Meine Mutter war 16, ihre Schwester 12. Sie gingen baden an die Donau und die Schwester ertrank vor ihren Augen.
Meine Mutter, große Schuldgefühle kamen über sie. Das Schicksal so grausam. Die Liebe zur Schwester so groß.
Dann ihr geliebter Bruder. Krebs bekam er und auch er starb. Meine Mutter zerbrach endgültig. Wurde zum Pflegefall.
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Zuerst begann alles langsam, danach immer schneller. Heute Rollstuhl, einige Schritte kann sie gehen. Nur in der Wohnung. Oder mit Stöcken, Krücken.
Ich war als Kind die Tochter die ihr so viel Liebe wie möglich geben wollte. Doch meine Mutter war so voll Trauer, Schmerz und Arbeitswut. Sie wiederrum sehnte sich um die Liebe ihrer Mutter, war aufopfernd für sie da. Voller Schuldgefühl weil sie ja auf die kleine Schwester aufpassen hätte sollen.
Mein Vater war ein Patriarch, ich lernte ihn zu "hassen". Nach dem alten Testament erzogen ein Mann darf alles, eine Frau nichts. Ich wehrte mich gegen dieses Klischee. Und ich verlor. Der Mann ist gut, die Frau ist schlecht. Dieses Klischee gibt es auch bei uns.
Als sich meine Eltern scheiden ließen war ich längst erwachsen. Mein Vater hatte eine andere. Später verlor er diese ebenfalls an Krebs, Brustkrebs. Er hat einen behinderten Sohn von ihr geerbt und eine Eigentumswohnung.
Mein Vater der gerne an den Wirtshaustisch sitzt, wie andere in der Kirche. Kein Freitag, kein Samstag und Sonntag ohne Wirtshaus und Fußballplatz. Seine Mutter machte die Wäsche, kochte für uns und zog uns groß.
Meine Mutter: Arbeiten war das erste, ihre Wochenenden bei ihrer Mutter die sie dort pflegte das zweite. An Weihnachten war sie meistens so erschöpft, viele Weihnachten verbrachte sie im Krankenhaus. Heute ist meine Mutter eine schwer kranke Frau die bei meiner Schwester lebt.
Mein Vater lebt mit diesen Behinderten Mann zusammen. Der sein Stiefsohn ist. Seine Wirtshausbesuche sind ihm nach wie vor sehr wichtig. Ich "hasse" ihn.
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Mein Vater hat mein Männerbild geprägt. Meine Mutter prägte mein Frauenbild. Ich sehe mich als Mischung von Vater und Mutter.
Alles andere in einem zweiten Teil. Wie ich wurde was ich wurde.
Erstens mir nichts gefallen zu lassen.
Zweitens Lernen, Lernen, Lernen.
Sprich nicht am Schicksal kleben zu bleiben, sondern es aufnehmen und mit diesen Schatten sprechen, mit dem Schmerz und der Trauer sprechen: Bewusst machen. Heilen. Und kleine Schritte zulassen.