Die großen Fragen der Menschheit stellt sich der denkende Mensch, wenn er alleine ist: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Gibt es Gott? Und wenn es ihn gibt, wie kam dann das Böse in die Welt? Wird mir am Ende ein verzeihender oder ein strafender Gott gegenüberstehen? Gibt es den freien Willen oder ist mein Leben vorprogrammiert, in meine Gene wie in Stein gemeißelt? Was für einen Sinn hat das Leben, wenn es einen solchen überhaupt hat? Und wie lässt sich Sinn finden?
Der Mensch, das einzige Wesen, das ob der Endlichkeit des Lebens von Anbeginn an Bescheid weiß, lebt zuweilen in der unabänderlichen Vergangenheit, hadert mit dem Schicksal, trauert um verpasste Gelegenheiten, erkennt darüber hinaus nicht die Dinge, die das Leben im Hier und Jetzt ihm bietet, ist sich der Allmacht Gottes, die in jedem blühenden Strauch, jeder duftenden Rose, dem leuchtenden Regenbogen, dem strömenden Regen gewahr wird, nicht bewusst.
„Es kann wohl sein, daß der Mensch durch öffentliches und häusliches Geschick zu Zeiten gräßlich gedroschen wird; allein das rücksichtslose Schicksal, wenn es die reichen Garben trifft, zerknittert nur das Stroh, die Körner aber spüren nichts davon und springen lustig auf der Tenne hin und wider, unbekümmert, ob sie zur Mühle, ob sie zum Saatfeld wandern.“ ~ Johann Wolfgang von Goethe ~
Zu anderen Zeiten schweift sein Blick in die Zukunft. Was wird von mir übrig bleiben? Vermodernde Knochen in einem kalten, feuchten Grab? Wird meine Seele eingehen ins Himmelreich, in dem es keine Sorgen gibt, keine Ängste, keinen Begriff von Zeit? Werde ich vergessen werden?
„Auf dem Friedhof sehe ich Gräber schön gepflegt mit Blumen und Sträuchern. Lasst mein Grab verwildern und gebt mir zu Lebzeiten die Blumen.“ ~ Kristiane Allert-Wybranietz ~
Ist er gelegentlich im Heute, so bleibt er nicht bei sich, regt sich auf über Dinge, auf die er keinen Einfluss hat, läuft materiellen Werten auf der Suche nach Glück nach und verpasst darüber hinaus die flüchtige Einmaligkeit jeder Situation, jedes einzelnen Moments, in dem der Mensch in seiner Einzigartigkeit seinem Dasein Sinn abgewinnen könnte, etwa durch eine schöpferische Leistung, ein Werk, die Liebe zu einem Menschen.
„Vergangenheit ist Geschichte, Zukunft ist Geheimnis, und jeder Augenblick ein Geschenk.“ ~ Ina Deter ~
Mit den Worten von Hermann Hesse verabschiede ich mich für eine Woche in den wohlverdienten Urlaub. Genießt den Moment ;)
„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
~ Hermann Hesse ~
Herzliche Grüße!