Der Streit darüber, wer denn nun die „besseren“, also hasserfüllteren Rassisten seien, geht auch in diesem Forum munter weiter. Wäre es nicht so trostlos langweilig, könnte einen diese Auseinandersetzung (um des Kaisers Bart) fast belustigen. Inzwischen ist die Sache nur mehr fad und zwar aus mehreren Gründen:
1. Man kann sich in den Diskussionen meist nie auf eine einheitliche Definition einigen, daher hat man oft den Eindruck, dass jeder von einer anderen Definition ausgeht. Das führt
2. dazu, dass man nicht nur aneinander vorbeiredet, sondern sich nur mehr in Vorwürfen ergeht. Zu guter letzt versucht
3. jeder dem anderen zu beweisen, dass nicht er, sondern der andere den Begriff missversteht.
Vielleicht sollte man den Begriff „Rassismus“ überhaupt meiden? Wenn jemand eine Meinung äußert, dann kann man versuchen, diese zu widerlegen und zwar ohne sie in irgendeiner Form kategorisierend zu werten. Die Diskussion auf diese Weise zu führen, würde helfen am Thema zu bleiben und nicht auf die Ebene der persönlichen „Wertung“ abzugleiten.
Auch "Rassisten" haben das Recht, ihre Meinung öffentlich kundzutun und zwar auch dann, wenn eine Einigung darüber erzielt werden kann, dass es sich um eine rassistische Meinung handelt.
Wenn man es genau nimmt, dürfte ein Mensch gar nicht als Rassist bezeichnet werden. Es gibt nur rassistische Statements; jemand kann unbestritten rassistische Ansichten haben und das kann man für verwerflich halten. Allein deswegen dürfte man denjenigen, der diese Äußerung von sich gibt, wenn man den Begriff Rassismus in der gängigen Grundausstattung des Begriffs (jemand wird auf ein bestimmtes Merkmal hin qualifiziert / reduziert) ernst nimmt, eigentlich gar nicht als Rassisten bezeichnen. Jemanden als Rassisten zu bezeichnen, deswegen, weil er ein rassistisches Statement von sich gibt, wäre streng genommen schon selbst eine „rassistische Äußerung“! (Aber auf dieser Ebene zu diskutieren, halte ich, wie oben ausgeführt,für wenig sinnvoll.)
Meist wird der Rassismus-Vorwurf ja dann erhoben, wenn der sich Äußernde eine bestimmte Gruppe von Menschen verbal angreift. Da es so viele Beispiele dafür gibt, wo das tatsächlich Tag für Tag zu beobachten ist, möchte ich es mir ersparen auf explizite Beispiele ausführlich hinzuweisen. Einige wesentliche, weil kulturell bedeutsame, sollte man aber dennoch nicht aus dem Blick verlieren. Ich denke vor allem an den wunderbaren Thomas Bernhard.
War Thomas Bernhard, der d i e Österreicher auf das Gröblichste beschimpfte am Ende ein Rassist? Und was gewänne man, wäre es so?
Würde das sein Werk schmälern? Sollte man es gar verbieten? Hat er am Ende sogar mich persönlich gemeint?
Jeder muss seine Meinung offen sagen dürfen, und zwar auch dann, wenn sie von anderen als falsch, als „abstruss“ oder auch als „rassistisch“ qualifiziert wird. Der Gesetzgeber einer „offenen Gesellschaft“, für die zu streiten sich lohnt, sollte sich aber grundsätzlich heraushalten. Darüber, was gesagt werden darf, hat der Staat (mit Ausnahmen, die Ausnahmen bleiben müssen) nicht zu bestimmen. Die gesetzlichen Regelungen, die den einzelnen Menschen und seine Integrität als Person schützen, sind mehr als ausreichend. „Gruppenidentitäten“ (d i e Österreicher, d i e Burgenländer, d i e Katholiken, d i e Muslime, d i e Juden etc.) zu schützen ist kontraproduktiv. Jeder weiß, wenn von d e n Österreichern gesprochen wird, ist man persönlich, wenngleich auch Österreicher, nicht unbedingt gemeint. Es geht bekanntlich dabei um die dieser Gruppe zugeschriebenen Eigenschaften, die wahr oder falsch sein können, es geht nicht um j e d e s einzelne Mitglied.
Bitte entsorgt die „Rassismus-Keule“ endlich endgültig auf dem historischen „Sonder-Müll“! Sie ist einer sachlichen Diskussion nur hinderlich.
pixabay/succo
Nachtrag: 6.6.2018 (18 Uhr 15) Als Ergänzung des Textes habe ich jetzt noch die gesetzlichen Fakten, die diesem Text zugrunde lagen, auf meinem Blog https://zeitdiagnosen.wordpress.com/2018/06/06/rassismus-eine-ermuedung-ii-die-fakten/ veröffentlicht.