Ich habe vor einiger Zeit angedroht, Geschichten aus meiner Wahlheimat zu bloggen, hier wäre wieder mal eine:

Meine Schwiegermama ist älter als ich!

Das ist in Thailand, wo viele langnäsige Pensionisten ihr spätes Glück suchen, in einer Ehe Thaifrau- Weisser gar nicht so oft der Fall.

Aber bei uns ist es so – obschon wir nicht genau wissen, wie viel älter, da sie nicht weiss, wie alt sie ist (ich schätze mal so mindestens zehn Jahre).

Sie ist ausserdem Analphabetin, weiss absolut nichts von der Welt, spricht nur Lao (ein Dialekt des Thai im Nordosten an Laos grenzend)

aber sie hat das grösste Herz der Welt (und das bei einer Körpergrösse von imposanten 144 cm).

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Unsere erste Begegnung werde ich nie vergessen:

In Thailand ist es üblich, mit einer angedeuteten Verneigung einen „Wai“ zu machen, das heisst, die Hände wie zum Gebet zusammenlegen – wobei auch die Höhe der Handhaltung eine Rolle spielt, je höher, des mehr Ehrerbietung.

Also stieg ich das erste Mal vor ihrem Haus aus dem Auto und bereitete mich auf meinen Wai vor – da rollte schon eine kleine Kugel auf mich zu, umschlang meinen Bauch und schmiegte sich wie eine Katze an mich – meine Schwiegermama begrüsste mich!

Zuerst war mir ein bisschen mulmig (ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte), aber dann genoss ich ihre Aufmerksamkeit und Bezeugungen, obschon ich nicht viel von ihrem Geschnatter verstand, nur „Falang suay“ hörte ich einige Male.

Das wiederum machte mich etwas verlegen – aus dem Thai übersetzt heisst das „schöner Fremder“!

Na gut, mit meinen 190 cm und damals 105 kg (fast) fettfrei dürfte ich ihr gefallen haben.

So nach und nach lernte ich die ganze Familie kennen, aber die Liebste blieb mir (ausser meiner Frau natürlich) die Mama, die mir nicht einmal krumm nahm, dass ich sie – ich weiss nicht wie oft – „Hund“ statt „Mama“ anredete – die Vokabel sind auf Thai verdammt ähnlich, unterscheiden sich nur in der Betonung…

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Mama lebt in dem kleinen Dorf von 1000 Baht (aktuell ca. 27 Euro) im Monat. Nahrung findet sie - ausser dem selbst produzierten Klebereis - im Wald hinter dem Haus, im Fluss oder sie schlachtet eines ihrer Hühner.

Eines Tages machte sie aus Bambussprossen, Kräutern und Chilli (in Bananenblättern gedämpft) ein Gericht, das mir wirklich schmeckte – seither bekomme ich es bei jedem Besuch, und sie ist stolz, dass es mir so mundet. Im Gegenzug brachte ich ihr ein paar Kartoffeln mit und kochte sie – sie war begeistert, hatte sie bisher nicht gekannt!

Letztens war sie total verzweifelt: sie wollte mir was Gutes tun und ein Gericht mit Hähnchenfleisch zubereiten - nur kam der verdammte Hahn schon zwei Tage nicht vom Baum herunter (der muss was gerochen haben). Also bekam ich als Ersatz Klebereis mit süssen Bohnen (auch in Bananenblättern gedämpft) serviert, was mir mindestens genauso mundete.

Ich könnte noch stundenlang Episoden mit ihr in die Tastatur hämmern – wir waren jetzt erst wieder ein paar Tage bei ihr, bei der Gelegenheit machte sie „Blumen“ für Buddha, auf dass er uns beschütze. Ich war fasziniert, nur mit den blanken Fingern zauberte sie Blüten aus Blättern zusammen.

Wir können zwar nicht grossartig diskutieren, zumal sie permanent wie fast alle älteren Frauen dort irgendwelche Zauberkräuter kaut und dadurch noch undeutlicher in der Aussprache wird – aber wir haben einander lieb!

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