Ich habe ja hier "angedroht", periodisch Geschichten aus meiner Wahlheimat zu bloggen. Angesichts der herrschenden generellen Intoleranz möchte ich diese Geschichte bringen, sie soll optimalerweise den einen oder anderen nachdenklich machen.

Netzfundsache

Am 31.10.1986 kam im Norden Thailands, in der Provinz Phayao, ein wundervolles Kind zur Welt. Dieses Kind namens Nui war von klein auf ein bemerkenswerter Mensch.

Für Nui war es immer wichtiger, dass es anderen gut geht und erst an zweiter Stelle dachte sie an sich selbst.

Das Kind wuchs heran zu einem bezaubernden jungen Mädchen, bildhübsch, höflich, liebevoll und hilfsbereit, doch als all ihre Freundinnen und Freunde schon ihre ersten Erfahrungen mit der ersten Liebe gemacht hatten blieb sie trotz ihrer bezaubernden Schönheit und ihrem Herz aus Gold alleine und die Erfahrung der Liebe blieb ihr verwehrt.

Eines Tages kam es, es war der Weihnachtsabend, dass ein paar Weihnachtssänger aus der christlichen Kirche des Ortes ihr Zuhause passierten und für Sie und ihre Familie, obwohl diese Buddhisten waren, ein Weihnachtslied sangen und Plätzchen verschenkten. Sie war über die Maße hinweg begeistert und wurde von diesen eingeladen die Kirche einmal zu besuchen.

Dies tat sie dann auch bereits am nächsten Tag und in den kommenden 15 Monaten war sie dort fast täglich. Nui putzte, sie kochte für Bedürftige, sie tat was immer getan werden musste bevor es ein anderer tun konnte und jeder gab ihr das Gefühl, ein Teil einer Gemeinschaft zu sein und dass Gott sie liebt.

Dann, nach besagten 15 Monaten kam das Kirchenoberhaupt der Region in den Ort, um für neue Gläubige die heilige Taufe durchzuführen. Nui war mehr als bereit, diese zu empfangen und ihr Herz, ihren Geist und ihr Leben Gott zu widmen. Sie freute sich auf diesen Tag wie niemals zuvor auf irgendetwas.

eigenes Bild

Sie lud jeden ein den sie kannte, Familie Freunde, Bekannte und erzählte es jedem der es hören wollte, dass sie stolz sei, endlich getauft zu werden um ein vollwertiger Christ und eine Tochter Gottes zu sein. Alle in der Kirche freuten sich mit ihr und nie hatte sich jemand so sehr gewünscht ein Teil der christlichen Kirchengemeinschaft zu sein und sein Leben Gott zu widmen.

Der Tag kam also und jeder, der sie kannte, war da, um zu sehen und mitzuerleben, wie sie die Taufe empfangen werde. Nui war an diesem Tag die Freude, das Glück und die Liebe selbst. Sie hatte sich ein wunderschönes Kleid gekauft, auf das sie lange gespart hatte und wollte, dass dies der schönste Tag ihres Lebens wird.

Als es dann endlich soweit war und sie die heilige Taufe empfangen sollte, sagte das weibliche geistliche Oberhaupt, die extra zu dieser Zeremonie angereist war, dass Nui ein Ladyboy sei und deshalb weder getauft, noch von Gott und seiner Religion akzeptiert würde und deshalb an der Zeremonie nicht teilnehmen könne.

Ihre Stimmung schlug mit diesen Worten sofort um. Sie brach in Tränen aus und verliess den Ort fluchtartig. Niemand konnte die Verweigerung so recht verstehen und viele verließen traurig die Veranstaltung. Familie, Freunde und Bekannte versuchten Nui zu trösten, doch der Schmerz sass zu tief. Es vergingen 4 Tage in tiefer Trauer und am fünften Tag fand man Nui erhängt im Nebengebäude ihres Elternhauses.

In den wenigen Zeilen die sie an ihre Eltern hinterließ sagte sie unter anderem:

"Welchen Wert hat mein Leben, wenn selbst Gott, der mich erschaffen hat, den ich liebe, verehre, anbete und für den ich alles geben würde, mich nicht will, weil ich im falschen Körper geboren wurde? Für mich ist auf dieser Welt kein Platz und deshalb vergesst mich."

(Dieser Aufsatz erschien erstmalig im "Wochenblitz" )

5
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Jessi

Jessi bewertete diesen Eintrag 21.08.2020 19:42:14

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 22.11.2017 14:08:17

Pommes

Pommes bewertete diesen Eintrag 22.11.2017 13:35:04

Michlmayr

Michlmayr bewertete diesen Eintrag 22.11.2017 09:25:44

Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 22.11.2017 08:45:57

15 Kommentare

Mehr von Zaungast_01