Sich nach dem Ende eines gelungenen und humorvollen Arbeitstages auf den Heimweg begeben. Daheim angekommen, die goldfarbenen Pumps im Vorzimmer abstreifen, die weiße Jeans und die Unterhose gegen die Bikinihose tauschen. Bloßfüßig, die angenehm kühlen Fliesen spürend, die Kaffeemaschine ansteuern und anschließend, mit dem geliebten blau-weißen Kaffeehäferl mit dem aufgedruckten Zitronenbäumchen und dem Efeu in der Hand, die Terrasse betreten und sich, die noch immer, trotz der bereits tief stehenden Sonne, beachtliche Restwärme des sich dem Ende zuneigenden Tages auf der Haut genießend, den Blick über das satte Grün des Rasens und über die ruhige Wasseroberfläche des Sees wandern lassend, zufrieden niederlassen. Den Duft des Frühlings einatmen. Das ist keine bloße Heimkehr, das ist das Gefühl des Angekommenseins! Das ist Heimat.
Der Himmel strahlt, es ist kein Wölkchen zu entdecken. Hin und wieder springen die Frösche über die Wasseroberfläche, ehe sie platschend im kühlen Nass verschwinden. Von fern ist das liebliche Gezwitscher der Vögel hörbar. Es ist nur ein Hauch zu spüren, die Blätter und Äste der am Ufer stehenden Erlen bewegen sich zart im Wind. Es ist still hier, und friedlich. In der Mitte des Sees räubert es gelegentlich, was erahnen lässt, dass ein Hecht, unsichtbar und unhörbar, auf Beutezug ist. In Ufernähe stehen im seichten Wasser, Schatten unter den Bäumen suchend, einige Sonnenbarsche, von denen niemand sagen kann, wie sie in den See gelangt sind, in trauter Einigkeit mit unterschiedlich großen Rotfedern. Gelegentlich schwimmen größere Karpfenfischähnliche aus der Tiefe des Sees herauf, lassen sich kurz erblicken, ehe sie wieder zum Grund zurückkehren. Aus der Ferne durchbricht das Läuten der Kirchenglocke die Stille, die Vögel zwitschern jedoch unbeirrt weiter fröhlich vor sich hin. Kaum wahrnehmbar verbreitet sich der zarte Duft des blühenden Schmetterlingslavendels. Jäh unterbricht das laute Knattern eines Frosches die friedliche Stille, ehe es, ebenso plötzlich wie es begann, verstummt. Er muss sehr nahe sein. Ob sein Ruf nach einem Sexualpartner Erhörung gefunden hat, bleibt sein Geheimnis.
Eine Hummel fliegt die dunkelvioletten Blüten des Schmetterlingslavendels an, die unter dem Flügelschlagen zu vibrieren beginnen. Die Kirchenglocken erklingen erneut, was scheinbar einen Hund zur Weißglut bringt, denn der See trägt sein aufgeregtes Bellen herüber. Der Frosch hat scheinbar mit seinen Balzrufen keinen Erfolg gehabt, möglicherweise handelt es sich aber auch um ein zweites Tier, das mit keckern und pfeifen einsetzt. Die Sonne steht mittlerweile schon ein ganzes Stück tiefer, die Strahlen brechen durch die Blätter der großen, prachtvollen Erle, und spiegelt sich in der Oberfläche des Sees, über den die Samen der Pusteblume fliegen. Zwei lange filigrane, von einer Spinne von einem Ast der Erle zu einem anderen, gezogene Fäden glänzen silber- und goldfarben in der Sonne. Ein Lüftchen macht sich auf und die Blätter der Bäume rauschen leise. An der Uferböschung steht eine einsame Mohnblume. Das strahlende Rot der Blüte wird durch die auf sie treffenden Sonnenstrahlen intensiviert. Leicht schwankt sie von links nach rechts.
Die Stockenten haben sich derweilen noch nicht blicken lassen, vermutlich liegen sie auf der anderen Uferseite eng aneinander gekuschelt im Schatten. Erst vor ein paar Tagen haben zwei Erpel um eine Rätsche gekämpft. Der geschlagene Erpel schwamm mit eingezogenem Köpfchen in die eine Richtung davon, während der Gewinner des Kampfes, eng an der Seite des Weibchens, mit stolz erhobenem Kopf in die andere Richtung davon schwamm. Man hätte meinen können, das Entenweibchen hätte ihren Erpel verliebt angeschaut, während er so aussah, als hätte er ein Lächeln im Gesicht gehabt.
„Endet die Reise, beginnt das Angekommensein.“ (Walter Ludin)
Wünsche allen einen friedlichen Abend und einen wunderschönen Feiertag morgen!