt werden dass seit der Veröffentlichung der Studie keine umfangreichen Gegenmaßnahmen erfolgt sind um den Einfluss transnationaler Unternehmen einzudämmen. Und auch nach 8 Jahren sollten die Erkenntnisse nicht vernachlässigt werden.
[1] The Network of Global Corporate Control 2011-10-26
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0025995