Von der Untreue eines Müßiggängers gegen sich selbst!

Ich habe mir ja vorgenommen, Müßiggang zu treiben auf der Reise, die ich gerade unternehme. Ich habe mir vorgenommen, mich um nichts zu kümmern, was sonst oft so wichtig erscheint, maximal ein bisschen und nur aus reiner Lust an meinem Reisejournal zu schreiben, mich auf das Unwichtige zu beschränken, und ich zweifle ja auch ein bisschen, ob das Nachfolgende in (m)einem Reisejournal wirklich Platz finden soll, weil das Nachfolgende doch weit darüber hinausgeht, was meines Erachtens dort angesprochen werden soll. In einem Reisejournal sollte man vielleicht doch nur das zu Wort kommen lassen, was unmittelbar mit dem aktuellen, erfreulichen Reisegeschehen zu tun hat.

Der Reisende ist aber nie nur Reisender, er ist, auch wenn er reist, in erster Linie Mensch und wenn er Mensch ist, ist er immer auch „politischer“ Mensch – ein „zoon politikon“ sagten die damals noch „guten alten Griechen“. Aber weil die politische Lage natürlich auch den Reisenden nicht unberührt lässt, habe ich mich entschlossen, die nachfolgenden, mich bewegenden Gedanken hier doch nicht auszusparen, auch wenn mir bewusst ist, dass sie kontrovers diskutiert werden sollten, weil nie etwas so eindeutig ist, wie es manchmal in einem Satz zum Ausdruck kommen muss.

In der Nacht, so hörte ich in den Nachrichten, hat es wieder einen Terror-Anschlag in London gegeben. Sieben Opfer seien zu beklagen und mehr als fünfzig Verletzte habe es gegeben. Drei Attentäter seien erschossen worden.

Die Politiker des In- und Auslands ergeben sich wie schon so oft dem (Selbst-) Mitleid! Eine Lösung – und eine solche erwarten die Menschen mit Recht - können sie nicht anbieten, nicht einmal ansatzweise. Der Leidensdruck ist vielleicht noch nicht groß genug!

Dafür ist es der italienischen Küstenwache wieder einmal gelungen, einem „in See-Not geratenen Schiff mit Flüchtlingen“ vor Marokko zu Hilfe zu kommen und die darauf befindlichen Personen „in Sicherheit“ zu bringen. „In Sicherheit bringen“ ist jetzt die aktuell gebrauchte, politisch korrekte Beschreibung, der man sich im ORF bedient. Es ist aber eine überaus euphemistische Beschreibung dessen, was wirklich passiert. In „Sicherheit“ wären die Menschen ja auch in Marokko, wenn man sie wieder zurückgebracht hätte. Sie werden aber nach wie vor nach Europa eingeschleust, und zwar auch dann, wenn sie nur wenige Seemeilen vor der afrikanischen Küste aufgefischt werden. Man wird sehen, wie lange sich die europäische Bevölkerung diese Vorgangsweise noch bieten lassen wird. Dann, wenn die ersten tätlichen Auseinandersetzungen dagegen beginnen werden, - es ist eher eine Frage der Zeit, als es eine Frage des „ob“ ist - werden die Politiker, die uns diese Misere aufladen, die ersten sein, die ihre "Hände in Unschuld waschen“ und beteuern werden, dass sie dies alles nicht voraussehen hätten können. Die Fragen, die sich stellen, sind einfach: Was an gesellschaftlichen Entwicklungen und welche sozialen Folgen ihrer Handlungen können Politiker überhaupt noch voraussehen?

Frau Isolde Charim schreibt in der Wiener Zeitung dazu:

"Früher hieß es, man solle SP wählen als das kleinere Übel, um das größere Übel einer FP in der Regierung zu verhindern. Heute will man uns weismachen, Rot-Blau sei das kleinere Übel, um Schwarz-Blau zu verhindern. Nein, Rot-Blau wäre nicht das kleinere Übel. Es wäre vielmehr die schlimmste Variante. Denn sie ließe das Land ohne starke Gegenkraft zurück. Gute Nacht, Österreich."

(Siehe:http://www.wienerzeitung.at/meinungen/gastkommentare/895932_Rot-Blau.html)

Es wird immer offensichtlicher: Die Politik besteht anscheinend nur mehr darin, rechts gegen links, grün gegen braun, gelb gegen blau (u.s.w.) auszuspielen, ohne dass man ein Wort über Inhalte zu verlieren müssen glaubt. Es ist leider wirklich schlecht bestellt um die Politik, wenn man nur mehr „Rot“ wählen soll, um „Blau“ zu verhindern und nicht eines politischen Inhalts wegen. Genügt es wirklich, sich nur mehr Gedanken darüber zu machen, ob „Rot-Blau“ als Cholera und „Schwarz-Blau“ als Pest gelten soll? Wenn das schon genug des Inhalts ist, dann „Gute Nacht!“ liebe Landsleute, die ihr euch zu den Politischen Köpfen zählt! Dass auch die bekannte Philosophin Isolde Charim in der Wiener Zeitung wieder einmal viel Raum für die Darstellung ihrer (flachen) Meinung bekommt, ohne diesem „Spiel“ selbst einen inhaltlichen Mehrwert beizusteuern, zeigt wie ernst die Lage nicht nur für die Politik, sondern auch für das intellektuelle Milieu dieses Landes ist.

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