Wie man aus einem britischen Problem ein österreichisches macht – oder – dass die Österreicher natürlich besser wissen, was für die Briten gut ist, versteht sich von selbst.

Die Abstimmung der Briten über den Austritt aus der Europäischen Union führte auch zu relativ heftigen Diskussionen in Österreich. Es sind weniger die politischen, geschweige denn die wirtschaftlichen Folgen für Österreich, die dabei Thema sind; es geht in den österreichischen Medien in erster Linie um den Wert oder Unwert direkt demokratischer Mitbestimmung.

Immer dann, wenn das Volk in direkter Form eine politische Entscheidung trifft, die eine ist, mit der zu identifizieren man sich nicht in der Lage sieht oder eine ist, die sich inhaltlich grundlegend von dem unterscheidet, was gerade als herrschende Meinung des Großteils der politischen Repräsentanten bzw. der politischen Opinion-Leader kursiert, wird der Ruf laut, die Möglichkeiten der direkten Demokratie möglichst einzuschränken. Diesmal hängt sich die Diskussion an die Situation Großbritanniens. Das britische Volk sei, heißt es dann, von Demagogen nachweislich falsch informiert, belogen und verhetzt worden, könne die tatsächlichen Folgen seiner Entscheidung daher gar nicht absehen.

Diese Argumentationsfigur ist nicht neu. Im Besonderen kommt sie dann zur Anwendung, wenn die Meinung zu einer Ja-Nein-Frage in einer Gesellschaft in annähernd zwei gleichgroße einander widersprechende Lager aufgespalten ist. Wie auch immer die Entscheidung in so einem Fall ausfällt, die unterlegene Fraktion kann offensichtlich nicht anders, als „die Wahrheit“ und das Verfügen über die objektiv richtigen Informationen für sich geltend zu machen und dem Sieger Dummheit und anderes mehr zu unterstellen. Der „Brexit“ und das von ihm ausgelöste mediale Geheul liefern ein treffendes Beispiel dafür.

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