„Ich hätte gewünscht, hier als Schriftsteller in Požarevac nicht allein zu sein, sondern an der Seite eines anderen Schriftstellers, etwa Harold Pinter. Er hätte kräftige Worte gebraucht. Ich brauche schwache Worte. Aber das Schwache soll heute, hier recht sein. Es ist ein Tag nicht nur für starke, sondern auch für schwache Worte. [Ab hier sprach ich serbokroatisch – allein verfasst! –, im Nachhinein rückübersetzt:] Die Welt, die sogenannte Welt, weiß alles über Jugoslawien, Serbien. Die Welt, die sogenannte Welt, weiß alles über Slobodan Milošević. Die sogenannte Welt weiß die Wahrheit. Deswegen ist die sogenannte Welt heute abwesend, und nicht bloß heute, und nicht bloß hier. Die sogenannte Welt ist nicht die Welt. Ich weiß, dass ich nicht weiß. Ich weiß die Wahrheit nicht. Aber ich schaue. Ich höre. Ich fühle. Ich erinnere mich. Ich frage. Deswegen bin ich heute anwesend, nah an Jugoslawien, nah an Serbien, nah an Slobodan Milošević.“
Quelle: https://handkeonline.onb.ac.at/node/1877
Wenn man zur politischen Lage auf dem Balkan – oder wo immer auch sonst sie sich abspielt – nichts zu sagen hat als selbstverliebte „schwache Worte“ und sich genötigt sieht, diese in Form eines kryptischen Gefasels aus sich herauszupressen, dann ist zu schweigen angebracht. Alles andere muss zu Missverständnissen führen. Das gilt insbesondere für die Meister der Sprache, zu denen Handke zweifellos zu zählen ist.
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Danke!
Er hat nicht geschwiegen, weil es immer recht ist zu sprechen. Denen, die diesen Text als Freibrief für Milosevic interpretieren, ist kein Vorwurf zu machen. Ob das aber mit der Verleihung des Literaturnobelpreises in Zusammenhang gebracht werden soll, sei bestritten.
Geht es um seine Fähigkeit politische Urteile zu fällen? Geht es um Moral, um den „guten Menschen“ oder geht es um Literatur?
Es geht (hoffentlich) um (seine) Literatur!