oder doch lieber: „Sehr verehrte Idioten und Idiotinnen!“?

Eine bitterböse Bemerkung zu einem Thema, zu dem etwas von Substanz zu sagen, sich eigentlich nicht lohnt.

Manchmal, ganz selten, kann man nicht anders. Dann wird der Druck zu stark, und der Kessel droht zu platzen.

Wenn ich daran zurückdenke, wie viele unfähige Regierungen ich schon erleben musste, wie viele Skandale diese produzierten, wie oft es ihnen gelang, diese im Sande verlaufen zu lassen, dann muss ich mir gratulieren, noch nicht ganz aus der Fassung gekommen zu sein.

Wenn von diesen Regierungen dann auch noch Lehrstühle gegründet werden, die keine andere Aufgabe haben als mitzuhelfen, vermittels Sprache die Welt...also das, was der Fall ist....:)endgültig zu "verhonigeln", dann, ja dann, darf man sich nicht wundern, wenn auch dem "zartesten Gemüt" ein Rundumschlag "passiert".

Hermann Hesse schrieb in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, er sei eines Tages, mit seinem Leben in seiner Klause am Berg unzufrieden, wieder in die Stadt zurückgekehrt, in der schwachen Hoffnung, die Menschen und auch sich selbst bald wieder ernst nehmen zu können. Er, so sagt er, sei dabei auf ein Spiel gestoßen, das allen Mitspielern großen Spaß zu machen schien. Alle hätten dabei ungemein viel zu tun gehabt, hätten sich dabei aber meist überanstrengt in ihren Bemühungen, Dinge zu produzieren, die eigentlich niemand brauche, und damit Geld einzunehmen. Es sei ein Spiel gespielt worden damals, das allen Mitspielern trotz der sichtbaren Überanstrengung großen Spaß gemacht habe, welches ernst zu nehmen, aber dennoch niemandem eingefallen sei.

An diesem Spiel hat sich, meiner Einschätzung nach, bisher wenig geändert; eine Veränderung ist aber dahingehend feststellbar, als sich das mit dem „Ernst-nehmen“ in bestimmten Bereichen in sein Gegenteil zu entwickeln scheint. Heute wird tatsächlich viel Unwichtiges überaus ernst genommen. Besonders ernst genommen werden die unwichtigsten Kleinigkeiten dieser Unwichtigkeiten, vornehmlich die, die fast keinerlei Bedeutung für das tägliche Leben haben. Ein Beispiel nur: Was, frage ich, veränderte sich, würde man weiterhin darauf verzichten, in der deutschen Sprache dem natürlichen Geschlecht eine größere Bedeutung zuzumessen als dem grammatikalischen, wie es Mode geworden ist?

Ich für meinen Teil werde mich jedenfalls weiterhin nicht dazu bewegen lassen, mich so ernst nehmen zu wollen, dass mir ausweglos nichts anderes übrig bliebe, als mich dieser Modetorheit zu unterwerfen.

Überdies gäbe es oft einfache Auswege aus dem künstlich herbeigeführten Sprachdilemma. Anstatt sich beispielsweise damit abzuquälen, zwischen Politikern und Politikerinnen (also „PolitikerInnen“ genannt) zu unterscheiden, könnte man sich angesichts der aktuellen Anhäufung von krimineller Energie im Zusammenspiel mit Unfähigkeit auf politischem Gebiet vergleichsweise leicht und treffend auf den Begriff „G'sindel“ einigen.

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pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 01.06.2017 22:28:25

Markus Andel

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