Die „Sippe“ war das Übel von vorgestern, der „Vielvölkerstaat der Habsburger -Monarchie“ das Übel von gestern! Der „Nationalstaat“ ist das Übel von heute. Der „Europa-Chauvinismus“ wird das Übel von morgen sein!
Die Europäische Union, als idealistisches Projekt gegen "das Nationale", tappt selbst in die Chauvinismusfalle!
"Chauvinismus im ursprünglichen Sinn ist ein häufig aggressiver Nationalismus bei dem sich Angehörige einer Nation aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu dieser gegenüber Menschen anderer Nationen überlegen fühlen und sie abwerten." (Wikipedia)
Was aber unterscheidet den „glühenden Europäer“ vom „glühenden National-Patrioten“, abgesehen von der Größe des Objekts auf die sich seine Obsession richtet?
Kritik an der EU bei gleichzeitigem Rekurs auf das eigene "Vaterland" ist unerwünscht! Kritiker werden abgewertet, nicht aber die Argumente ihrer Kritik widerlegt. Das ist Europa-Chauvinismus in Reinkultur!
Dazu eine bemerkenswerte Aussage des Philosophen Konrad Paul Liessmann.
"Ich hätte ehrlich Sorgen, wenn man den Begriff EUROPA und den Druck sich jetzt dazu zu bekennen, so verwendet wie man im 19.Jahrhundert den Begriff NATION verwendet hat. Wenn es im 19. Jahrhundert problematisch war, ein "glühender Deutscher", ein "glühender Franzose", ein "glühender Spanier" zu sein, dann ist der "glühende Europäer" auch nicht wirklich zukunftsweisend."
Der Europa-Chauvinismus, wie er aktuell die Medienlandschaft - vielleicht sogar auch die Politik mancher Mitgliedsländer – beherrscht, hat die Kraft Europa zu befruchten, die Europäer in ihrem Bemühen um eine bessere Welt zusammenzuschweißen, die Wirtschaft, die Kultur, das soziale Leben voranzubringen, die Verhältnisse in Europa zu bessern, ebenso wie der nationale Chauvinismus den Nationalstaat in vielen Bereichen voranbringen kann; er hat aber auch und dass sollten auch jene nicht vergessen, die das "Vereinte Europa" so gerne als das non plus ultra, als das letztgültige Telos der politischen Entwicklung Europas darstellen, auch dasselbe negative, zerstörerische, verhetzende Potential, das dem Chauvinismus des Nationalstaates innewohnt.
Spätestens hier sollte jedem aufmerksamen Leser klar geworden sein, dass sich der Begriff "Chauvinismus" unabhängig davon, ob er auf eine Nation oder auf die Europäische Gemeinschaft Bezug nimmt, als Schimpwort wenig eignet. Ohne "Wertungen", die notgedrungen immer auch "Abwertungen" mit einschließen, weil eben nicht alles gleich wertvoll sein kann, kommt niemand aus. Sich zu den "Europäischen Werten" zu bekennen, schließt das Bekenntnis zu kontradiktorischen Werten naturgemäß aus.
Der Text wurde gekürzt, bei Interesse steht der gesamte Text unter http://zeitdiagnosen.wordpress.com zur Verfügung.