Mit einer kleinen Regeländerung gäbe es weniger arbeitslose Fußballer

Am Dienstag startete zum zweiten Mal das Camp für arbeitslose Fußballer. Laut den Veranstaltern, der Fußballergewerkschaft VdF (Vereinigung der Fußballer) und dem Arbeitsmarktservice AMS nehmen 27 Spieler teil. „Schuld“ daran ist auch eine fragwürdige Regelung.

Mit Ende Juni enden die meisten Fußballerverträge. Die Profis müssen sich neue Klubs suchen, allen voran jene der Absteiger. Darum haben sich die VdF und AMS etwas einfallen lassen: Die Mannschaft wird von dem erfolgreichen Trainer Paul Gludovatz trainiert. Und am 26. Juni spielt die „Arbeitslosenelf“ sogar ein Ländermatch gegen die Kollegen aus der Ukraine. Das ist Teil der Europameisterschaft der arbeitslosen Teams. Siegt man im burgenländischen Draßburg gegen die Ukrainer, dürfte man im Achtelfinale gegen Belgien antreten.

Warum gibt es nun arbeitslose Fußballer, die noch dazu zumeist den AMS-Höchstbezug bekommen? Das Problem liegt in den Transferregelungen. Bis zum 15. Juli müssen alle Amateurteams, also von der Regionalliga abwärts, ihre Kader bekannt geben. Danach geht mit wenigen Ausnahmen* nichts mehr. Die Profiteams der höchsten beiden Spielklassen können bis 31. August Spieler unter Vertrag nehmen. Vertragslose im Grunde genommen immer. Jetzt müssen sich also Kicker jeden Alters bis 15. Juli entscheiden: Warte ich auf einen Profivertrag oder gehe ich beispielsweise in die Regionalliga. Dort gibt es zwar auch Profis, aber zumeist ist das mit finanziellen Einbußen verbunden. Vielen Profis werden so sechs Wochen Entscheidungsfrist abgenommen. Wer über den 15. Juli hinaus suchen will, aber nichts findet, „steht“ dann bis zur Winterübertrittszeit.

Das ist unter vielen Gesichtspunkten blöd. Zunächst kann man Menschen, die seit ihrem 15. Lebensjahr nur kicken, schwer zu einer Umschulung bringen, vor allem, wenn sie noch unter 30 sind. Es darf ja jeder – und Fußballer sind als Arbeiter ganz normale Angestellte eines Vereins – zunächst schauen, ob er in seinem erlernten Beruf unterkommt. Des Weiteren ist es auch blöd für die Steuerzahler. Schließlich müssen Arbeitslose von allen bezahlt werden (auch wenn von jedem Gehalt Arbeitslosenversicherung gezahlt wird!). Warum sollte nun nicht ein Kicker zuerst schauen, ob er in der ersten oder zweiten Bundesliga unterkommt? Und warum soll er dann nicht erst am 14. August bei Drittligisten wie Blau-Weiß Linz, Vorwärts Steyr oder der Vienna unterschreiben können?

Hier hat der ÖFB in meinen Augen Aufholbedarf. Wenn man sich für Profiteams auf die lange Sommertransferzeit einigen kann, warum nicht auch für Dritt- und Viertligisten? Mit einer kleinen Anpassung an die Realität würde das gehen. Denn es ist ja erlaubt, auch bis in die Landesligen runter Profis zu beschäftigen. Und wer kann's einem Spieler verdenken, dass er zuerst möglichst weit oben spielen will? Vielleicht bietet ein Regionalligist am 14. Juli ein Fixum von 1.800, der Spieler will aber mehr und würde es ein Monat später dennoch annehmen? Das sollte sich schleunigst ändern!

*Diese Ausnahmen betreffen: Jugendspieler, also für die Saison 2015/16 alle Jahrgänge 1997 und jünger (bis 30.9.); mehr als zwölf Monate abgemeldete Spieler können immer unter Vertrag genommen werden (u15 nach 6 Monaten) oder nicht abgemeldet waren und 18 bzw. 12 Monate nicht gespielt haben; fristlose Wechsel bei Einstellung des Spielbetriebs oder Auflösung des Vereins; Ausnahmeklausel § 7 (3) ÖFB-Regulativ sieht eine Ermessensentscheidung der Verbände vor, wenn ein Nichtamateur gemeldet werden soll.

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Georg Sander

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