Manchmal lassen uns Philosophen relativ ratlos zurück. Vor allem dann, wenn man in ihren Werken auf Stellen stößt, die diametral jenem Bild widersprechen, das man sich bisher von ihnen gemacht hat. So ging es mir, als ich die nachfolgende Stelle bei Sloterdijk las. Es erübrigt sich zu bemerken, dass ich ihn nach wie vor für einen der wichtigsten zeitgenössischen Philosophen unseres Sprachraums halte, Tatsache ist aber auch, dass dessen hehres Bild in mir nun aber einen gewaltigen Sprung erhielt.

„Was effektiv jetzt auslaufen könnte und zu enden verdient, ist die Periode, in der ein gewisser rationalistischer Skeptizismus als dogmatische Macht auftreten konnte. Unter seiner Vorherrschaft haben sich die metaphysisch unmusikalischen und religiös analphabetischen Menschen im Überfluß vermehrt, eingepfercht in die Plattenbauten der Entgeisterung, zu denen unseligerweise heute auch oft die Universitäten rechnen, bis hinein in die philosophischen Fakultäten.“ (Peter Sloterdijk, Nach Gott, Suhrkamp 2018, S.329)

Ist das nun ein Loblied für die allerorten wildwuchernde Esoterik denaturierter Großstadtmenschen, die ihr Glück in einer in Räucherstäbchenduft geschwängerten Luft von Kleingarconieren zu finden glauben, oder ist es bloß der verkappte Wunsch nach einer Rückkehr in Perioden seelischer Verzückung, wo magischer Schabernack das Leben der Menschen bestimmte, oder ist es am Ende gar das Loblied für den in Europa wiedererwachten muselmanischen Religionstotalitarismus?

Wie kann man sich als rational denkender Philosoph dazu versteigen zu behaupten, die metaphysisch unmusikalischen und religiös analphabetischen Menschen hätten sich im Überfluß vermehrt und wie dazu, den philosophischen Fakultäten ihren rationalen Skeptizismus vorzuwerfen, mehr noch: das Ende des rationalistischen Skeptizismus überhaupt herbeizusehnen?

Sollte man nicht, anstatt das Ende des Skeptizismus herbeizusehnen, ihm weiter „Futter“ bieten, damit er auch in Hinkunft blühe und gedeihe und alle die metaphysisch musikalischen Menschen, die gerade wieder im Begriffe sind, auf der Weltbühne des Polittheaters wichtige Rollen einzunehmen, auf die ihnen zustehenden Plätze in den hinteren Rängen verweisen?

War es nicht gerade dieser rationale Skeptizismus, der den Menschen aus der Abhängigkeit der „Naturgottheiten“ befreite?

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Frank und frei

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Scherzkeks

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Markus Andel

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