Ach du meine Güte, was für ein Aufstand um einen nicht gegebenen Handschlag! Man könnte meinen, Annalena Baerbock hätte gerade den dritten Weltkrieg ausgelöst, statt einfach nur eine kulturelle Eigenheit zu respektieren. Aber nein, einige Beobachter scheinen geradezu darauf zu brennen, aus dieser Mücke einen Elefanten zu machen.
Lasst uns mal einen Moment innehalten und uns fragen: Wer hat hier eigentlich das größere Ego? Der syrische Machthaber, der seinem Glauben treu bleibt, oder diejenigen, die sich künstlich über eine Geste aufregen, die in vielen Kulturen gang und gäbe ist? Baerbock selbst nahm die Situation mit bewundernswerter Gelassenheit hin. "War mir klar", sagte sie achselzuckend. Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel an ihrer Professionalität nehmen, anstatt uns in einem Sturm der Entrüstung zu verlieren.
Die wahre Ironie liegt darin, dass diejenigen, die am lautesten nach Diplomatie schreien, oft am wenigsten davon verstehen. Außenpolitik ist kein Schwanzvergleich, bei dem es darum geht, wer den festesten Händedruck hat. Es geht um Ergebnisse, um Dialog, um das Finden gemeinsamer Nenner in einer komplexen Welt. Baerbock und ihr französischer Kollege haben genau das getan – sie haben klare Forderungen gestellt und gleichzeitig Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Statt uns über fehlende Handschläge zu echauffieren, sollten wir uns vielleicht lieber darauf konzentrieren, was tatsächlich erreicht wurde. Baerbock hat das berüchtigte Foltergefängnis Saidnaja besucht und deutliche Worte gefunden. Sie hat die Einbeziehung aller gesellschaftlichen Gruppen gefordert und klargemacht, dass Europa nicht einfach Geldgeber für neue islamistische Strukturen sein wird.
Und ja, kulturelle Unterschiede gibt es überall – nicht nur in fernen Ländern, sondern auch vor unserer Haustür. Aber anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen, sollten wir vielleicht mal in den Spiegel schauen. Wer bestimmt eigentlich, was "zivilisiertes" Verhalten ist? Vielleicht ist es an der Zeit, unsere eigenen Vorurteile zu hinterfragen und zu erkennen, dass Diplomatie mehr ist als nur Händeschütteln.
Letztendlich geht es darum, Brücken zu bauen, nicht Mauern. Ob in Syrien oder anderswo – echte Diplomatie erfordert Offenheit, Respekt und die Fähigkeit, über den eigenen kulturellen Tellerrand hinauszublicken. Vielleicht sollten wir uns weniger Gedanken um Handschläge machen und mehr darüber, wie wir echten Dialog und Verständigung fördern können. Denn am Ende des Tages sind es nicht die Gesten, die zählen, sondern die Taten und Ergebnisse.