„Niemand steht Schlange, um in Sachsen-Anhalt arbeiten zu dürfen.“

Die geplante Ansiedlung des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg hatte große Hoffnungen und Erwartungen geweckt. Mit einer Investition von rund 30 Milliarden Euro und der Schaffung von etwa 3.000 Arbeitsplätzen versprach das Projekt einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung für die Region. Für die Stadt hätte das massive Vorteile gebracht. Das Wasser- und Abwassersystem wäre komplett modernisiert worden, 10.000 neue Einwohner hätten die Stadt belebt und die Universität hätte vielen neue zukunftsträchtige Studiengänge eingerichtet. Die Bundesregierung unterstützte das Vorhaben mit Subventionen in Höhe von fast 10 Milliarden Euro, was die Wichtigkeit des Projekts für Deutschland unterstrich.

Nun hat Intel jedoch angekündigt, den Bau der Chipfabrik um zwei Jahre zu verschieben. Diese Entscheidung löste Enttäuschung und Kritik aus. Politiker verschiedener Parteien äußerten ihre Besorgnis über die Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Die Linke ging sogar so weit, die Ansiedlung als gescheitert zu bezeichnen.

Zur Enttäuschung hinzu kommt jedoch Unverständnis und Kopfschütteln zu den Aussagen, die heute in der Stadt Magdeburg eingfangen wurden. (Deutschlandfunk, heute, 17.08 Uhr:

"Gut so, ich finde unser Ackerland kann ja von uns bebaut werden, und das muss ja nicht alles mit Häuser zugepflastert werden, und ich finde unsere Betriebe könnten hier weitergehen, und nicht dass das alles vom Ausland kommt."

Diese Aussage spiegelt eine nationalistische und isolationistische Haltung wider, die im Kontrast zu den Zielen der Intel-Ansiedlung steht. Während das Projekt auf internationale Zusammenarbeit, Technologietransfer und wirtschaftliches Wachstum abzielte, betont die Aussage den Wunsch nach Ausgrenzung, lokaler Kontrolle und Bewahrung traditioneller Strukturen.

Die Analyse dieser gegensätzlichen Perspektiven zeigt, dass der Osten Deutschlands ein komplexes und anspruchsvolles Investitionsgebiet darstellt. Einerseits besteht ein großer Bedarf an wirtschaftlicher Entwicklung und Arbeitsplätzen. Andererseits gibt es Vorbehalte gegenüber ausländischen Investitionen und Veränderungen der bestehenden Strukturen.

Die Diskussion dauert schon länger an. Ein Auszug aus einer Publikation des IWH:

Was viele hier noch nicht verstanden haben: Man kann nicht ein solch großes Unternehmen erfolgreich ansiedeln und ansonsten alles beim Alten belassen. Unsere Politik ist viel zu sehr darauf ausgerichtet, Bestehendes zu erhalten, statt Neues zu fördern. Strukturwandel bedeutet, dass Arbeitskräfte in zukunftsträchtige Branchen verlagert werden – und dadurch weniger produktive Firmen verschwinden. Das ist ganz normal.

Vor allem aber: Die Region muss attraktiver werden für Zuwanderung, deutlich attraktiver, und das ist ein echtes Problem. Intel sucht Fachkräfte – also gut ausgebildete Leute aus aller Welt, die sich ihren Arbeitsplatz aussuchen können. Niemand steht Schlange, um in Sachsen-Anhalt arbeiten zu dürfen. Das ist kein rein ostdeutsches

Problem, die Bleibedauer von qualifizierten Zuwanderern ist bundesweit zu kurz.

Und: In Ostdeutschland ist Fremdenfeindlichkeit ein negativer Standortfaktor. Die Ministerpräsidenten sind aber immer noch damit beschäftigt, diesen massiven Standortnachteil zu ignorieren und abzustreiten. Solange das Problem abgestritten wird, können keine Lösungswege gefunden werden

Diese Ambivalenz stellt eine Herausforderung für Investoren und politische Entscheidungsträger dar. Es gilt, die Chancen großer Investitionen zu nutzen, gleichzeitig aber auch die Bedenken und Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung ernst zu nehmen.

https://www.deutschlandfunk.de/static/timeshiftplayer/

https://www.iwh-halle.de/fileadmin/user_upload/publications/sonstint/2023_holtemoeller_investitionsdebatte.pdf

So wird das wohl nichts mehr mit dem Osten.

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