Entgegen der Meinung, die Lösung der aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Probleme Europas läge in einem weiteren Ausbau der Europäischen Union, bzw. in einem noch engeren Zusammenrücken der europäischen Staaten bis hin zu einem einzigen europäischen "Superstaat", wie sie interessanterweise von vielen "Linken" im Verbund mit "Neo-Liberalen" und "Wirtschafts-Konservativen" präferiert wird, die sich letzlich, sieht man nur genau genug hin, aber doch nur als verkappte Eurozentristiker präsentieren und der damit einhergehenden Verteufelung der Gegner dieses Projektes als "Ewig-Gestrige", gab es immer schon markante Stimmen, die relativ früh, also schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, auf die damit in Zusammenhang stehenden Schwierigkeiten hinzuweisen versuchten und andere, bessere Wege vorschlugen.
Eine dieser markanten Persönlichkeiten war der 1983 mit dem "Alternativen Nobelpreis" ausgezeichnete Philosoph Leopold Kohr.(Informationen über die Person, bitte ich Wikipedia zu entnehmen.) Einige seiner Thesen, dem Buch "Weniger Staat" entnommen, sollen hier wegen ihrer nach wie vor aufrechten Aktualität in aufeinanderfolgenden Einträgen diskutiert werden. Kohr wurde ungerechtfertigt der Vergessenheit überantwortet. Seine Analysen und Vorschläge zu diskutieren lohnt sich.
Ich gestehe vorweg, dass ich mich seinen Gedanken sehr verbunden fühle. Aus diesem Grunde, habe ich beschlossen, ihn erneut zu lesen und werde ich wohl nicht umhinkommen, ihn da und dort gegen Angriffe zu verteidigen, ohne im gleichzeitig den Status von "Unangreifbarkeit" zugestehen zu wollen.
Auf ihn zu rekurrieren, schützt EU-Kritiker in jedem FAll zumindest davor, von anderen als "rechtsextrem" gebrandmarkt zu werden. Kohr war definitiv kein "Rechter", vielleicht war er sogar ein wenig "Anarchist", zumindest dann, wenn man der Beurteilung seine Definition von Anarchismus zugrunde legt; Leopold Kohr versuchte jedenfalls, den Anarchismus als politische Theorie zu rehabilitieren.
„Frei von Ideologien! Das ist Anarchismus! Es ist die edelste der Philosophien. Aber eine Gesellschaft kann nur ohne Staat und ohne Regierung leben, wenn der Einzelmensch so ethisch erzogen ist, dass es niemandem einfallen würde, in den Bereich des anderen einzudringen. Ihm auf die Füße zu steigen. Anarchisten, die jemanden erschießen, die sind Lustmörder. Die sollen eingesperrt werden! Lebenslänglich. Nicht weil sie jemanden umgebracht haben, sondern weil sie sich Anarchisten nennen.“ (Quelle: Wikipedia)
Kohr schreibt in der Einleitung zu "Weniger Staat":
WS
„In meinem Buch DIE ÜBERENTWICKELTEN habe ich versucht zu zeigen, daß kleine Nationen den großen, wirtschaftlich überlegen sind. Ich gelangte zu dem Schluß, daß die gegenwärtig so begeistert aufgenommenen und in großem Maßstab durchgeführten Integrationsbewegungen die Zeitprobleme wie Lebensstandard, zyklische Konjunkturschwankungen, Arbeitslosigkeit durch die Automation oder internationale wirtschaftliche Reibungen nicht lösen, sondern sie tatsächlich erschweren. Denn wir erkennen deutlich, daß die Zahl der Probleme – und das ist die wesentliche Schwierigkeit in unserem Zeitalter – mit der Größe des Wirtschaftsraumes, einer integrierten politischen Gemeinschaft oder der Nation, in der sie auftreten, nicht geringer wird, sondern daß die Probleme schwieriger werden. Die logische Antwort – und das war meine Empfehlung – schien daher nicht darin zu liegen, Nationen zu vereinigen, sondern sie zu zerstückeln oder, wie die Deutschen es ausdrücken würden, nicht in einer Welt der Großmächte, sondern in der Kleinstaaterei zu leben.“
Heute würde er für dieses Statement von den "Alternativen" wohl nicht mehr für den Nobelpreis vorgeschlagen werden.
Oder irre ich mich?