Es war einmal ein guter Mensch, der freute sich seines Lebens. Da kam eine Mücke geflogen und setzte sich auf seine Hand, um von seinem Blut zu trinken.

Der gute Mensch sah es und wusste, daß sie trinken wollte; da dachte er: „Die arme kleine Mücke soll sich einmal satt trinken“, und störte sie nicht.

Da stach ihn die Mücke, trank sich satt und flog voller Dankbarkeit davon. Sie war so froh, daß sie es allen Mücken erzählte, wie gut der Mensch gewesen wäre, und wie gut sein Blut geschmeckt hätte.

Da wurde der Himmel schwarz von Mücken, die alle den guten Menschen sehen und sein gutes Blut trinken wollten.

Und sie stachen und stachen ihn und tranken und tranken, und wurden nicht einmal satt, weil es ihrer zu viele waren.

Der gute Mensch aber starb.

Kurt Schwitters

Zitiert nach: Konrad Paul Liessmann, Der gute Mensch von Österreich, Essays 1980-1995, 2. Auflage, Sonderzahl, Wien 1996)

8
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

bernhard.buchariensis

bernhard.buchariensis bewertete diesen Eintrag 29.06.2016 03:32:35

anti3anti

anti3anti bewertete diesen Eintrag 29.02.2016 17:36:06

The_Duck

The_Duck bewertete diesen Eintrag 28.02.2016 00:07:09

Joachim Eberhard

Joachim Eberhard bewertete diesen Eintrag 27.02.2016 23:57:12

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 27.02.2016 23:54:29

dohle

dohle bewertete diesen Eintrag 25.02.2016 19:58:29

liberty

liberty bewertete diesen Eintrag 25.02.2016 19:13:29

StatistikFan100

StatistikFan100 bewertete diesen Eintrag 25.02.2016 18:16:26

12 Kommentare

Mehr von zeitdiagnosen